15 Fragen an Paul Stanzenberger

“Die größte Fehlinvestition war ein Erklärvideo”

"Bringt euer Produkt so früh wie möglich auf den Markt. Holt Feedback ein und erzählt über alle Kanäle was ihr tut. Bei uns waren gute Referenzen wirklich der Schlüssel zum Erfolg", sagt Paul Stanzenberger, Mitgründer von teamazing.
“Die größte Fehlinvestition war ein Erklärvideo”
Freitag, 26. Januar 2018VonAlexander Hüsing

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Paul Stanzenberger, Mitgründer von teamazing. Das junge Unternehmen positioniert sich als Anbieter von Teambuilding-Events. Die Situlus Holding investierte kürzlich eine sechsstellige Summe in die Jungfirma mit Sitz in Graz.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Chancen und ganz viel Verantwortung zugleich. Ich habe schon immer sehr selbstständig gearbeitet und war intrinsisch motiviert. Bei teamazing versuche ich gleichzeitig Geschäftsführer und Kollege für meine Mitarbeiter zu sein. Nur so hat man in meinen Augen eine Chance Großes entstehen zu lassen; gleichzeitig trägt man natürlich auch sehr viel Verantwortung. Mir ist es wichtig, dass sich meine Mitbearbeiter auch als ihre eigenen Chefs wahrnehmen. So finden sie selbst gute Projekte und setzen diese eigenverantwortlich und top motiviert um.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Mein Geschäftspartner und Mitgründer Andreas Mairold und ich haben schon vor der Gründung unseres Unternehmens gemeinsam mit Freunden eine jährliche Silvesterschnitzeljagd organisiert. Das hat klein begonnen und wurde immer größer. Mit der Zeit haben immer mehr Bekannte mitgemacht, die sich dann schon immer am 1. Jänner für das nächste Jahr angemeldet haben. Als wir auf über 80 Teilnehmer kamen, haben wir bemerkt, dass da ein tolles Team entstanden ist. Da war für uns klar: das wollen wir auch auf professioneller Ebene tun und unsere Leidenschaft zum Beruf machen. So wurde unsere Firma teamazing gegründet und seitdem entwickeln wir laufend innovative, neue Aufgaben und betreuen Kunden im D-A-CH Raum.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?

Zur Gründung haben wir 10.000 Euro eingelegt, die wir für die Entwicklung neuer Teambuilding Spiele und erste Marketingmaßnahmen verwendet haben. Nach dem ersten Entwicklungsjahr haben die ersten Kunden unsere laufende Kosten gedeckt und neue Investitionen möglich gemacht. Die für 2018 geplante Expansion nach Deutschland wird mit einem sechsstelligen Investment von der Situlus Holding finanziert.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Die größte Challenge war es sicher unser fantastisches und motiviertes Team an Erlebnisbuildern aufzubauen. Diese Personen müssen jung, dynamisch, talentiert und herzlich sein. Uns bei teamazing ist es auch sehr wichtig, dass sich die Teammitglieder untereinander gut verstehen – bei uns herrscht ein total familiäres Klima. Das ist uns gut gelungen und wir sind sehr stolz auf unser Team. Jeder Mitarbeiter strotzt quasi nur so von Energie und Motivation.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Die größte Fehlinvestition war ein Erklärungsvideo ganz am Beginn. Da wir noch wenig Marketingmaterial hatten, haben wir uns damals eingeredet, dass dieses Video uns – wie von Zauberhand – verkaufen wird. Falsch gedacht. Es war eine nette – und teure – Geschichte, die zwar sehr gut umgesetzt worden ist, sich am Ende des Tages jedoch nicht gerechnet hat.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Unser größter Hebel ist unsere Content Marketing Strategie. Wir haben einen blühenden Blog aufgebaut, der regelmäßig über aktuelle HR Trends, interessante Personalthemen und natürlich Best-Practice-Beispiele und News von teamazing schreibt. Dank wertvollem Content und guter SEO Arbeit ranken wir nun bei allen, für uns relevanten, Themen auf der ersten Seite. Zudem hat uns ein virales Video von der Erlebnisbuilding-Aufgabe Mario Kart Battle mit über 10 Millionen Views auch geholfen: Das ist übrigens auch unser Bestseller. ;-)

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein großer Bruder. Er ist Realist und Steuerberater, und war für unser Gründungsteam in allen Themen immer ein wertvoller Sparringpartner. Für Gründende gibt es in Graz auch eine „Gründungsgarage“. Dort werden Mentoren und Gründer zusammengebracht: Eine sehr ergiebige Quelle für gute Kontakte und Ideen.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Bringt euer Produkt so früh wie möglich auf den Markt. Holt Feedback ein und erzählt über alle Kanäle was ihr tut. Bei uns waren gute Referenzen wirklich der Schlüssel zum Erfolg — als wir zum Beispiel ein Team von Red Bull so richtig begeisterten, sodass sie uns intern weiterempfohlen haben, hat das bei anderen Interessenten enorm Vertrauen geschafft.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Ganz generell wünsche ich mir den Abbau von Barrieren in Europa — ob das Frau Zypries im Alleingang gelingt, wage ich jedoch zu bezweifeln. Ein starkes Europa ohne Barrieren würde jedenfalls unser Wachstum massiv beschleunigen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Ich hätte wahrscheinlich mein Studium abgeschlossen. Eigentlich habe ich keine Ahnung was ich ohne teamazing tun würde. Es ist meine Leidenschaft und mein größtes Hobby. Ich kann mir mein Leben ohne diese Aufgabe gar nicht mehr vorstellen.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Mit dem sympathischen und lustigen Team vom „Frankfurter Brett“. Die Verlierer müssen anschließend kochen. Und wir sind verdammt gute Spieler (machen ja mit unseren Kunden nichts anderes).

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
In das 22. Jahrhundert: Mich würde interessieren, ob es uns Menschen noch gibt und wie wir die großen Probleme von heute gelöst haben.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich würde das gesamte Team zum einmonatigen Urlaub auf eine Segeljacht in Kroatien einladen. Mit dem Rest würde ich mir eine ordentliche Bleibe kaufen.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Beim Gesellschaftsspiel (Catan, Dominion, Andor, usw.), gemeinsam mit meinem Bruder, plus Anhang. Das Highlight der Woche ist auch genau dieses Treffen am Sonntagabend. Du musst wissen: Spiele sind mein Leben!

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich habe Jochen Schweizers Karriere schon immer sehr interessiert mitverfolgt. Er ist ein außergewöhnlicher Kerl — zwar etwas selbstdarstellerisch, aber da sind wir uns ähnlich. Mich imponiert sein Gespür für außergewöhnliche Erlebnisse und mit dem Aufbau seines Unternehmens ist er mit Sicherheit ein großes Vorbild für teamazing.

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Foto (oben): teamazing

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.