#Interview

“Nach einem suboptimalen Start im Vertrieb haben wir vieles richtig gemacht”

Socialwave stattet Restaurants mit WLAN aus. "Der Zugang zu dieser Branche gestaltet sich relativ schwierig, da für viele Gastronomen das Thema Digitalisierung relativ neu ist und sie die Wirkung der Marketingmaßnahmen unterschätzen", sagt Mitgründer Felix Schönfelder.
“Nach einem suboptimalen Start im Vertrieb haben wir vieles richtig gemacht”
Montag, 25. November 2019VonAlexander Hüsing

Das Münchner Startup Socialwave versorgt insbesondere Gastronomiebetriebe mit WLAN. “Mit Hilfe von Socialwave können Gastronomen ihren Gästen eine kostenlose Internetverbindung zur Verfügung stellen und mit dieser Werbung auf den Handys der Restaurantbesucher schalten”, erklärt Mitgründer Felix Schönfelder das Konzept hinter dem Startup. “Der Kunde wählt sich in das kostenlose WLAN ein und der Betreiber des WLANs nutzt diese Touch Points, um automatisiertes Marketing zu betreiben.”

Derzeit wirken rund 35 Mitarbeiter für das Startup. “Im letzten Jahr haben wir rund 1,5 Millionen Euro Umsatz gemacht und der Plan für dieses Jahr ist, die Marke von 3 Millionen Euro zu knacken. Das Umsatzwachstum soll sich natürlich in den nächsten Jahren fortsetzen. Mir ist besonders wichtig, dass wir ein nachhaltiges Wachstum erreichen”, sagt Schönfelder. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Socialwave-Macher außerdem über Außendienst-Mitarbeiter, einem suboptimalen Start im Vertrieb und Teamspirit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Socialwave erklären?
Mit Hilfe von Socialwave können Gastronomen ihren Gästen eine kostenlose Internetverbindung zur Verfügung stellen und mit dieser Werbung auf den Handys der Restaurantbesucher schalten. Zudem sammeln Restaurants mehr positive Kritiken, die dann im Internet stehen und dafür sorgen, dass das Lokal öfter gesehen wird. Dadurch bekommen Lokale wiederum mehr Besucher und verdienen mehr Geld.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wir bewegen uns in einem Geschäftsfeld, das umtriebiger nicht sein könnte. Die evolutionären Sprünge in der Medienentwicklung werden immer größer. Das Konzept von Socialwave muss sich stets an aktuelle Trends und Bedürfnisse der WLAN-User anpassen. In den vergangenen Jahren hat Social Media enorm an Bedeutung gewonnen und sich stark ausdifferenziert. Wir haben dann zum Beispiel die Login-Möglichkeiten um einen WhatsApp- und einen Instagram-Login erweitert. Das gleiche gilt für die Marketinginstrumente, die sich immer entlang des Medienkonsumverhaltens der User mitentwickeln müssen.

Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Socialwave verbindet das Bedürfnis von Kunden, etwa Gästen in einem Restaurant oder in einem Fitnessstudio, nach schnellem und kostenlosem Internet mit einem Marketing-Tool für Gewerbetreibende. Der Schlüssel, beiden Seiten gerecht zu werden, ist gleichzeitig die Infrastruktur: WLAN-Hotspots. Der Kunde wählt sich in das kostenlose sowie schnelle und vor allem rechtssichere WLAN ein und der Betreiber des WLANs nutzt diese Touch Points, um mit dem Nutzer in Kontakt zu treten und über verschiedene Tools automatisiertes Marketing zu betreiben.

Viele Gastwirte wollen Gastwirte, Restaurants und Gastrofirmen als Kunden gewinnen. Wie schwierig ist der Zugang zu dieser Branche?
Der Zugang zu dieser Branche gestaltet sich relativ schwierig, da für viele Gastronomen das Thema Digitalisierung relativ neu ist und sie die Wirkung der Marketingmaßnahmen unterschätzen. Socialwave baut zu jedem Gastronomen einen persönlichen Kontakt auf, um die Vorteile des WLAN-Marketing-Pakets sowie den Mehrwert, der dadurch entsteht, zu erklären.

Was hat sich in den vergangenen Jahren in der Branche am meisten verändert?
In den vergangenen Jahren hat sich vor allem die Ausrichtung von uns und unseren Wettbewerbern deutlich gewandelt, weil sich mit Abschaffung der Störerhaftung der rechtliche Rahmen für öffentliche Hotspots geändert hat. Es steht nicht mehr im Fokus, an erster Stelle rechtssicheres WLAN anzubieten. Das ist mittlerweile für Gewerbetreibende mit einem stationären Geschäftsmodell selbstverständlich. Der Clou ist, jeden WLAN-Login als Touch Point für intelligentes Marketing zu nutzen. Früher hat der Gastronom für diesen Service bezahlt, ohne einen Return-on-Investment zu haben. Heute bekommt er einen digitalen Draht zu seinen Gästen oder Kunden. Zudem lernt er viel über seine Kunden und er kann den Kontakt etwa über Social-Media-Aktivitäten und E-Mail-Marketing aufrechterhalten. Wir ermöglichen Gewerbetreibenden mit einem stationären Geschäftsmodell effektive, digitale Marketing-Tools zu nutzen, ohne dass der Inhaber dafür eine Weiterbildung auf sich nehmen oder zusätzlich Geld in die Hand nehmen muss.

Wie genau hat sich Socialwave seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung 2013 sind wir kontinuierlich gewachsen. Anfang 2019 haben wir uns mit dem Wettbewerber MeinHotspot aus Berlin zusammengeschlossen. Außerdem konnten wir in den vergangenen Jahren starke Partner wie Bitburger oder Metro gewinnen. Im Grunde ist das Geschäftsmodell gleich geblieben, nur dass das Produkt sich verbessert hat und natürlich das Team immer weiter wächst.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Socialwave inzwischen?
Socialwave hat aktuell rund 20 Mitarbeiter am Standort München. Es gibt ein weiteres kleines Büro in Berlin. Wenn man das Kernteam aus München mit den Außendienstlern und der IT aufsummiert, gehören etwa 35 Mitarbeiter aktuell zu Socialwave. Im letzten Jahr haben wir rund 1,5 Millionen Euro Umsatz gemacht und der Plan für dieses Jahr ist, die Marke von 3 Millionen Euro zu knacken. Das Umsatzwachstum soll sich natürlich in den nächsten Jahren fortsetzen. Mir ist besonders wichtig, dass wir ein nachhaltiges Wachstum erreichen und gleichzeitig der Teamspirit erhalten bleibt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Gerade im Vertrieb mussten wir schon einige Dinge ausprobieren. Wir haben unter anderem auf einen Außendienst gesetzt. Das hat sich allerdings als Fehler herausgestellt. Dennoch haben wir dabei viel gelernt und unsere Schlüsse daraus gezogen.

Und wo hat Ihr Unternehmen bisher alles richtig gemacht?
Wir sind stets lernfähig geblieben. Eine wesentliche Stärke von uns ist, richtig zu analysieren, wenn die Dinge nicht so gut laufen, und es dann besser zu machen. Mit Blick auf die vorangegangene Frage haben wir nach einem suboptimalen Start im Vertrieb sicher vieles richtig gemacht.

Wo steht Socialwave in einem Jahr?
Socialwave wird sich weiter zur Marketing-Plattform für Geschäftskunden insbesondere in der Gastronomie entwickeln. Es wird künftig möglich sein, verschiedene Social-Media-Auftritte zentral zu steuern, zu pflegen und zu monitoren sowie Kampagnen zu initiieren. Das Wichtigste dabei ist: Der Geschäftskunde hat jederzeit die Möglichkeit, auf „Autopilot“ zu stellen. Wenn er will, muss er sich um nichts kümmern. Sein Marketing wird von uns vollautomatisch gesteuert.

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Foto (oben): Socialwave

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.