#Interview

“Es gibt immer Dinge, die einen aufhalten oder ärgerlich sind”

Construyo hilft Architekten und Ingenieuren bei ihrer täglichen Arbeit. "Durch unsere Software können Architekten und Ingenieure aus ganz Deutschland gemeinsam an den Projekten arbeiten und wissen immer, welcher der letzte Stand der Planung ist", sagt Mitgründer Fabian Müller.
“Es gibt immer Dinge, die einen aufhalten oder ärgerlich sind”
Freitag, 21. August 2020VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Construyo, das 2018 von Leonhard Jeub und Fabian Müller gegründet wurde, positioniert sich als “Kollaborationsplattform, die alle Planungsinformationen für Hochbauprojekte erfasst und für die Beteiligten digital zugänglich macht”. “Construyo kümmert sich um alles was in der Bauplanung stressig ist. Entwurf, Baugenehmigung, Statik und noch viele andere baurechtlichen Voraussetzungen”, erklärt Mitgründer Müller das Konzept von Construyo.

Talis Capital investierte kürzlich 2 Millionen Euro in das Berliner ConTech-Startup Construyo. Zuvor investierten bereits Florian Swoboda und Jan Kanieß in die Jungfirma. “Talis Capital ist von einer Gruppe sehr erfolgreicher Gründer aufgebaut worden. Unsere Partner dort, wissen aus eigener Erfahrung, was funktioniert und was nicht. Talis Capital ist außerdem international sehr gut vernetzt und hat bereits erfolgreich in den Bereichen Proptech investiert und ein enormes Wissen in dem Bereich ConTech aufgebaut”, führt der Construyo-Macher aus.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Construyo-Mitgründer Müller außerdem über Fundamente, Stockwerke und Bauherren.

Wie würdest Du Deiner Großmutter construyo erklären?
Construyo kümmert sich um alles was in der Bauplanung stressig ist. Entwurf, Baugenehmigung, Statik und noch viele andere baurechtlichen Voraussetzungen, die du gar nicht kennst, Oma. Du sagst uns was du bauen willst und wir kümmern uns um den Rest. Durch unsere Software können Architekten und Ingenieure aus ganz Deutschland gemeinsam an den Projekten arbeiten und wissen immer, welcher der letzte Stand der Planung ist. Früher hat ein Architekt immer mit denselben fünf Leuten gearbeitet. Wenn die mal nicht konnten, war man aufgeschmissen und es wurde teurer. Wir arbeiten nicht mit fünf, sondern mehr als 150 Architekten und Ingenieuren zusammen. Dadurch haben wir für fast jedes Bauvorhaben den passenden Spezialisten und können pünktlich und zu fairen Preisen liefern.

Hat sich euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Nicht viel. Wir kannten die Baubranche beide bereits vor der Gründung und waren uns bewusst, dass es hier ein großes Potenzial für Wachstum durch die Digitalisierung von Kommunikationswegen und Arbeitsschritten gibt. Wir haben die ersten vier Monate mit unseren Partnern gemeinsam unsere erste Version der Software entwickelt. Seitdem haben wir riesige Schritte gemacht. Das grundsätzliche Konzept ist gleich geblieben. Wir helfen Architekten und Ingenieuren, Projekte besser und effizienter umzusetzen. Bauherren profitieren davon alle benötigten Spezialisten aus einer Hand zu bekommen.

Wie ist überhaupt die Idee zu Construyo entstanden?
Die Idee kam durch unseren persönlichen Kontakt zur Baubranche. Leo hat seine erste Berufserfahrung bei einer Hausbaufirma im Rheinland sammeln können und Fabian hat einen Architekten im persönlichen Umfeld. Architekten und Ingenieure haben sehr früh ihre eigentliche Arbeit ‘’digitalisiert’’ und mit Computerprogrammen Statiken berechnet und Pläne gezeichnet. Darüber hinaus ist der Fortschritt jedoch ins Stocken geraten. Die Vernetzung zwischen Planern trägt wesentlich zum Erfolg eines Bauprojektes bei. Genau hier hakt es aber. So kamen wir auf die Idee zur virtuellen Architekten- und Ingenieurgemeinschaft und haben es uns zur Mission gemacht, das Leben von Bauherren, Architekten und Ingenieuren durch Technologie zu erleichtern.

Zu den Investoren von Construyo gehören verschiedene Business Angels und Talis Capital. Nach welchen Kriterien habt ihr euch eure Geldgeber ausgesucht?
Talis Capital ist von einer Gruppe sehr erfolgreicher Gründer aufgebaut worden. Unsere Partner dort, wissen aus eigener Erfahrung, was funktioniert und was nicht. Talis Capital ist außerdem international sehr gut vernetzt und hat bereits erfolgreich in den Bereichen Proptech investiert und ein enormes Wissen in dem Bereich ConTech aufgebaut. Das passt also sehr gut zu uns und wir zu Talis. Bei unseren Business Angels haben wir darauf geachtet einen guten Mix aus Digital und Immobilienunternehmer mit aufzunehmen und sind überzeugt, dass dies eine gute Entscheidung war.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Wer etwas bauen und damit schnell, effizient und ohne Planungschaos durch sein möchte, kommt zu uns. Unser Netwzwerk deckt alle Planungsphasen und Bereiche ab. Construyo erhält dafür einen Prozentsatz vom Planungshonorar. Angebote, Preisgestaltung und Planungsprozess sind absolut transparent und jederzeit einsehbar. Es liegt alles digital aufbereitet vor. Damit setzen wir einen neuen Standard

Wie hat sich Construyo seit der Gründung entwickelt?
Wir sind sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklung und die Seed-Finanzierungsrunde hat uns die Möglichkeit gegeben nun das Geschäftsmodell zu skalieren, das heißt, die Durchführung von mehr und deutlich größeren Projekten.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist construyo inzwischen?
We are hiring. Wir haben inzwischen 27 sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team. Aktuell betreuen wir über Construyo vor allem Projekte zwischen 100.000 und 10 Millionen Euro Gesamtvolumen. Mit 150 vernetzten Architektur- und Ingenieursbüros sind wir schon heute die größte virtuelle Architekten- und Ingenieursgemeinschaft in Deutschland.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit der Gründung so richtig schief gegangen?
So richtig schief gelaufen ist eigentlich nichts. Natürlich gibt es immer mal Dinge, die einen aufhalten oder ärgerlich sind. Aber bis jetzt waren das alles gut handhabbare Sachen. Eines unserer größten Learnings ist, dass es nichts gibt, was sich nicht lösen lässt.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Alles richtig machen, bedeutet das 100 % alles immer perfekt läuft. Das kann eigentlich niemand ernsthaft behaupten. Dafür ist das Leben und die Wirtschaft viel zu komplex. Wir können aber sagen, auf was wir ganz besonders stolz sind: das Team. Hier haben wir sehr viele gute Entscheidungen getroffen.

Wo steht Construyo in einem Jahr?
Wir haben ein sehr gutes unternehmerisches Fundament gelegt und wachsen jetzt zügig Stockwerk für Stockwerk, um mal im Bild zu bleiben. Das heißt wir werden immer mehr Großprojekte umsetzen, unser jetzt schon großes Architekten- und Ingenieur-Netzwerk wird nochmal deutlich größer sein als heute.

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Foto (oben): Construyo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.