#Interview

Dortmunder Startup will Websites Empathie beibringen

Eine verständnisvollere und „menschlichere“ Erfahrung auf Webseiten schaffen - das ist der Fokus des Dortmunder Startups brytes. Mit aktuell 11 Mitarbeitern sind die fünf Gründer des jungen Startup noch in der Pre-Revenue-Phase. Für Anfang 2019 ist ein Seed-Investment geplant.
Dortmunder Startup will Websites Empathie beibringen
Donnerstag, 29. November 2018VonSümeyye Algan

2017 gründen Andreas Christiani, Lukas Fahr, Tim Hausweiler, Hendryk Hosemann und Deni Vidovic in Dortmund das Startup brytes. Ihr Ziel: Sie wollen die Interaktion mit Websites menschlicher machen, indem sie die digitale Körpersprache analysieren und diese in Echtzeit auswerten. Wir haben mit Gründer Hendryk Hosemann gesprochen.

Was für eine Idee hattet ihr bei der Gründung?
Die Idee war, dass wir Websites ein Stück empathischer machen und Online Personalisierung auf die Bedürfnisse und Gefühle der Besucher zuschneiden wollten. Unser Idealbild ist dabei ein richtig guter Verkäufer im stationären Einzelhandel, der mich verständnisvoll begleitet und unterstützt.

Wie seid ihr auf den Standort Dortmund gekommen?
Dortmund als Standort hat sich aus unserem Gründerteam heraus ergeben, da wir hier günstig in einem tollen Büro unterkommen konnten. Der Standort Dortmund verbindet Tradition mit Innovationsgeist. Unsere Räumlichkeiten befinden, sich in der ehemaligen Zeche „Glückaufsegen“, was die alte Industrietradition wirklich anfassbar macht. Letztlich sind wir vor allen Dingen wegen der guten Recruiting-Situation in Dortmund geblieben.

Beschreibe euren typischen Kunden.
Unsere typischen Kunden sind vor allem eCommerce-Shops, aus den unterschiedlichsten Branchen. Allerdings sprechen wir aktuell auch mehr und mehr mit Banken und Versicherungen, die ebenfalls Interesse an unserer Technologie haben. Dabei dreht sich der größte Teil unserer Software um die Online-Marketer. Wir wollen Marketern eine echte End-to-End Lösung bieten, die sowohl die Identifizierung von erlebten Kundensituationen, als auch die Ausspielung von passenden und bewährten Personalisierungsmaßnahmen vornimmt. Unser Ziel ist möglichst viel „guess work“ aus der Arbeit zu streichen und ein neues, psychologisches Bild der Kundschaft einzubringen.

Was verspricht die Anwendung für die Zukunft der Internetnutzung?
Unsere Technologie basiert auf psychologischen Prinzipien und Erkenntnissen aus der Wissenschaft. Dabei rücken wir den einzelnen Website-Besucher mit seinen ganz akuten und situativen Bedürfnissen in den Vordergrund. Websites und Online-Shops erreichen dadurch eine neue Art von empathischer Kundenansprache und Nutzerverständnis. Durch die situative Personalisierung der entscheidungsrelevanten Elemente einer Website, erschaffen wir eine neue Dimension der User Experience und steigern so sowohl Kundenzufriedenheit, als auch Umsatz und Marge. Für Website-Besucher und Online-Kunden bedeutet das vor allem eine verständnisvollere und „menschlichere“ Erfahrung auf der Seite. Websites sollen sich zukünftig meiner aktuellen Gefühlslage widmen und in Echtzeit auf Veränderungen reagieren.

Auf eurer Internetseite sprecht ihr von digitaler Empathie. Welche Bedeutung hat es eurer Meinung nach, Empathie auch in diesem Bereich zu etablieren?
Der Mensch soll auch im Internet im Vordergrund stehen und nicht nur einfach eine Ansammlung von Kaufhistorien sein. Oft werden Daten gesammelt, ohne dass es konkrete Ziele für die Auswertung und Verwendung gibt. Wir wollen das Problem von der anderen Seite betrachten und beginnen bei den menschlichen Bedürfnissen, die wir alle haben, wenn wir einen Kaufprozess durchlaufen. Wenn wir den aktuellen Kontext des Besuchers erfassen, wissen wir auch wie wir ihn individuell ansprechen müssen und wenn ich zum Beispiel einen sehr unsicheren Website-Besucher habe, der nur erste Informationen sammeln möchte, muss ich sehr feinfühlig mit ihm umgehen und die Informationsflut vorfiltern. Bei einem anderen Besucher, der zum Beispiel auf eine bestimmte Budgetgrenze schaut, muss ich die gleiche Seite ganz anders darstellen, das Sparpotential von Produkten betonen und unter Umständen mit exklusiven Rabatten arbeiten. Wir nennen das „Digitale Empathie“, weil letztendlich auch im Online-Shop auf beiden Seiten Menschen sitzen, die einen empathischen Umgang miteinander erreichen können.

Seht ihr eine Zukunft für die Startup Szene im Ruhrgebiet?
Mittel- und langfristig auf jeden Fall. Das Ruhrgebiet hat eine der wichtigsten Ressourcen für junge und ältere Tech-Startups: Nämlich viele begabte und gut ausgebildete Entwickler und Ingenieure. Ich glaube viele Startups können von den starken, technischen Hochschulen im Ruhrgebiet enorm profitieren und haben bessere Chancen im War for talents, als zum Beispiel in Berlin.

Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet

Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.

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Foto (oben): brytes

Sümeyye Algan

Sümeyye Algan, Redakteurin bei deutsche-startups.de, mit Blick aufs Ruhrgebiet, seine Geschichten und Persönlichkeiten. Nach zwei Praktika bei der WELT in Berlin und dem WDR in Essen, arbeitete sie u.a. für den WDR und als freie Autorin für Informer Online.