#Hintergrund

Das Ruhrgebiet muss lauter werden! – Hört auf, das Ruhrgebiet zu ignorieren! #EmscherEinhörner

Die Szene im Revier ist zwar noch nicht mit der in Berlin, Hamburg oder München zu vergleichen, die Szene zwischen Duisburg, Essen und Dortmund muss sich aber auch nicht verstecken. Sie muss nur lauter werden, sich besser vernetzen, sichtbarer werden.
Das Ruhrgebiet muss lauter werden! – Hört auf, das Ruhrgebiet zu ignorieren! #EmscherEinhörner
Dienstag, 27. August 2019VonAlexander Hüsing

“Tief im Westen – Wo die Sonne verstaubt – Ist es besser – Viel besser, als man glaubt”. Stimmt! Das Ruhrgebiet ist längst mehr als Kohle und Stahl. Das neue, das moderne, das startuppige Ruhrgebiet ist längst da! Davon bekommen viele Menschen im Rest Deutschlands aber nicht viel mit. Und sogar im Revier sind viele heimische Startups unbekannt. Der Grund ist der ständige Blick zurück auf die alten Zeiten. Deswegen haben wie #EmscherEinhörner, das Buch über die Startup-Szene im Ruhrgebiet geschrieben!

Rund 200 Jahre prägten Kohle und Bergbau das Ruhrgebiet. Obwohl deren Ende seit Jahrzehnten absehbar war, sucht die Region noch immer nach einer neuen Identität. Dabei haben viele junge Menschen, die nicht wie andere weggezogen sind, in der Region längst ein neues Ruhr-Image geschaffen. Menschen, die ihren eigenen Traum verfolgen, Unternehmen gründen und so auch die in der Gegend dringend benötigten Arbeitsplätze schaffen, sind längst zu Identitätsstiftern geworden.

Anders als in Berlin, wo große B2C-Grownups, also Firmen, die sich an Privatnutzer richten wie zalando, Home24 oder Delivery Hero, beheimatet sind, kann das Ruhrgebiet insbesondere das Trendthema B2B, also Geschäftsmodelle, die sich an Unternehmen richten, vorweisen. Masterplan als Lerndienst, über den Mitarbeiter von Unternehmen wissensreiche Kurse rund um digitale Kompetenz abrufen können, passt da perfekt ins Bild. Auf sogenannte B2B-Themen fahren diverse Geldgeber seit einigen Jahren total ab. Kein Wunder: Der B2C-Markt scheint momentan ziemlich abgegrast. Zumindest bis die nächste technische Errungenschaft wieder alles verändert.

Die Szene im Revier ist zwar noch nicht mit der in Berlin, Hamburg oder München zu vergleichen, die Szene zwischen Duisburg, Essen und Dortmund muss sich aber auch nicht verstecken. Sie muss nur lauter werden, sich besser vernetzen, sichtbarer werden. Und dabei können alle mithelfen. Auch die heimischen Medien. Über Startups aus dem Ruhrgebiet wird in regionalen und lokalen Berliner, Hamburger und Münchner Zeitungen und Magazinen sowie in den großen Wirtschaftsmagazinen häufiger berichtet als in der Region selbst. Viele Menschen in Stuttgart, Leipzig und Bremen, die sich für Startups interessieren, kennen Gründer aus dem Ruhrgebiet besser als Leute, die in der direkten Nachbarschaft der Jungunternehmer wohnen, leben und arbeiten.

Die vielen Investoren im Lande, die sich auf jeder Mini-Veranstaltung in Berlin, die sich an Gründer richtet, die Füße komplett platt treten, müssen öfter mal in den ICE nach Dortmund, Bochum oder Essen steigen. Etwa um den RuhrSummit, das wichtigste Startup-Event der Region, zu besuchen! Mit zuletzt 4.500 Besuchern ist der RuhrSummit, der von Oliver Weimann und der bereits erwähnten Carmen Radeck ins Leben gerufen wurde, sogar eines der größten Startup-Events in Deutschland überhaupt. Was in Berlin etwa kaum wahrgenommen wird. So wie Baden-Württemberg die Hauptstadt immer wieder mit Plakaten vollklebt, um etwa Lehrerinnen und Lehrer ins Ländle zu locken, müssten die viele Initiativen, die es im Revier gibt, eine sinnvolle Botschaft in Berlin platzieren. Das Mega-Startup-Event wäre da mal einen Versuch wert.

Fazit: Es passiert an vielen Stellen etwas im Pott, die Projekte brauchen alle nur Zeit, um dauerhaft etwas bewirken zu können. Oftmals sind im Revier aber leider schon jetzt zu viele Initiativen unterwegs, die sich an ähnliche Zielgruppen richten. In einem kleinen Ökosystem belebt Konkurrenz nicht das Geschäft, sondern macht es schwerer. Oftmals wäre es sinnvoll, wenn sich die Initiatoren untereinander besser abstimmen würden. Geduld und Strategie sind gefragt. Das Ökosystem in Berlin ist auch nicht über Nacht entstanden, sondern ganz langsam seit dem Dotcomboom Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrtausends gewachsen. Dazwischen lagen mehrere wirtschaftliche Eiszeiten und das große Platzen der Dotcom-Blase. Solch ein Szenario scheint heute nicht mehr möglich. Bei aller Kritik an den vielen Milliarden, die in den vergangenen Jahren in junge deutsche Startups gesteckt wurden, ist die Substanz an guten Ideen und guten Unternehmen heute viel größer als noch vor knapp zwanzig Jahren. Klar muss aber auch immer sein, dass nicht alle guten Ideen zu funktionierenden Unternehmen führen werden. Viele Startups scheitern, sogar die allermeisten. Am Ende des Tages heißt es immer wieder: Aufstehen! Weitermachen!

Deswegen noch einmal: Das Ruhrgebiet muss lauter werden! – Hört auf, das Ruhrgebiet zu ignorieren!

Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet


Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.

Einhörner an der Emscher?! #BUCHTIPP

Das Buch “Wann endlich grasen Einhörner an der Emscher – Startups im Ruhrgebiet“ erzählt die spannendsten Startup- und Grown-Geschichten aus dem Ruhrgebiet. Viele mutige Ruhrgebietler setzten in den vergangenen Jahren ihre Ideen um und gründeten eigene Unternehmen. Diese spannenden Startups sind aber oftmals in der Region nicht bekannt. Das will dieses Buch ändern! Jetzt bestellen!

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.