Interview

“Ein Exit ist nicht unser Ziel. Wir tun das, was wir tun, gerne”

"Die Generation Y ist anders. Fast niemand betrachtet sein Schaffen mit einer unternehmerischen Brille. Fast jeder will maximale Freiheit und keine Verantwortung. Wo das langfristig hinführen wird müssen wir noch lernen", sagt Christopher von Hallwyl, Gründer von Shave-Lab.
“Ein Exit ist nicht unser Ziel. Wir tun das, was wir tun, gerne”
Mittwoch, 31. Januar 2018VonAlexander Hüsing

Im Jahre 2011 schob Christopher von Hallwyl Shave-Lab ins Netz. Auf der Plattform finden Männer seitdem Nassrasierer und Rasierklingen. Zwei Jahre später ergänzte ikoo brush, eine Marke rund um Haarbürsten, den Rasiererdienst. “Wir haben uns bei dem ersten Venture – Shave-Lab – viel zu wenig Zeit gelassen für die Produktentwicklung, Produktion und Einführung. Daran wären wir fast zerbrochen”, blickt von Hallwyl zurück. Inzwischen steht das Unternehmen gut da und fährt Millionenumsätze ein. Im Interview mit deutsche-startups.de über Ausnahmeprodukte, Prozesse und Freiheiten.

Seit 2011 verkauft ihr unter dem Namen Shave-Lab Rasierer und seit 2013 unter dem Namen ikoo Haarbürsten. Wie hat sich die Unternehmen seitdem entwickelt?
Wir wachsen seit der Gründung beider Marken sehr stark. Zu beachten ist, dass wir das rein organisch erreichen. Nach drei Jahren Bootstrapping mit Shave-Lab sind wir dann durch den Portfolio-Ansatz exponentiell gewachsen, sprich der Turbo wurde gezündet. Mit ikoo haben wir die nächste logische Beauty-Lücke geschlossen – die Kategorie Haare ist das am stärksten wachsende Segment -in dem wir das nächste Beauty-Cluster erschlossen haben und mit dem Multi-Channel Ansatz solide wachsen. Wir konnten das vorhandene Wissen von Shave-Lab wunderbar einsetzen um ikoo zu leveragen. Wir stecken prinzipiell nicht teures Geld ins Wachstum, sondern wachsen im Prinzip wie ein Konzern aus dem klassischen Vertrieb auf der einen Seite und dem E-Commerce-Know-how in den Online-Kanälen. Das macht uns so erfolgreich. Das Unternehmen entwickelt sich gesund und mit einer enormen Dynamik.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß sind die Unternehmen inzwischen?
Die beiden Marken ikoo und Shave-Lab gehören zu einem Unternehmensverbund. Es sind rechtlich zwei Einheiten, werden aber als Verbund betrachtet. Insgesamt beschäftigen wir 36 Mitarbeiter. Disziplinen wir Logistik sind ausgelagert. Dort sind nochmal 4 FTEs beschäftigt. Alle anderen Disziplinen decken wir in house ab. Damit sind wir ein vollständig aktionsfähiges Team, das nicht auf Agenturen angewiesen ist. Wir geben grundsätzlich nur die Zahlen raus, die auch im Bundesanzeiger zu finden sind. Über laufende Geschäftsjahre geben wir keine KPIs raus. Mit ikoo hatten wir 2016 einen Umsatz von 2,7 Millionen Euro, im Vorjahr 600.000 Euro.

Hat sich Euer Euer Konzept in den vergangenen Jahren verändert?
Ja, hat es. Wir haben im E-Commerce angefangen, lernten aber schnell, dass ein exponenzielles Wachstum nur funktioniert, wenn man enorm viel Geld ins Marketing verheizt. Das ist weder klug, noch gesund. Wir haben daher gelernt, durch unser Ausnahmeprodukt ikoo brush schneller Fuß im klassischen Vertrieb zu fassen. Im zweiten Schritt sind wir dann zurück zum E-Commerce und konnten dort Schritt für Schritt den Kundenstamm aufbauen. Das Geschäftsmodell blieb aber immer unverändert: Entwicklung und Vermarktung hochgradig funktionaler und innovative Beauty-Hardware.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben uns bei dem ersten Venture – Shave-Lab – viel zu wenig Zeit gelassen für die Produktentwicklung, Produktion und Einführung. Daran wären wir fast zerbrochen. Diesen Fehler machen wir heute nicht mehr, da wir gelernt haben und mittlerweile zwar schnelle aber hochgradig professionelle Prozesse abzulaufen. Zudem: Recruiting und Personalführung. Meine Frau und ich mussten erst hart lernen, anders zu führen. Die Generation Y ist anders. Fast niemand betrachtet sein Schaffen mit einer unternehmerischen Brille. Fast jeder will maximale Freiheit und keine Verantwortung. Wo das langfristig hinführen wird, müssen wir noch lernen. Ausnahmen gibt es zum Glück auch immer. Wir haben auch Glück gehabt und ein paar super Perlen in unserem Team!

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Bei der Identifizierung unseres Marktes. Beauty ist ein Mega-Markt, der noch gänzlich unentdeckt ist von Gründern. Und mit Beauty meine ich nicht den Handel, sondern das Aufbauen einer Marke oder eines eigenen Segmentes innerhalb der Beauty. Dieses Feld ist einfach enorm spannend.

Wo stehen die beiden Marken – das Unternehmen – in einem Jahr?
Sicherlich nicht an der Börse. Aber sicherlich auch nicht in den Händen eines Konzerns. Ein Exit ist nicht unser Ziel. Wir tun das, was wir tun, enorm gerne. Und das auch gerne noch 20 Jahre lang. Wir werden mit Sicherheit noch in weitere Segmente wachsen. Mit einer dritten Marke aber auch mit ergänzenden Produkten in unseren Jetzigen Segmenten. Also im Shaving und in der Hair-Care.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.