Offshoring

“Do what you do best and offshore the rest”

"In meiner Berliner Zeit musste ich die Developer noch aus aller Welt nach Deutschland locken und leider ansehen, wie sie mir dann für „Bier und Brezeln“ wieder weggeschnappt wurden", sagt Arne Kahlke, der derzeit mit LemonSwan wieder durchstartet.
“Do what you do best and offshore the rest”
Mittwoch, 28. März 2018VonAlexander Hüsing

Auch nach Jahren im Dating- und Partnervermittlersegment hat ElitePartner-Gründer Arne Kahlke noch immer nicht die Nase voll von einsamen Herzen. Seine neueste Unternehmung hört auf den Namen LemonSwan. Das junge Startup, das Kahlke mit Oliver Czok, Lars Jankowfsky und Paul Uhlig führt, richtet sich an Singles jeden Alters ab 18 Jahren. “Mit unserem Ansatz – als erste deutsche PartnerFairmittlung sind wir 100 % kostenlos für Alleinerziehende, Studenten und Azubis – sind wir am Markt einzigartig”, sagt Kahlke zum Konzept hinter der Datingplattform.

Entwickelt wird die Online-Partnervermittlung nicht in Hamburg, sondern im Ausland. “Wer auf der Suche nach den besten Arbeitnehmern ist, sollte im Recruiting global denken und auch Offshoring in Betracht ziehen”, sagt Kahlke. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Seriengründer über Vorteile und Schwierigkeiten in Sachen Offshoring.

Wie kam es zu der Entscheidung, die Entwicklung eurer Online-Partnervermittlung ins Ausland zu verlagern?
Es ist bei Unternehmensgründung immer wieder eine große Herausforderung, ein Top-Team zusammenzustellen. Mit guten Mitarbeitern steht und fällt das Unternehmen. In meiner Berliner Zeit musste ich die Developer noch aus aller Welt nach Deutschland locken und leider ansehen, wie sie mir dann für „Bier und Brezeln“ wieder weggeschnappt wurden. Diese irre hohen Fluktuationen bei den Entwicklern wollen wir vermeiden und haben uns daher hier für Offshoring entschieden. Im Battle um die besten Entwickler empfiehlt es sich, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die Expertise zu bündeln. Ideal: Unsere jetzigen Entwickler zeichnen sich dadurch aus, dass sie gern langfristig an festen Projekten arbeiten.

Welche Offshoring-Vorteile siehst du zusätzlich zur geringeren Fluktuation?
Klar, ich bin Unternehmer und schaue mir die Preise an. Wir profitieren – insbesondere bei der Programmierung – von etwas geringeren Ausgaben. Aber Vorsicht: Dumping-Preise immer kritisch betrachten, denn eine hohe Qualität hat nun einmal ihren Preis! Tatsächlich ist für uns aber auch der Zeitunterschied ein enormer Vorteil. Wenn große Änderungen an unserer Plattform erfolgen, können diese während unserer Nachtzeit umgesetzt werden und beeinträchtigen die Nutzung dadurch nicht. Gleichzeitig bedeutet Offshoring für mich auch, langwierige Recruitings zu umgehen. Angestellt in großen Firmen, sind kompetente Entwickler mit unterschiedlichen Qualifikationen für uns auch kurzfristig verfügbar. Mein Fazit: Do what you do best and offshore the rest.

Hand aufs Herz: Welche Nachteile sollten Gründer bedenken?
Unser Vorteil, der Zeitunterschied, ist zugleich auch ein Nachteil. Für unsere Kommunikation mit den Entwicklern verbleibt uns täglich lediglich ein Zeitfenster von drei Stunden. Auch die Sprachbarriere kann ein Hindernis darstellen – insbesondere wenn die verwendete Sprache beider Unternehmen nicht die Muttersprache ist. Last but not least darf man den Kulturunterschied nicht vergessen. Während wir hier in Deutschland einen sehr direkten Umgangston gewohnt sind, kann dieser in anderen Ländern durchaus als unhöflich oder respektlos empfunden werden. Hier bedarf es Fingerspitzengefühl.

Wie gewährleistet ihr die Sicherheit über die Grenzen hinaus?
Wir erfüllen unabhängig vom Offshoring die strengen europäischen Datenschutzbestimmungen und haben eine 256-Bit-SSL Verschlüsselung. Wir gehen aber noch deutlich weiter, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. So orientiert sich unsere Software-Entwicklung am OWASP Standard, der weltweit als Standard für sichere Software-Entwicklung anerkannt ist. Sowohl für unser deutsches Team als auch für unsere Developer-Kollegen ist außerdem eine Datenschutzschulung verpflichtend. Mein Tipp für alle Gründer: Vielfach überwiegen die Vorteile des Offshoring, sodass ihr eine Auslagerung unbedingt in Betracht ziehen solltet!

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Foto (oben): LemonSwan

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.