Interview

happybrush: 750.000 verkaufte Produkte seit dem Start

"Wir konnten im letzten Jahr über 6 Millionen Euro Umsatz erzielen und damit um das 25-fache gegenüber 2016 wachsen. Seit unserer Gründung haben wir bereits etwa 750.000 Produkte verkauft und freuen uns auf die nächsten Monate", sagt Stefan Walter, gründer von happybrush.
happybrush: 750.000 verkaufte Produkte seit dem Start
Mittwoch, 16. Mai 2018VonAlexander Hüsing

Mit happybrush, einer elektrischen Zahnbürste, fordern Florian Kiener und Stefan Walter, die schon HomeZen gegründet haben, ihren alten Arbeitgeber Procter & Gamble heraus. Bisher geht das Konzept der happybrush-Macher auf. “Die vergangenen zwei Jahre seit der Gründung waren eine abenteuerliche und spannende Zeit. Wir konnten im letzten Jahr über 6 Millionen Euro Umsatz erzielen und damit um das 25-fache gegenüber 2016 wachsen. Seit unserer Gründung haben wir bereits etwa 750.000 Produkte verkauft”, blickt Mitgründer Walter zurück.

Inzwischen bieten die Münchner zwei elektrische Zahnbürsten-Technologien an, Oszillation und Schall, dazu passende Aufsteckbürsten sowie drei Zahnpasta-Varianten. Zudem entwickelt das Team gerade eine happybrush-Version für Kinder. Geld suchen die Bayjuwaren dafür gerade via Kickstarter. “Wir sehen Kickstarter als spannende Plattform, um neue Produkte anzukündigen und noch in der Entwicklung wertvolles Feedback einzuholen”, erklärt Walter.

Im vergangenen Jahr waren die happybrush-Macher auch in der Vox-“Die Höhle der Löwen”. Im TV konnten die Zahnbürsten-Gründer dann sogar einen Deal mit Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel rausholen. Dümmels Unternehmen DS Produkte brachte happybrush dann auch groß raus. Einen Deal haben die Startupper aber bisher nicht abgeschlossen. “Da sich zwischenzeitlich jedoch verschiedene Parameter verändert haben, haben wir mittlerweile wieder Abstand vom Beteiligungsvertrag genommen – aber wer weiß, was sich in den nächsten Monaten noch ergibt”, sagt Walter.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der happybrush-Macher außerdem über Unternehmensnamen, Stolperfallen und “fröhliche Anwalts-Post”.

Wie würdest Du Deiner Großmutter happybrush erklären?
Oma, deine olle Handzahnbürste und laute Elektrobürste hat jetzt ausgedient. Wir bringen mit happybrush frischen Wind in die angestaubte Branche: Modernes Design, faire Preise, starke Akku-Power und eine soziale Mission mit Viva Con Agua. Wir haben zwar nicht die erste elektrische Zahnbürste entwickelt, aber wir wollen viele Dinge besser machen.

Bei welcher Gelegenheit entstand die Idee zu happybrush?
Flo und ich haben uns bei Procter & Gamble kennengelernt, er hat für blend-a-med und ich für Oral-B und Gillette gearbeitet. Im privaten Umfeld haben wir immer wieder festgestellt, dass es ein sehr gemischtes Bild zu elektrischen Zahnbürsten gibt und die Kategorie als kompliziert und unattraktiv wahrgenommen wird. Anfang 2016 war dann der richtige Zeitpunkt: Flo hat bei Zalando gekündigt und ich mein vorheriges Startup verkauft, um happybrush zu gründen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Ja, am Anfang steht erstmal nur die Idee und es gibt dabei einige Hürden zu meistern. Die erste Hürde war unsere Idee und Hypothese zu testen und dafür ein Team und die nötige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Auch banale Fragestellungen, wie den richtigen Unternehmensnamen zu finden, sind zu klären – für kurze Zeit war der Name zum Beispiel auch mal „Twice“ statt „happybrush“. Die zweite Hürde war die richtigen Produktionspartner zu finden, denn es geht um technologisch und inhaltlich anspruchsvolle Produkte. Und die dritte Hürde ist die Tatsache, dass es in allen Bereichen, auch bei den ersten beiden Hürden, immer wieder überraschend Rückschläge gibt. Neben all den positiven Entwicklungen hatten wir also einige Stolperfallen zu überwinden und es werden sicherlich auch noch welche kommen. Wir versuchen uns einfach bestmöglich vorzubereiten und proaktiv darüber zu springen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit der Gründung so richtig schief gegangen?
Unser größter Fehler war, dass wir nicht viel früher gegründet haben. Davon abgesehen gab es auf jeden Fall viele Herausforderungen. Das reicht produktseitig von zu wenig oder zu viel bestellten Produkten über plötzliche Defekte in einer Charge bis hin zu Fehlbesetzungen im Team und fröhliche Anwalts-Post von unseren Mitbewerbern. Grüße an der Stelle auch nach Frankfurt und Hamburg! Wir hatten aber bisher trotz der vielen Hürden und Stolperfallen auch viel Glück. Von daher würde ich sagen, dass „so richtig schief“ noch nichts gegangen ist und das hoffentlich auch so bleibt.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir hatten das Ziel, ein Unternehmen und Produkte zu entwickeln, die anderen und uns Freude machen. Damit das auch so bleibt, testen und entwickeln wir unsere Produkte mit viel Liebe und Leidenschaft und wählen unser Team mit großer Sorgfalt aus. Wir wollen einen sehr persönlichen Dialog mit unseren Kunden halten und nehmen Kritik wirklich ernst. So wird es in Kürze bereits einige Überarbeitungen und Verbesserungen an einigen unserer Produkte geben, auf die uns unsere Kunden hingewiesen haben. Natürlich macht jedes Unternehmen Fehler und wir wollen diese Kritikpunkte einfach schnellstmöglich verbessern – dafür hören wir ganz genau zu und optmieren dies in kurzer Zeit.

Wie hat sich happybrush seit der Gründung entwickelt?
Die vergangenen zwei Jahre seit der Gründung waren eine abenteuerliche und spannende Zeit. Wir haben unsere ersten Produkte entwickelt, viele Kunden gewonnen, unser Portfolio erweitert und den Schritt vom E-Commerce in den Handel gewagt. Dabei sind wir im letzten Jahr ziemlich rasant gewachsen und merken, dass bei so viel Wachstum nicht immer alles glatt läuft – das macht es sehr aufregend.

Wie schwer war der Weg “vom E-Commerce in den Handel”?
Also leicht war er nicht. Wir haben viel Vorbereitungszeit in diesen Schritt investiert, da er uns sehr wichtig ist. Es hat fast 18 Monate gedauert, wenn man ab der ersten Kontaktaufnahme zählt. Wir hatten eine intensive Abstimmung und auch den Einsatz hoher finanzieller Ressourcen, um alles zeitlich, produktseitig und inhaltlich erfolgreich zu vereinen. Die Geschwindigkeit auf Dinge zu reagieren nimmt natürlich mit diesem Schritt ab und die Komplexität bei weiteren Produkten nimmt zu – aber die Vorteile für uns als Startup überwiegen definitv und wir sind froh diesen Schritt gegangen zu sein.

Wie groß genau ist happybrush inzwischen?
Unser Team besteht aus 15 Mitarbeitern, die uns von Produktdesign und Entwicklung über Marketing sowie Customer Happiness und Finance unterstützen. Ohne unser Team hätten wir die vergangenen Monate nicht durchgestanden. Wir konnten im letzten Jahr über 6 Millionen Euro Umsatz erzielen und damit um das 25-fache gegenüber 2016 wachsen. Seit unserer Gründung haben wir bereits etwa 750.000 Produkte verkauft und freuen uns auf die nächsten Monate, in denen wir weitere Produktneuheiten vorstellen werden.

Momentan seid ihr via Kickstarter auf Geldgebersuche: Was genau setzt ihr auf Kickstarter?
Wir sehen Kickstarter als spannende Plattform, um neue Produkte anzukündigen und noch in der Entwicklung wertvolles Feedback einzuholen. Wir haben bereits bei der Arbeit an der Kampagne von vielen Kunden Tipps und Anregungen bekommen und wollen in der Finalisierung des Produkts auch weiterhin ganz nah an den Erwartungen unserer Kunden bleiben, um diese am Ende noch zu übertreffen.

Im vergangenen Jahr wart ihr in der Vox-Show “Die Höhle der Löwen”. Im TV gab es einen Deal mit Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel. Was ist daraus geworden?
Ja, wir haben intensiv mit Carsten, Ralf und deren Teams gesprochen und den Deal vorangetrieben. Letztlich sind wir dann einen Kooperationsvertrag mit DS Produkte – also Ralf Dümmel – eingegangen, um für den Beteiligungsvertrag mehr Zeit zu haben. Da sich zwischenzeitlich jedoch verschiedene Parameter verändert haben, haben wir mittlerweile wieder Abstand vom Beteiligungsvertrag genommen – aber wer weiß, was sich in den nächsten Monaten noch ergibt.

Was sind generell euren Erfahrungen mit “Die Höhle der Löwen”?
Wir haben in der Sendung eine große Chance gesehen, renommierte Investoren für unsere Idee zu begeistern und gleichzeitig wertvolles Feedback zu bekommen. Der Dreh selbst und auch die Vorbereitungen auf die Show waren spannend und aufregend. Wir waren zum Zeitpunkt des Drehs beide im „TV-Tunnel“ und haben erst hinterher richtig realisiert, was passiert ist. Zur Vorbereitung haben wir fast alle Ausstrahlungen nochmals angeschaut, ehemalige DHDL-Startups befragt und Freunde sowie Familie mit unserem Pitch beglückt. Es war für uns auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung bei DHDL dabei zu sein und wir können die Teilnahme an der Sendung wirklich empfehlen. Wer weitere Fragen dazu hat, kann uns gerne auch kontaktieren.

Wo steht happybrush in einem Jahr?
Unsere Vision ist es, dass happybrush eine feste Größe in der Mundpflegekategorie wird und frischen Wind in den angestaubten Markt bringt. Dafür arbeiten wir jeden Tag und haben klare Ziele für die nächsten Jahre. In 12 Monaten wollen wir weitere Produkte eingeführt haben wie die happybrush Kids-Zahnbürste, über 1,5 Million Produkte verkauft haben, auf 25 Mitarbeiter gewachsen sein und als soziales Ziel zusammen mit dem Verein Viva Con Agua den fünften Brunnen in Äthiopien gebaut haben.

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Foto (oben): happybrush

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.