#Gastbeitrag

So strukturiert man mit der Produkt-Treppe ein Geschäftsmodell

Seit einigen Jahren denken die meisten beim Stichwort „Geschäftsmodell“ zuerst an die Business Model Canvas. Dabei gibt es einen einfacheren Weg, sein Geschäftsmodell zu strukturieren: Über ein Portfolio-Modell. Doch dazu fehlte bisher ein gutes Visualisierungs-Tool. Die Business Model Produkt-Treppe schließt diese Lücke.
So strukturiert man mit der Produkt-Treppe ein Geschäftsmodell
Mittwoch, 11. Dezember 2019VonTeam

Ideen haben die Eigenart, in abstrakte Einzelteile zu zerfallen. Sie arbeiten eine erste Runde, weitere Einfälle kommen, Mind-Maps füllen sich. Ehe Sie sich versehen liegt vor Ihnen ein Stapel von Gedanken, viele lose Fäden, viel Herzblut, aber noch keine wirkliche Struktur.

  • Wie gehen Sie damit um?
  • Wie ordnen Sie das?

Unordnung ist die Achilles-Verse vieler Entrepreneure 

Als wir vor 10 Jahren begannen, intensiv digitale Entrepreneure zu begleiten, erlebten wir gleich zu Beginn, dass viele nicht nur eine Idee, sondern gleich mehrere hatten. Produkte wurden zeitgleich parallel vorangetrieben, oft standen sie unverbunden in einem einzigen Geschäftskonzept nebeneinander. Wenn man fragte, warum welches Angebot entstanden war, wurde das mit Sätzen begründet wie „das hat sich so ergeben“. Dieses Problem der „zufälligen Unaufgeräumtheit“ von Geschäftsideen ließ uns nicht los.

Gibt es Produkt-Sets für bestimmte Entrepreneur-Typen?

Irgendwann fragten wir uns: Welche Produkte gehören eigentlich zu welchen Geschäftskonzepten? Gibt es „Sets“ von Produkten, die zueinanderpassen? Um das herauszubekommen, begannen wir, die Portfolios verschiedener Geschäfts-Typen zu analysieren. Wir starteten bei den Konzepten, die uns immer wieder in unseren Intensivgruppen begegneten: Maker, Händler, Experten, Services, Erlebnis-Modelle.

Bestimmte Werkzeuge halfen nicht 

Während erster Analysen sortierten wir die alte Portfolio-Analyse der Boston Consulting Group aus. Sie wurde für große Konzerne geschaffen und zielt auf Marktsättigung und Produkt-Lebens-Zyklen. Dieses Werkzeug hilft bei der ersten Festlegung des Angebots-Mix nicht weiter. Auch die Canvas offenbarte bei der Strukturierung des Produkt-Sortiments einen blinden Fleck. Dort blieben viele auf der abstrakten „Value-Ebene“ stecken. Der Sprung ins konkrete Sortiment fiel schwer.

Ein Treppen-Modell als Struktur-Raster 

Nach einiger Zeit hatte uns der Ehrgeiz gepackt. Wir suchten nach einem intuitiven Werkzeug, mit dem man einfach alle Produkte eines Geschäftsmodells in eine logische Ordnung bringt. Nach einer Reihe von Experimenten entwickelten wir die Business Model Produkt-Treppe.

Für die Treppen-Form entschieden wir uns, weil sie eingängig ist und intuitiv eine aufsteigende Wertigkeit unterstellt. Angebote oben sind „hochwertiger“. Von diesem Grundgedanken ausgehend, begannen wir einige strategische Regeln zu etablieren, die helfen, schnell eine Struktur in ein Angebot zu bekommen.

Begrenzung auf 6 Stufen 

Ein Trick, das eigene Portfolio übersichtlich zu halten, ist auf 6 Stufen zu arbeiten. Damit können Sie können nicht mehr einfach alle Ihre Ideen lose nebeneinander schreiben. Dies zwingt zur Konzentration. Aber keine Sorge: Gleich ob Food-Maker, Content-Producer, Erlebnis-Anbieter, Productized Service oder Shop-Betreiber, Sie bekommen das auf 6 Stufen hin.

Dann folgen drei einfache Bestückungs-Tipps:

Tipp Nr. 1

  • Etablieren Sie auf der 3 Ihr „Arbeitsprodukt“.
  • In der Mitte Ihrer Treppe ist Ihre Tragschicht. 
  • Dort steht Ihr stabiler Umsatz.

Tipp Nr. 2

Von dort ausgehend differenzieren Sie nach unten Reichweitenprodukte. Dies sind Produkte, die vor allem Kunden anziehen, aber nicht zwingend zum Ertrag beitragen.

Tipp Nr. 3

Haben Sie das stehen, wenden Sie sich oben den Superuserprodukten zu. Dies sind Angebote, die von ca. 5 bis 10 Prozent Ihrer Kunden angefragt werden, die überdurchschnittlich viel auf einmal lösen wollen.

Sie erhalten mit diesem Vorgehen drei verschiedene Produkt-Segmente: Bei einem Händler sind es verschiedene Sortimentsbereiche, bei einem Service-Modell verschiedene Service-Level etc.

Produkt-Portfolio ist Geschäftsmodell 

Bekommen Sie so Struktur in Ihre Produkte, ergeben sich sofort auch Strukturen für Ihr Geschäftsmodell, das Marketing, die benötigten digitalen Komponenten und vieles mehr. 

Diese Zusammenhänge faszinieren uns, weil sie Auswirkungen bis auf den eigenen, persönlichen Arbeitsstil haben. Oder anders gesagt: Zeigen Sie uns Ihre Produkt-Treppe® und wir sagen Ihnen, wie Sie morgen arbeiten werden.

Hin und wieder ist Einfachheit der schnellere Weg 

Die Produkt-Treppe ist ein einfaches Werkzeug. Es wird von den meisten auf Anhieb verstanden. Wir kennen Entrepreneure, die das System mit einem einzigen Blick erfasst haben und seitdem damit arbeiten. Der weitaus größere Teil der digitalen Entrepreneure nutzt Komponenten und bewegt darüber Produkte und Angebote diverser Art. Für sie ist die strategische Sortierung des eigenen Angebotes über die Produkt-Treppe ein sehr einfacher Weg, dem eigenen Geschäftsmodell auf den Grund zu kommen.

Zum Autor
Ehrenfried Conta Gromberg ist Gründer von Smart Business Concepts und entwickelte die Produkt-Treppe zusammen mit seiner Frau Brigitte Conta Gromberg. Die beiden arbeiten seit über 25 Jahren aus dem Home Office und machten den Begriff „Solopreneurship“ in Deutschland bekannt. Ihr neues Methodenbuch “Business Model Produkt-Treppe” ist gerade herausgekommen.