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“Wir wollten uns nicht mit der Suche nach passenden Investoren aufhalten”

Hinter Quizzer aus dem Hause Mobile Learning Labs verbirgt sich eine "Learning App für Unternehmen". Unternehmen wie EDEKA, Beiersdorf und SPAR setzen derzeit auf Quizzer. Die Berliner bauten ihr EdTech bisher ohne Investorengelder auf.
“Wir wollten uns nicht mit der Suche nach passenden Investoren aufhalten”
Dienstag, 24. August 2021VonAlexander Hüsing

Das Berliner Unternehmen Mobile Learning Labs, das 2015 an den Start ging, bietet mit Quizzer eine “Learning App für Unternehmen” an. “Die Fragen drehen Sich meist um Themen rund um den Beruf, Fragen zum Unternehmen aber auch um Allgemeinwissen. Das Unternehmen und die MitarbeiterInnen können selbst bestimmen, welche Themen in der App verfügbar sind”, erklärt Gründer Christian Kiefer das Konzept des EdTech-Unternehmens. Unternehmen wie EDEKA, Beiersdorf und SPAR setzen derzeit auf Quizzer.

Zum Start hatte das Quizzer-Team dabei Unternehmen gar nicht als Zielgruppe im Visier. “Anfangs war das System für Schulen und Unis gedacht. Aufgrund der enormen Hürden, in diesem Bereich Fuß fassen und Umsatz generieren zu können, haben wir uns dann auf Unternehmen als Zielgruppe konzentriert”, erzählt Kiefer. Bisher bauten die Hauptstädter Quizzer dabei ohne Investorengelder auf. “Wir wollten uns nicht mit der Suche nach passenden Investoren/Investorinnen aufhalten, sondern auf die Entwicklung des Produkts fokussieren und damit auch schnell Umsatz generieren”, sagt Kiefer.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Quizzer-Macher außerdem über Pilotkunden, Marketing und den Austausch mit Kundinnen und Kunden.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Quizzer erklären?
Wir haben eine App entwickelt, die in Unternehmen eingesetzt wird und mit der die MitarbeiterInnen auf eine unterhaltsame Art lernen können. Sie beantworten dabei Quiz-Fragen und wenn sie etwas nicht genau wissen, erhalten sie direkt die Informationen, die sie benötigen. Die Fragen drehen Sich dann meist um Themen rund um den Beruf, Fragen zum Unternehmen aber auch um Allgemeinwissen. Das Unternehmen und die MitarbeiterInnen können selbst bestimmen, welche Themen in der App verfügbar sind und jederzeit auch einfach neue Fragen dafür erstellen.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, seit dem Start irgendwie verändert?
Anfangs war das System für Schulen und Unis gedacht. Aufgrund der enormen Hürden, in diesem Bereich Fuß fassen und Umsatz generieren zu können, haben wir uns dann auf Unternehmen als Zielgruppe konzentriert.

Wie genau hat sich Quizzer seit der Gründung entwickelt?
Wir hatten von Beginn an versucht, unsere Kunden eng in die Entwicklung des Quizzer-Systems einzubinden. Das hatte auch enorme Vorteile. Zum einen nutzen fast alle anfänglichen Pilotkunden noch immer unser System. Zum anderen haben wir durch die enge Kooperation sehr viel gelernt und das System in eine Richtung entwickelt, die für einen Großteil der Unternehmen alle Anforderungen erfüllt. Inzwischen haben wir Kunden vom kleinen 2-Personen-Schulungsunternehmen über private Schulen bis hin zu Konzernen im In- und Ausland. Aktuell stehen wir kurz vor der Veröffentlichung einer technologisch komplett überarbeiteten Version unseres Systems – Quizzer 2.0.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Quizzer inzwischen?
Wir haben inklusive Gründer und Teilzeitkräften sieben MitarbeiterInnen. Unser Umsatz 2020 lag bei rund 250.000 Euro, obwohl wir 2020 aufgrund der Neuentwicklung kaum Marketing und nahezu keine aktive Kundenakquise betrieben hatten.

Du hast Mobile Learning Labs bzw. Quizzer bisher ohne Fremd-Finanzierungen und Kapitalgeber aufgebaut. War dies von Anfang an eine bewusste Entscheidung?
Ja, wir wollten uns nicht mit der Suche nach passenden Investoren/Investorinnen aufhalten, sondern auf die Entwicklung des Produkts fokussieren und damit auch schnell Umsatz generieren. Es kam dann über einen Kontakt zu Gesprächen mit einem interessierten Business Angel. Diese waren dann sehr zeitaufwändig. Am Ende kam keine Kooperation zustande, weil ein Deal nur mit einem starken Engagement des Investoren Sinn gemacht hätte und Teile unseres Teams davon nicht komplett überzeugt waren.

Wie war der Start ohne fremdes Geld – was geht recht einfach, was ist als Bootstrapping-Startup recht schwierig?
Das Gründungsteam hatte zuvor bereits in einem Startup eine erfolgreiche App entwickelt und brachte alles mit, um unser Produkt schnell realisieren zu können. Somit kamen wir recht kostengünstig zum MVP und auch bald zu einem Umsatz, von dem wir leben konnten. In den ersten Jahren gab es dennoch einige sinnvolle Möglichkeiten zum Marketing, die wir aus finanziellen Gründen nicht wahrnehmen konnten. Wir waren auch sehr darauf angewiesen, dass uns unsere Kunden weiterempfehlen. Besonders die Vorträge von unseren Pilotkunden über die Erfahrungen mit unserem Produkt hatten auf uns aufmerksam gemacht.

Gab es denn viele Dinge, die Du einfach nicht umsetzen konntest, weil das Geld fehlte?
Ja, vor allem für Marketing. Ähnliche Produkte mit Investment im Rücken wie Kahoot! hatten hier ganz andere Möglichkeiten. Wir haben auch schon länger Ideen für weitere Produkte neben Quizzer, für die uns jedoch die Ressourcen fehlen.

Was rätst du anderen Gründer:innen, die sich für Bootstrapping entscheiden?
Es nur zu machen, wenn man für das Produkt brennt und von dem Erfolg des Produktes überzeugt ist. Und sich mit anderen Gründern zu vernetzen, um sich zu aktuellen Herausforderungen auszutauschen.

Wovon hast Du in der Anfangszeit gelebt?
Wir hatten uns aus dem Startkapital ein grundlegendes Gehalt gezahlt und konnten auf Reserven aus den vorigen Jobs zurückgreifen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir hatten uns bei einem sehr großen Kunden mit besonderen Anforderungen im Aufwand sehr verschätzt. Das hat die Weiterentwicklung des Kernproduktes kurzzeitig komplett lahmgelegt – aber wir haben daraus gelernt.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die Kunden eng in die Entwicklung einzubeziehen und immer in einem ehrlichen Austausch mit den Kundinnen und Kunden zu pflegen.

Wo steht Mobile Learning Labs in einem Jahr?
Mit dem Release der neuen Version, auf die sich viele Kunden und auch Interessenten freuen, erwarten wir viele neue Kundinnen und Kunden.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.