#Zahlencheck

Verlust beim Urban Sports Club steigt auf 32 Millionen

Der Rohergebnis beim Urban Sports Club stieg zuletzt auf 9,6 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag des Berliner Fitness-Startups stieg gleichzeitig auf beachtliche 32,1 Millionen. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 6,7 Millionen.
Verlust beim Urban Sports Club steigt auf 32 Millionen
Donnerstag, 17. Juni 2021VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Urban Sports Club, ein millionenschwerer Anbieter für Sportflatrates, legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019. Im Vor-Corona-Jahr erwirtschaftete das Unternehmen ein Rohergebnis in Höhe von 9,6 Millionen Euro, nach rund 3,9 Millionen im Jahr zuvor. “Dieses Wachstum resultiert zum einen aus dem Gewinn neuer Mitglieder und aus den im Geschäftsjahr 2019 erfolgten strategischen Fusionen.”, teilt die Jungfirma mit.

Der Urban Sports Club, der 2012 von Benjamin Roth und Moritz Kreppel gegründet wurde, hatte in den vergangenen Jahren gleich mehrere Wettbewerber übernommen – etwa 99Gyms, Fitengo, Somuchmore, FITrate und OneFit. Der Jahresfehlbetrag des Startups stieg 2019 auf 32,1 Millionen. Im Jahr zuvor waren es nur 6,7 Millionen. Das Startup führt diese Verluste auf “die Expansion und die Wachstumsstrategie zurück”. Insgesamt kostete der Aufbau des Urban Sports Club bereits rund 39,3 Millionen.

In den vergangenen Jahren wanderten bis Ende 2019 auch schon rund 81 Millionen in das Fitness-Unternehmen. Zudem floss bereits weiteres Kapital in die Jungfirma: “Zur Stärkung der Liquidität und zur Sicherstellung der Finanzierung weiterer Expansionen hat die Gesellschaft im März 2020 eine Finanzierungsrunde geschlossen. Diese wurde am 6. März 2020 beschlossen und am 18. März 2020 in das Handelsregister eingetragen. Des Weiteren wurde im Oktober 2020 ein Wandeldarlehen im zweistelligen Millionenbereich abgeschlossen”.

Unter den “Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern”, die sich auf 40 Millionen belaufen, findet man im Jahresabschluss einen weiteren Hinweis auf vorherige Wandeldarlehen. Diese “betreffen zwei Wandeldarlehen, die im Geschäftsjahr 2019 geschlossen wurden”.  Finanziell war der Urban Sports Club somit vor Corona gut aufgestellt.  Für das Corona-Jahr rechnete das Team der Jungfirma zuletzt beim Rohergebnis mit einer “kleinen Steigerung im niedrigen einstelligen Bereich”. Hinsichtlich des EBITDA 2020 erwartete das Unternehmen “eine leichte Verbesserung. Es wird aufgrund laufender Investitionen in die Expansion jedoch weiterhin negativ sein”.

Im Zuge der Corona-Pandemie setzte das Unternehmen massiv auf Online-Kurse. Inzwischen erweiterte die Jungfirma ihr Angebot auch um On-demand-Kurse: “Mitglieder können flexibel zwischen des Besuchs im Studio, der Teilnahme an Outdoor-Workouts, dem Trainieren zu Hause per Livestream und dem neuen Angebot aus On-demand-Kursen wählen”. Eine Entwicklung, die es ohne die Corona-Krise sicherlich so früh in der Expansionsphase nicht gegeben hätte.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2019

* USC konnte im Geschäftsjahr 2019 seine Umsätze signifikant steigern und die Kooperationen mit den Partnern weiter ausbauen. Das positive Rohergebnis konnte hierbei um 140 % gesteigert werden. Der Jahresfehlbetrag von TEUR 32.125 ist auf die Expansion und die Wachstumsstrategie des Urban Sport Clubs zurückzuführen.
* Das Rohergebnis ist um TEUR 5.565 gestiegen. Ursächlich hierfür ist vor allem das starke Wachstum der USC. Dieses Wachstum resultiert zum einen aus dem Gewinn neuer Mitglieder und aus den im Geschäftsjahr 2019 erfolgten strategischen Fusionen.
* Der Personalaufwand ist aufgrund des starken Mitarbeiterwachstums stark angestiegen. In 2019 waren durchschnittlich 217 Mitarbeiter beschäftigt, während in 2018 durchschnittlich 100 Mitarbeiter beschäftigt waren.
* Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind um TEUR 18.214 angestiegen. Ursächlich hierfür sind vor allem gestiegene Marketingkosten, Beratungskosten im Zusammenhang mit den in 2019 getätigten Akquisitionen und höhere Mietkosten, da wir aufgrund des rasanten Mitarbeiterwachstums mehr Platz benötigen.
* Das EBITDA ist somit aufgrund der hohen Investitionen in neue Mitarbeiter, Marketing, neue Büroräume, Beratungskosten etc. weiterhin negativ. Dies deckt sich mit der Geschäftsplanung und dient der Finanzierung unserer Expansionspläne.
* Für das Geschäftsjahr 2020 erwarten wir die folgende Entwicklung für unsere wesentlichen finanziellen und nichtfinanziellen Leistungsindikatoren: Hinsichtlich des Rohergebnisses gehen wir trotz der Corona-Krise von einer kleinen Steigerung im niedrigen einstelligen Bereich aus. Hinsichtlich des EBITDA 2020 erwarten wir eine leichte Verbesserung. Es wird aufgrund laufender Investitionen in die Expansion jedoch weiterhin negativ sein.
* Bezüglich der Mitarbeiterbindung erwarten wir einen weiteren Personalausbau in 2020 und wir werden weiter laufend überprüfen, welche Vorteile wir unseren Mitarbeitern bieten können, um die Mitarbeiterzufriedenheit und somit die Mitarbeiterbindung zu steigern.
* Zur Stärkung der Liquidität und zur Sicherstellung der Finanzierung weiterer Expansionen hat die Gesellschaft im März 2020 eine Finanzierungsrunde geschlossen. Diese wurde am 6. März 2020 beschlossen und am 18. März 2020 in das Handelsregister eingetragen. Des Weiteren wurde im Oktober 2020 ein Wandeldarlehen im zweistelligen Millionenbereich abgeschlossen.

Urban Sports Club im Zahlencheck

2019: 9,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 32,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018: 3,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 6,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017: 1,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 309.572 Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 391.316 Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Urban Sports Club/Klaus_Mellenthin

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.