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Searchmetrics entwickelt sich gut! Heftiger US-Patentstreit führt aber zu 14,4 Millionen Verlust

Der Umsatz von Searchmetrics stieg 2016 auf 19,5 Millionen Euro. In den vergangenen drei Jahren wies das Unternehmen zuletzt ein "durchschnittliches jährliches Wachstum von 27 % aus". Ein Patentstreit führte die Jungfirma aber fast in den Ruin. Der Jahresfehlbetrag betrug vor zwei Jahren satte 14,4 Millionen Euro.
Searchmetrics entwickelt sich gut! Heftiger US-Patentstreit führt aber zu 14,4 Millionen Verlust
Dienstag, 14. August 2018VonAlexander Hüsing

Ein Patentstreit mit dem Wettbewerber Brightedge lähmte in den vergangenen Jahren das junge Unternehmen Searchmetrics, einem Anbieter einer beliebten Search- und Content-Performance-Plattform. Im dreijährigen Rechtsstreit habe man bereits über 10 Millionen ausgegeben, teilte Searchmetrics-Macher Marcus Tober im Mai dieses Jahres mit. Der US-Patentstreit, den das Unternehmen im Januar gewinnen konnte, belastete auch den Jahresabschluss für 2016 massiv.

Der Jahresfehlbetrag betrug vor zwei Jahren satte 14,4 Millionen Euro. Darin waren aber vor allem “Forderungen gegen das amerikanische Tochterunternehmen Searchmetrics” enthalten. Denn insgesamt entwickelte sich Searchmetrics zuletzt gut. Der Umsatz stieg 2016 auf 19,5 Millionen Euro (Vorjahr: 15,3 %). “Im Kerngeschäft Software wurde ein Umsatz von 18,9 Millionen Euro realisiert. Im Vorjahr lag diese Zahl bei 13,6 Millionen Euro. Es konnte neben dem Gewinn einer Reihe von Neukunden vor allem auch die Geschäftsbeziehungen zu Bestandskunden vertieft und ausgeweitet werden”, heißt es im Jahresabschluss. In den vergangenen drei Jahren wies das Unternehmen zuletzt ein “durchschnittliches jährliches Wachstum von 27 % aus”.

Das Jahresverlust von Searchmetrics halbierte sich wegen dieser guten Entwicklung – bereinigt um den negativen Einmaleffekt aus der Wertberichtung der Forderungen gegen die Searchmetrics Inc. Im Vorjahr waren es noch rund 3 Millionen. Für 2017 rechnete das Unternehmen mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 2,3 Millionen Euro. 2018 soll dann ein Jahresüberschuss von rund 1,1 Millionen Euro eingefahren werden. “Für das Jahr 2019 wird von einer weiteren deutlichen Steigerung des Jahresergebnisses ausgegangen”, teilt die Firma zudem mit. Vor allem die Searchmetrics Content Experience soll den Umsatz weiter in die Höhe treiben.

Die harten Jahren des Patentstreits überbrückte Searchmetrics mit einem Millionenkredit von Kreos Capital. 7 Millionen stellte der Venture-Debt-Geber dem Unternehmen zur Verfügung. Kapital, das auch dringend nötig war. Immerhin hatte Searchmetrics bis 2016 schon Verluste in Höhe von 16 Millionen angehäuft. Bei einer Kapitalrücklage von 14 Millionen. Inzwischen glauben auch wieder klassische Investoren, die während eines Patentstreits, der immer auch anders ausgehen könnte, nicht in Firmen investieren, an Searchmetrics. Investoren wie Holtzbrinck Digital, IRIS Capital, OP Ventures und Verdane Capital investierten im Sommer 2017 und Anfang 2018 “insgesamt zusätzliche 9,5 Millionen Euro in die Hauptstädter. Searchmetrics dürfte somit für den schnellen Weg in die schwarzen Zahlen gut aufgestellt sein. Der Patentstreit hätte das Unternehmen auch ruinieren können.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Der Umsatz der Gesellschaft betrug im Geschäftsjahr 2016 € 19,5 Mio. (Vorjahr: € 15,3 Mio.). Das entspricht einer Verbesserung von 28 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Kerngeschäft Software wurde ein Umsatz von € 18,9 Mio. realisiert. Im Vorjahr lag diese Zahl bei € 13,6 Mio. Es konnte neben dem Gewinn einer Reihe von Neukunden vor allem auch die Geschäftsbeziehungen zu Bestandskunden vertieft und ausgeweitet werden.
* Das Jahresergebnis fällt um € 11,4 Mio. geringer aus als im Vorjahr. Darin enthaltener Haupteffekt in Höhe von € 12,9 Mio. ist eine Wertberichtung auf Forderungen gegen die Searchmetrics Inc., Wilmington, Delaware, USA. Damit hat die Searchmetrics GmbH als Vorsichtsmaßnahme sämtliche Forderungen zum Stichtag 31. Dezember 2016 gegen die Searchmetrics Inc. in voller Höhe wertberichtigt. Bereinigt um diesen Einmaleffekt fällt das Jahresergebnis mit € -1,5 Mio. deutlich besser aus als im Vorjahr. Das heißt, dass ohne den oben beschriebenen Einmaleffekt der Verlust in 2016 gegenüber dem Vorjahr halbiert werden konnte. Haupttreiber war das starke Umsatzwachstum.
* Die erforderliche Liquidität zur Umsetzung des Geschäftsplanes ist durch zwei erfolgreich abgeschlossene Wachstumsfinanzierungsrunden im Juni 2017 sowie im Januar 2018 hinterlegt. Die Gesellschafter Holtzbrinck Digital, IRIS Capital Fund III FPCI, OP Ventures Growth I FPCI, Verdane Capital IX (E) AB und Verdane Capital IX (D) AB investierten dabei insgesamt zusätzliche EUR 9.5 Mio.
* Am 8. Mai 2017 hat die amerikanische Tochtergesellschaft Searchmetrics Inc., Wilmington, Delaware, USA, eine freiwillige Insolvenzanmeldung nach Chapter 11 des US Insolvenzrechts in Verbindung mit einem Restrukturierungsplan eingereicht. Der Richter hat mit Wirkung zum 17. Juli 2017 den Chapter 11-Prozess abgewiesen. Die Gesellschaft unterstützt nichtsdestotrotz die Searchmetrics Inc. dabei, eine schnellstmögliche Entscheidung und Beendigung der Rechtsstreitigkeiten in den USA mit dem Wettbewerber Brightedge weiter zu forcieren. Entsprechende Optionen wurden und werden evaluiert. Angestrebtes Ergebnis des Prozesses durch die Searchmetrics Inc. war es, nach dessen Abschluss gestärkt das weitere Wachstum in den USA fortzusetzen. Um dies zu gewährleisten, hat die Searchmetrics GmbH, Berlin, eine neue Finanzierung für die Searchmetrics Inc., Wilmington, Delaware, USA, zur Verfügung gestellt. Aufgrund kaufmännischer Vorsichtspflicht hat die Searchmetrics GmbH dennoch sämtliche Forderungen zum Stichtag 31. Dezember 2016 gegen die Searchmetrics Inc., Wilmington, Delaware, USA, in voller Höhe wertberichtigt.
* Aufgrund der Sachlage und des jetzigen Kenntnisstands der Geschäftsführung geht die Geschäftsführung nicht vom Verlust der neben den Patentrechtsstreit bestehenden Klagen und entsprechenden Entschädigungszahlungen an Brightedge aus.

Searchmetrics im Zahlencheck

2016: 19,5 Millionen Euro (Umsatz); 18,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 14,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 15,3 Millionen Euro (Umsatz); 3,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 2,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 2,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 4,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 4,0 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.