#Interview

Ein Startup, das gegen Geldwäsche kämpft

"Mit Hawk AI wollen wir Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wirksam bekämpfen. Weil sich Kriminelle immer ausgeklügelterer Methoden bedienen, um die Herkunft illegaler Gelder zu verschleiern, braucht es eine automatisierte Überwachung des weltweiten Zahlungsverkehrs", sagt Gründer Tobias Schweiger.
Ein Startup, das gegen Geldwäsche kämpft
Montag, 23. August 2021VonAlexander Hüsing

Das Münchner FinTech Hawk AI, das 2018 von Wolfgang Berner und Tobias Schweiger (beide früher bei PAY.ON aktiv) gegründet wurde, bietet eine “Softwarelösung zur automatisierten Erkennung von Verdachtsfällen von Finanzkriminalität” an. Das Team schreibt dazu: “Die Lösung reduziert die Fehlalarmquote im Vergleich zu herkömmlichen AML-Lösungen drastisch”. BlackFin Capital Partners und Altinvestor Picus Capital investierten kürzlich 10 Millionen US-Dollar in die Jungfirma.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründer Schweiger das Konzept hinter Hawk AI einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Hawk AI erklären?
Mit Hawk AI wollen wir Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wirksam bekämpfen. Weil sich Kriminelle immer ausgeklügelterer Methoden bedienen, um die Herkunft illegaler Gelder zu verschleiern, braucht es eine automatisierte Überwachung des weltweiten Zahlungsverkehrs, die dem einen Riegel vorschiebt. Die technische Lösung dafür bauen und betreiben wir.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Hawk AI lösen?
Die Bekämpfung von Finanzkriminalität wird ständig aufwändiger und teurer, weil die europäischen und globalen Regulierungsbehörden auf mehr Durchschlagskraft pochen – und das zurecht! Finanzinstituten blieb mit ihren herkömmlichen, rein regelbasierten Systemen aber nicht viel mehr übrig als das Problem mit mehr Personal anzugehen. Zugleich schlafen die Kriminellen ja auch nicht und umgehen schärfere Regeln schneller als uns allen lieb sein kann. Wir gehen das Problem mit den Mitteln der Digitalisierung an und bieten eine offene, modulare und Cloud-basierte Lösung für Transaktionsmonitoring und -überwachung an. Die können Banken und Zahlungsdienstleister schnell an ihre bestehenden Kernbanksysteme andocken und in sehr kurzer Zeit erheblich effizientere Prozesse zur Geldwäschebekämpfung etablieren.  Kern unserer Software ist Künstliche Intelligenz, die regelbasierte Überwachung leistungsfähiger macht und bislang unbekannte Muster schneller erkennt. Das ist der Hebel, um den Kriminellen schneller auf die Spur zu kommen

Wie ist die Idee zu Hawk AI entstanden?
Mein Mitgründer Wolfgang Berner und ich waren viele Jahre bei einem Zahlungsdienstleister federführend aktiv. Von dort wissen wir, wie hochsichere, skalierbare Systeme für die Finanzbranche gebaut werden. Auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee sind wir darauf gestoßen, dass etwa 95 Prozent aller Alarmmeldungen in der Geldwäscheprävention falsch positiv sind und Finanzhäuser große Schwierigkeiten haben, die tatsächlichen Verdachtsfälle zu identifizieren. Dieses Defizit der Altlösungen, die teils über 15 Jahre alt sind, lässt sich mit KI- und Cloud-Technologie perfekt adressieren. Das war der Startpunkt für Hawk AI.

Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir bieten unsere Lösung als Software as a Service an. Vereinfacht gesprochen, je mehr Transaktionen wir überwachen, desto höher unser Umsatz. Das ist der Charme von SaaS.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerade habt ihr 10 Millionen eingesammelt. Wofür braucht ihr so früh schon so viel Geld?
Die Investitionen nutzen wir in erster Linie für die Weiterentwicklung unseres Produkts, aber auch für den Ausbau unseres Vertriebs und die Expansion auf internationale Märkte.

 

 

Wo steht Hawk AI in einem Jahr?
In einem Jahr sind wir unserem Ziel, Hawk AI auch international als führenden Experten auf dem Gebiet der Geldwäscheprävention zu etablieren, einen großen Schritt nähergekommen. Bis Ende 2022 wollen wir unser Team verdoppeln, dafür suchen wir für unsere Zentrale in München Softwareentwickler, Data Scientists und Vertriebsexpert:innen mit Erfahrung im Finanzsektor.

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Foto (oben): Hawk AI

 

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.