Interview

So sieht die Silicon Valley Bank den deutschen Markt

Silicon Valley Bank macht sich in Deutschland breit! "Der größte Vorteil, den Unternehmen haben, wenn sie bei der SVB Geld leihen, ist, dass sie - anders als bei einer Risikokapitalfinanzierung - keine Anteile abgeben müssen", sagt Oscar Jazdowski, Co-Head der Silicon Valley Bank Deutschland.
So sieht die Silicon Valley Bank den deutschen Markt
Dienstag, 29. Mai 2018VonAlexander Hüsing

Die Silicon Valley Bank (SVB) kommt – wie berichtet – nach Deutschland. Nun kann das mächtige Geldhaus hierzulande auch endlich loslegen: Die BaFin erteilte der SVB gerade eine Teilbanklizenz für Kreditgeschäfte.

“Wir haben uns für Deutschland als unseren nächsten europäischen Standort entschieden, weil wir an das enorme Potential und die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft glauben, die sich über die vergangenen Jahrzehnte hier entwickelt haben”, sagt Oscar Jazdowski, Co-Head der Silicon Valley Bank Deutschland. Von Frankfurt am Main aus verantwortet Jazdowski das Deutschlandgeschäft der Bank. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Jazdowski, der über rund 30 Jahre Erfahrung bei der Finanzierung von Technologieunternehmen besitzt, über Höchstwerte, Expansionspläne und Kredite.

Die Silicon Valley Bank, die in den USA als die Hausbank der Tech-Szene gilt, kommt nach Deutschland. Was macht den deutschen Markt gerade jetzt so spannend für die SVB?
Die Silicon Valley Bank strebt bereits seit einigen Jahren den Markteintritt in Deutschland an. Wir haben uns für Deutschland als unseren nächsten europäischen Standort entschieden, weil wir an das enorme Potential und die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft glauben, die sich über die vergangenen Jahrzehnte hier entwickelt haben.

Woran machst Du das fest?
In Deutschland gibt es beeindruckende Technologie- und Life-Science-Unternehmen und eine wachsende Risikokapital- und Private Equity-Community, die sie unterstützt. Und auch die Anzahl und Größe der Finanzierungsrunden in die deutsche Technologieszene wächst. Allein im ersten Quartal 2018 wurden knapp 1,5 Milliarden US-Dollar in deutsche Technologie- und Innovationsunternehmen investiert – der zweithöchste Wert aller Zeiten. Auch die deutschen VCs haben im vergangenen Jahr von 1,7 Milliarden Dollar an neuem Kapital aufgenommen, wovon die größte Summe in den nächsten Jahren wohl in den deutschen Markt investiert werden wird. Ein Höchstwert, schaut man sich die zurückliegenden zehn Jahre an. Die Entwicklungen, das wird deutlich, sind also äußerst positiv.

In den vergangenen Jahren sind immer mehr US-Geldgeber in Deutschland aktiv geworden. Warum sollten Startups nun die Dienste der SVB in Anspruch nehmen?
Bei der Silicon Valley Bank ist alles auf die Bedürfnisse von Entrepreneuren ausgerichtet. Wir verstehen die Ziele, die Unternehmer umtreiben, und bieten den passenden Support und Service – vom Start-up bis zum großen Konzern. Dabei liegt unser Mehrwert auch gerade in unserem breiten Netzwerk in Europa und den USA, das unseren Kunden insbesondere bei Expansionsplänen dabei hilft, Chancen und Risiken neuer Märkte früh zu erkennen. Wir sehen uns zuallererst als Geschäftspartner unserer Kunden und danach erst als Bank.

Welche Startups sollten nun unbedingt bei der SVB anklopfen?
Von unserem neuen Standort in Frankfurt aus wird unser Fokus vor allem auf der Finanzierung von innovativen Wachstumsunternehmen und deren Investoren in ganz Deutschland liegen. Unser Leistungsportfolio umfasst dabei zunächst die Kreditvergabe an Unternehmen aus den Bereichen Technologie und Life Science sowie die Finanzierung von Akquisitionen und Umlaufkapital. Auch wenn die Silicon Valley Bank besonders für ihre Arbeit im Early Stage-Bereich bekannt ist – angesichts unseres Namens ist das kein Wunder -, werden wir uns nicht nur auf Start-ups konzentrieren.

Worauf dann?
Ein bedeutender Teil unseres Geschäfts macht die Finanzierung von Private Equity Leveraged Buyouts im Bereich Technologie und Innovation aus. Die SVB ist eine echte Größe am Markt, wenn es um das Bereitstellen von Fremdkapital für Risikokapital- und Private Equity-Fonds geht. Das ermöglicht es ihnen, kurzfristig Geld von der SVB zu leihen, um die Zeit zu überbrücken, in der sie Kapital von Partnern einsammeln. Wir nennen das Ganze „Capital Call Lines of Credit“ und es wird Teil des Leistungsangebots sein, das wir VC- und PE-Fondskunden in Deutschland anbieten werden.

In Deutschland werden noch sehr wenige große Startups über Kredite finanziert. Was ist der Vorteil für Startups, wenn sie Geld leihen und sich nicht durch VCs finanzieren lassen?
VC-Finanzierung ist wichtig für den Markt. Der größte Vorteil, den Unternehmen haben, wenn sie bei der SVB Geld leihen, ist dennoch, dass sie – anders als bei einer Risikokapitalfinanzierung – keine Anteile abgeben müssen. Das bedeutet in letzter Instanz natürlich mehr unternehmerische Freiheit. Dabei kann gerade eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital-Finanzierung besonders fruchtbar für das Wachstum eines Unternehmens sein.

Wer trifft die Entscheidung, ob die SVB ein Startup finanziell unterstützt?
Wir haben über 30 Niederlassungen in den USA, Europa und Asien. Alle unsere Relationship Manager sind direkt vor Ort und kennen die heimischen Technologie- und Venture Capital-Szenen sehr gut. Um Chancen frühzeitig auszumachen und Unternehmen in ihren Heimmärkten entsprechend zu unterstützen, ist es wichtig, die lokalen Gegebenheiten wirklich zu verstehen. Dasselbe gilt natürlich auch in Deutschland. Bei der Vergabe von Krediten helfen außerdem eine Reihe von internen Experten bei der Entscheidungsfindung.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.