#Interview

“Wir wachsen zu schnell. Das ist cool. Aber es bringt auch Schwierigkeiten mit sich”

Urban Drivestyle entwickelte sich vom Bike-Vermieter zur E-Bike-Manufaktur. "Wir beschäftigen inzwischen 14 feste Mitarbeiter. Dieses Jahr werden wir den Umsatz noch mal auf rund 5 Millionen verdoppeln. Inzwischen rollen mehrere tausend unserer Bikes durch die Straßen", sagt Gründer Ossian Vogel.
“Wir wachsen zu schnell. Das ist cool. Aber es bringt auch Schwierigkeiten mit sich”
Dienstag, 17. November 2020VonAlexander Hüsing

Urban Drivestyle produziert und verkauft Fahrzeuge. “Fantastisch Fahrzeuge” nennt Gründer Ossian Vogel diese. “Wir bauen coole E-Fahrzeuge, die mehr können, als ein Fahrrad oder Motorrad: Utility Bikes, oder SUVs der E-Bikes. Egal, ob alleine, zu zweit, mit Kind, deiner Freundin oder ob du ein Surfboard, deine Kletterausrüstung oder dein Einkauf mitnehmen willst. Unsere Fahrzeuge machen es möglich. Ganz ohne Stau”, führt der Jungunternehmer weiter aus.

Ursprünglich war Urban Drivestyle ein Bike-Vermieter, Daraus entwickelte sich ein eigenes Produkt für die Vermietung. “Inzwischen sind wir eine E-Bike-Manufaktur in Berlin mit vier E-Bike- und einem E-Scooter-Modell, und exportieren weltweit. Unser Ziel ist es, der Komplettanbieter moderner E-Mobilität zu werden und innerhalb der nächsten Jahre alles aus Deutschland oder zumindest Europa zu sourcen”, erzählt Vogel. In diesem Jahr peilt das Startup einen Umsatz von 5 Millionen an.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Urban Drivestyle-Macher über Innenstädte, asiatische Zulieferer und Lieferzeiten.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Urban Drivestyle erklären?
Ganz einfach, denn meine Oma hat den Wandel vom “Fahrrad mit Hilfsmotor” zum Moped selber in Ihrer Jugend erlebt und sagt, unsere MK sieht aus wie eine Honda Dax. Es ist schwieriger, 40-Jährigen unser Konzept zu erklären als 75-Jährigen: Wir bauen coole E-Fahrzeuge, die mehr können, als ein Fahrrad oder Motorrad: Utility Bikes, oder SUVs der E-Bikes. Egal, ob alleine, zu zweit, mit Kind, deiner Freundin oder ob du ein Surfboard, deine Kletterausrüstung oder dein Einkauf mitnehmen willst. Unsere Fahrzeuge machen es möglich. Ganz ohne Stau.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Ganz grundlegend: Wir sind als Bike-Vermieter gestartet und haben dann ein eigenes Produkt für die Vermietung entwickelt. Inzwischen sind wir eine E-Bike-Manufaktur in Berlin mit vier E-Bike- und einem E-Scooter-Modell, und exportieren weltweit. Unser Ziel ist es, der Komplettanbieter moderner E-Mobilität zu werden und innerhalb der nächsten Jahre alles aus Deutschland oder zumindest Europa zu sourcen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Als Bike-Anbieter, noch dazu also Online-Verkäufer, hatten wir echt Glück. Es wurden unglaublich viele Fahrräder gekauft: Zum einen wollen die Leute weniger mit den Öffis fahren und zum anderen sind Autos gerade in den Innenstädten – sagen wir mal – nicht die idealen Verkehrsmittel. Man steht im Stau und verschmutzt die Luft. Das E-Bike, vor allem unsere Utility-Bikes, schließen hier eine Lücke: Man kommt schnell und sicher ans Ziel und kann sogar noch seine Kinder oder seine Freundin mitnehmen. Mit unseren fetten Reifen sind auch Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen oder nasser Straßenbelag kein Problem mehr. Dennoch hatte Corona auch für uns durchaus seine Tücken: Unsere asiatischen Zulieferer für Motoren, Bremsen und Schaltungen mussten bereits im Frühling die Produktion einstellen. Das hat zu enormen Lieferverzögerungen in der ganzen Branche geführt. Wir sind erst jetzt wieder voll lieferfähig. Außerdem sind die Frachtpreise explodiert. Zeitweise mussten wir dann auch unsere Produktion in Berlin einstellen. Kein einfaches Jahr. Aber wir gehen dennoch mit einem deutlichen Plus nach Hause.

Wie ist überhaupt die Idee zu Urban Drivestyle entstanden?
Ich bin Fahrrad-Fan seit frühester Kindheit und habe mein erstes Bike-Design – ein Liegerad – schon mit 16 Jahren umgesetzt. Somit war es vom Bike-Vermieter zum E-Bike Produzenten eigentlich ein recht kurzer Weg. Wir wollten coole Bikes, die mehr können als nur von A nach B fahren. Der E-Antrieb eröffnet hier ja ganz neue Möglichkeiten. Außerdem merkten wir, dass viele unserer Kunden großes Interesse an der der MK Classic als Privatfahrzeug hatten.

Wie hat sich Urban Drivestyle seit der Gründung entwickelt?
Rasant. Wir sind innerhalb von vier Jahren zu einer Berliner Manufaktur gewachsen, mit einer breiten Produktpalette von vier unterschiedlichen E-Bikes und dem einzigen Multifunktions E-Roller auf dem Markt. All unsere Bikes haben drei Dinge gemeinsam: Den coolen Look, die fetten 204 Reifen und die hohe Funktionalität. Wir wollen das Auto oder den Motorroller ersetzen, nicht das Fahrrad.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Urban Drivestyle inzwischen?
Wir beschäftigen inzwischen 14 feste Mitarbeiter in Berlin Oberschöneweide. Dieses Jahr werden wir den Umsatz noch mal auf rund 5 Millionen verdoppeln. Inzwischen rollen mehrere tausend unserer Bikes durch die Straßen – in 48 Ländern.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir wachsen zu schnell, haha na ja, das ist natürlich super cool. Aber es bringt auch Schwierigkeiten mit sich: zum Beispiel die langen Lieferzeiten.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Unsere Produkte haben einen Nerv getroffen und unsere Community ist eine der coolsten im gesamten Bike-Segment – und darüber hinaus. Also haben nicht nur wir hier alles richtig gemacht, sondern natürlich auch unseren Kunden!

Wo steht Urban Drivestyle in einem Jahr?
Wir wollen weiterhin so stark wachsen, aber müssen nun auch das Unternehmen dazu fast nochmal “neu erfinden”. Das geht von der eigenen Rahmenproduktion in Europa bis hin zu lokalen Service- und Montagespots, bei denen man auch Testfahrten machen kann. Auch glauben wir, das Mieten statt Besitzen durchaus ein großes Geschäft werden kann! Es bleibt also “work in progress” und wir sehen sehr optimistisch und mit viel Freude nach vorne!

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Foto (oben): Urban Drivestyle

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.