#Interview

“Nach einem halben Jahr im App-Store beschloss ich, meinen Job zu kündigen”

Das Berliner Startup Dogo wandelte sich in den vergangenen Jahren zum Nebenbei-Projekt zum Überflieger. "2020 wuchs unsere Nutzerbasis um mehr als 800 % und 1,3 Millionen Nutzer! Wir haben rund 200.000 monatlich aktive Nutzer und bisher 3,8 Millionen App-Downloads", sagt Gründerin Rasa Gentvilaite Ziemiene.
“Nach einem halben Jahr im App-Store beschloss ich, meinen Job zu kündigen”
Freitag, 13. August 2021VonAlexander Hüsing

Hinter Dogo verbirgt sich eine App rund um das Thema Hundetraining. Seit dem Start wurde die Anwendung aus Berlin bereits knapp 4 Millionen mal heruntergeladen. “Als wir die App Ende 2017 gelauncht haben, hätten wir uns den heutigen großen Erfolg, nicht vorstellen können. Nach einem halben Jahr im App-Store beschloss ich, meinen Job zu kündigen und seine Zeit ganz der App zu widmen”, sagt Gründer Tadas Ziemys.

Zwei Jahre setzte das Dogo-Führungsteam, zu dem noch Rasa Gentvilaite Ziemiene, Eliza-Marija Hirvensalo und Mindaugas Kuprionis gehören, auf Bootstrapping. Dann stieg der Berliner Geldgeber APX bei Dogo ein. Zudem setzen inzwischen auch bekannte Angels wie Paul Schwarzenholz, Björn Kolbmüller, Oliver Merkel und Gerald Schoenbucher auf die Jungfirma. Inzwischen wirkten 14 Mitarbeiter:innen für Dogo.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Dogo-Macher:innen unter anderem über Hundeeltern, mentale Stimulation und Abonnement-Modelle.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dogo erklären?
Hirvensalo: Dogo ist eine App – in der Annahme, dass unsere Omas wissen, was das ist -, die Hundeeltern hilft, ihre Lieblinge mit Leichtigkeit und Spaß unter Anleitung von professionellen Hundetrainern zu trainieren.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Ziemys: Die Grundidee von Dogo ist die gleiche geblieben – wir verfolgen immer das Ziel, Hundeeltern beim Training und der Förderung ihrer Vierbeiner zu helfen. Allerdings haben wir im Laufe der Jahre Funktionen ergänzt, darunter eine soziale Plattform und mehrere Sprachen, die an die lokale Kultur rund um Hunde angepasst sind und die Hundeeltern weiterbilden. Ursprünglich hatten wir nicht vor, die App so früh zu monetarisieren. 2020 wurden wir von Apple zur App des Tages gewählt, was ein massives Wachstum unserer Userbase ausgelöst hat. Daher haben wir Abonnements eingeführt, um unser Wachstum und unsere Kundenbetreuung besser zu ermöglichen.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Hirvensalo: Das Geschäftsmodell basiert auf Abonnements. Nutzer*innen können die Funktionen sieben Tage lang kostenlos testen, müssen dann aber mit einem monatlichen Abonnement weitere Stufen freischalten.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Gentvilaite Ziemiene: Während des Lockdowns haben sich viele Menschen für die Adoption von Hunden und anderen Haustieren entschieden. Allein in Deutschland ist die Zahl der Hundehalter in den letzten zehn Jahren von 6,5 Millionen auf 10 Millionen gestiegen. 2020 war ein besonders großer Anstieg zu verzeichnen! Die Rückkehr ins Büro weckt die Sorge, den Liebling im Stich zu lassen oder nicht mehr artgerecht auszulasten. Viele Corona-Hunde haben noch nicht ausreichend Lebenserfahrung sammeln können und verlangen nach mentaler Stimulation sowie Training. Daher sehen wir ein enormes Potenzial für Dogo, all die neuen Hundeeltern beim Übergang zu unterstützen.

Wie ist überhaupt die Idee zu deinem Startup entstanden?
Hirvensalo: Die Inspiration hinter Dogo stammt von dem Ehepaar und Mitgründern Tadas Žiemys und Rasa Gentvilaite Ziemiene, einem Softwareentwickler und einer Tierärztin, die ihren Hund Udra aus einem Tierheim gerettet haben. Als sie Udra in Hundeschulen brachten, Bücher lasen und Trainingsvideos auf YouTube ansahen, waren sie schnell überwältigt von der enormen Menge an Informationen – ohne Anleitung und Unterstützung. Anfänglich verbrachten sie ihre Wochenenden damit, an der App zu arbeiten. Die erste Version der App wurde von Tadas während eines Wochenendes im Zelt entwickelt. Ein halbes Jahr nach dem Start kündigten sowohl Tadas als auch Rasa ihre Jobs, um in Vollzeit an der gamifizierten Hundetrainings-App zu arbeiten.

Wie hat sich Dogo seit der Gründung entwickelt?
Ziemys: Wir, Tadas und Rasa, haben Dogo als Hobby-Projekt gestartet. Ich schrieb den ersten Code und Rasa entwickelte die Anleitungen zum Hundetraining. Als wir die App Ende 2017 gelauncht haben, hätten wir uns den heutigen großen Erfolg, nicht vorstellen können. Nach einem halben Jahr im App-Store beschloss ich, meinen Job zu kündigen und seine Zeit ganz der App zu widmen. Nach zwei Jahren Bootstrapping traten wir dann APX bei, das damals ein Accelerator war und heute einer der führenden Early Stage-VCs ist. Sie haben uns wirklich dabei geholfen, die nächsten Schritte zu wagen. Dazu gehörte die Einstellung eines Business-Development-Profis, den wir in Eliza-Marija Hirvensalo 2019 gefunden haben, und eines technischen Mitgründers Mindaugas Kuprionis, der im Jahr 2020 dazu stieß und fundierte Erfahrungen als Entwickler der Android-App für Vinted, das erste litauische Einhorn, mitbrachte.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Dogo inzwischen?
Gentvilaite Ziemiene: Wir sind jetzt ein Team von 14 Mitarbeitern und stellen gerade fleißig neue Leute ein! Unser internationales Team spricht neun Sprachen und ist über die ganze Welt verteilt. Außerdem arbeiten wir mit 20 zertifizierten Hundetrainern aus der ganzen Welt zusammen. Unsere App ist in 12 Sprachen verfügbar. Im Jahr 2020 wuchs unsere Nutzerbasis um mehr als 800 % und 1,3 Millionen Nutzer! Wir haben rund 200.000 monatlich aktive Nutzer und bisher 3,8 Millionen App-Downloads. Da wir erst kürzlich von Apple – wieder – als “Ones to Watch” ausgezeichnet wurden, erwarten wir, dass diese Zahl weiter wächst!

Blicke gerne einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Hirvensalo: Schwer zu sagen. Wir sind froh, dort zu sein, wo wir jetzt sind – wir haben sicher vieles richtig gemacht. Wenn wir die Möglichkeit hätten, die Zeit zurückzudrehen, hätten wir unser Team wahrscheinlich schneller wachsen lassen und früher mit dem Fundraising begonnen. Wir waren zu Corona-Zeiten etwas zu konservativ und generell sehr auf die neu eingeführten Abonnement-Modelle und das Performance-Marketing fokussiert. Andererseits hat es zu besseren Bedingungen und einer besseren Position im Markt geführt!

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Kuprionis: Wir investieren viel in unser Design und unsere User Experience, was sich in 100.000 positiven Bewertungen im App Store mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,8 Sternen widerspiegelt. Natürlich wären ohne unser tolles Team nicht da wo wir jetzt sind! Wir arbeiten mit den talentiertesten Ingenieur*innen und Designer*innen zusammen, um das Benutzererlebnis zu verbessern. Wir haben ein großartiges Team von Investoren, die uns helfen und beraten. Wir haben ein großartiges Team von Investoren, die uns helfen und beraten. Bekannte und angesehene Investoren haben uns bereits unterstützt: APX und Leap Ventures. Bekannte Angels wie Paul Schwarzenholz, Björn Kolbmüller, Oliver Merkel, Gerald Schoenbucher, Friedrich Neumann, Marius Jeuck und Moritz Hohl.

Wo steht Dogo in einem Jahr?
Ziemys: Wir navigieren in einem sich ständig wandelnden Umfeld und werden Hundeeltern in allen Lebensphasen der Hundeerziehung unterstützen.

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Foto (oben): Dogo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.