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Modomoto: Der noch immer unterschätze modische Big Player

Modomoto fliegt noch immer viel zu sehr unter dem Radar! Das modische Startup, das zuletzt über 20 Millionen Umsatz erwirtschaftete, schreibt inzwischen schwarze Zahlen und beschäftigt 250 Mitarbeiter. Beeindruckend dabei: Seit dem Start häufte Modomoto nur Verluste in Höhe von rund 4,4 Millionen an.
Modomoto: Der noch immer unterschätze modische Big Player
Montag, 10. September 2018VonAlexander Hüsing

Vor sieben Jahren schob Corinna Powalla den Curated Shoppingdienst Modomoto ins Netz. Mit geringem Kapitaleinsatz fand das Berliner Startup in den vergangenen Jahren seinen festen Platz in der großen E-Commerce-Welt. Inzwischen ist Modomoto, das im Grunde immer sehr leise war, in acht Ländern aktiv und beschäftigt über 250 Mitarbeiter. Mit dem neuen sogenannten “Outfit-Service”, einer Art Rabattclub, Box40 will die Jungfirma nun weiter wachsen. Und der teuren Marketingwelt bei Google, Facebook und Co. entkommen.

“Bei Box40 gibt es individuelle Outfit-Boxen mit 40 % Rabatt im Vergleich zum übrigen Handel. Und das über das ganze Jahr und nicht nur zu den klassischen Saison-Abverkäufen”, sagt Gründerin Powalla. Zum Start versucht das Modomoto-Team über eine Crowdfunding-Kampagne 1.000 Onliner vom Konzept zu überzeugen. Mit der Box40 prescht das Startup zudem ins Frauensegment vor. Wenn das Konzept aufgeht, dürfte Modomoto seine Kundenbasis und seinen Umsatz in den kommenden Jahren deutlich steigern können. 2017 erwirtschaftete der modische Dienst nach eigenen Angaben einen “zweistelligem Millionenumsatz” – konkret waren es über 20 Millionen Euro – und arbeitete aufs Gesamtjahr gerechnet erstmals profitabel.

Einen Jahresabschluss für 2017 gibt es leider noch nicht. Deswegen werfen wir einen Blick auf das vorherige Jahr. 2016 ist im Jahresabschluss von Modomoto ein Rohergebnis in Höhe von 11,6 Millionen Euro verzeichnet. Bei einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 1,4 Millionen. Im Jahr zuvor lag das Rohergebnis bei 10,6 Millionen und der Jahresfehlbetrag bei 1,5 Millionen. Modomoto wächst somit zwar weiter, aber nur sehr langsam. Eie Strategie, die sich bei Modomoto aber über die Jahre ausgezahlt hat! Dafür häufte das jahrelang gebootstrappte Unternehmen – erst seit 2016 sind klassische Geldgeber an Bord – seit dem Start auch gerade einmal Verluste in Höhe von nicht einmal 4,4 Millionen Euro an.

“Die Curated Shopping GmbH konnte in 2016 den Rohertrag um 9 % zum Vorjahr steigern. Der wesentliche Anteil der Umsatzerlöse wurde dabei in Deutschland erzielt. Der Ausblick für 2017 sieht ebenfalls ein moderates Umsatzwachstum voraus. Die Summe der betrieblichen Aufwendungen für die Personalkosten ist in 2016 auf TEUR 5.932 gestiegen. In 2016 wurde mitunter in den Aufbau von Managementkapazitäten investiert, um das kommende Wachstum und die Herausforderungen mit der Internationalisierung bewältigen zu können”, heißt es zum Stand der Dinge bei Modomoto.

Der große Wettbewerber von Modomoto ist und bleibt Outfittery, 2012 gegründet. Der Konkurrent ist ebenfalls in acht Ländern aktiv und beschäftigte zuletzt 300 Mitarbeiter. 2016 erwirtschaftete Outfittery einen Rohertrag (Nettoumsatz nach Retouren, Rabatten und Wareneinsatz) in Höhe von 22,7 Millionen Euro, der Jahresfehlbetrag lag bei üppigen 14,6 Millionen. Wobei es im Jahresabschluss von Outfittery immer auch noch Rückstellungen für ausstehende Retouren gibt. Ende 2016 waren dies 4,4 Millionen Euro. Ende 2015 waren es sogar 8,6 Millionen. “Die Rückstellungen betreffen die erwarteten Rücksendungen der Kunden aufgrund von bisherigen Erfahrungswerten. Die Rückstellungen reduzieren den Umsatz in der entsprechenden Höhe”, teilt das Unternehmen dazu mit. Diese Rückstellungen erschweren die Vergleichbarkeit der Modomoto- und Outfittery-Zahlen leider. Im Grunde aber muss Modomoto den Vergleich mit dem millionenschweren Wettbewerber, der zuletzt angeblich nur eine Brü­cken­fi­nan­zie­rung bekommen hat, nicht scheuen.

Auch unter dem Strich ist Outfittery nur schwer mit Modomoto vergleichbar: Seit dem Start häufte das Grownup beachtliche Verluste von 46,6 Millionen an. Zur Erinnerung: Bei Modomoto waren es bisher nur Verluste in Höhe von 4,4 Millionen! Witzige Notiz ab Rande: Outfittery konterte den Box40-Vorstoß von Modomoto mit der Ankündigung seinen Service auf Große Größen ausweiten zu wollen. Insgesamt kann sich Modomoto somit sehen lassen. Über die Jahre haben Powalla und Co. ein solides und vor allem erfolgreiches Unternehmen hochgezogen, das inzwischen auch profitabel arbeitet. Die Details dazu gibt es aber erst im kommenden Jahresabschluss. Denn die Zahlen belegen aber schon jetzt eindrucksvoll, dass Modomoto mit viel weniger Geld – im Vergleich mit Outfittery – extrem viel erreicht hat.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Die Curated Shopping GmbH hat Anfang 2016 den holländischen Wettbewerber The Cloakroom B.V. erworben, welcher seinen Hauptsitz in Amsterdam hat. Die Tochterfirma, deren Anteile zu 100% von der Curated Shopping GmbH gehalten werden, betreibt ebenfalls Websites zum Vertrieb von Männermode und ist mit der Marke The Cloakroom in den europäischen Ländern Niederlande, Belgien, Dänemark und Schweden aktiv.
* Die Curated Shopping GmbH konnte in 2016 den Rohertrag um 9% zum Vorjahr steigern. Der wesentliche Anteil der Umsatzerlöse wurde dabei in Deutschland erzielt. Der Ausblick für 2017 sieht ebenfalls ein moderates Umsatzwachstum voraus.
* Die Summe der betrieblichen Aufwendungen für die Personalkosten ist in 2016 auf TEUR 5.932 gestiegen. In 2016 wurde mitunter in den Aufbau von Managementkapazitäten investiert, um das kommende Wachstum und die Herausforderungen mit der Internationalisierung bewältigen zu können.
* Das EBIT ist noch immer negativ, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr aufgrund einer realisierten Optimierung der Fixkostendeckung etwas verbessert.
* Begünstigt durch das Marktumfeld und den im Unternehmen geschaffenen Rahmenbedingungen, wird der Umsatz der Curated Shopping GmbH als auch der gesamten Unternehmensgruppe im Geschäftsjahr 2017 voraussichtlich weiter wachsen. Ziel ist es, den Marktanteil sowohl im Kernmarkt Deutschland als auch international auszubauen. Dabei liegt die strategische Ausrichtung der Unternehmensgruppe auf der Erreichung der Profitabilität.
* Für die nächsten beiden Geschäftsjahre werden weitere den Fortbestand des Unternehmens sichernde Finanzierungsmaßnahmen geplant. Die am 10. Februar 2017 durchgeführte Finanzierungsrunde hat nicht zur Zuführung von liquiden Mitteln in der geplanten Höhe geführt, die eine langfristige Sicherung der Finanzlage ermöglicht hätte. Dennoch ist die Finanzlage durch den Abschluss eines Settlement Agreement vom 30. Juni 2017 und die zusätzliche Bereitstellung von liquiden Mitteln abgesichert.

Modomoto im Zahlencheck

2016: 11,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 1,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 10,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 1,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 100.582 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 145.803 Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 7.022 Euro (Jahresfehlbetrag)

Podcast

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Foto (oben): ds

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.