Interview

Max Camping: Kleiner Fisch wird zum Global Player

"Wir waren bislang ziemlich schlank aufgestellt. Bis zum Dezember habe nur ich mit meiner Freundin Julia im Büro gearbeitet, für die Entwicklung und kreative Arbeiten haben wir oftmals Freelancer aus unserem Netzwerk beschäftigt", sagt Maximilian Möhrle.
Max Camping: Kleiner Fisch wird zum Global Player
Montag, 22. Januar 2018VonAlexander Hüsing

Zahlreiche Zeitgenossen machten sich zuletzt auf, um die Welt der Campingplätze zu digitalisieren. Darunter Rocket Internet, dass zuletzt Camping and co aus Frankreich in seine kleine (aber unspektakuläre) Camping-Familie integrierte. Als Einzelkämpfer versuchte zuletzt auch Maximilian Möhrle mit Max Camping sein Glück in der bisher kaum digitalisierten Campingplatzwelt. “Wir sind als Portal gestartet und haben bemerkt, dass die digitale Infrastruktur des Campingplatzes keine Schnittstellen für ein Angebot auf Portalen bot”, sagt Möhrle zur wilden Anfangszeit in der Branche.

Deswegen baute er mit dem Bundesverband der Campingwirtschaft im vergangenen Jahr den sogenannten BVCD-Marktplatz auf. “Der besondere Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass der Marktplatz es den Campingplätzen ermöglicht sich mit dem eigenen Verwaltungssystem anzuschließen und automatisch über unsere fünf Partner-Portale buchbar zu sein”, erklärt der junge Gründer. Im Rahmen einer Partnerschaft, die er nicht Übernahme nennen will, mit der Infoplattform Camping.Info (27 Sprachen, 118.000 registrierte User, 140.000 Campingplatzbewertungen, 214.000 Bilder von Campingplätzen sowie 55.000 Facebook-Fans) will Möhrle nun weiter durchstarten. So wird der kleine Fisch Max Camping nun zum gewichtigen Player im Boommarkt.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Möhrle (Foto: links) über Einkaufsstraßen, Prozesse und fehlende Erfahrung.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Max Camping erklären?
Wir sind das digitale Schaufenster für den Verkauf, die Vermittlung von Campingurlauben. Bislang waren wir in einer etwas weniger frequentierten Einkaufsstraße unterwegs, durch die Partnerschaft mit Camping.info nutzen wir nun für unser Produkt eines der bestgelegenen Schaufenster in eine der besten Einkaufsstraßen der Campingwelt. Die Online-Buchung von Campingplätzen würde ich meiner Oma als Ersatz für die telefonische, postalische Reservierung eines Urlaubs erklären.

Klingt simpel, das sollte sie verstehen! Wie hat sich Max Camping seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung von Max Camping im Jahr 2015 habe ich zunächst als One-Man Show zusammen mit einer Agentur das Portal maxcamping.de entwickelt und gleichzeitig die ersten Campingplätze für unser Angebot gewinnen können. Nachdem ich im Frühjahr 2016 mit dem Angebot live gegangen bin habe ich mich zusammen mit meiner Freundin Julia für knapp drei Monate ins Wohnmobil begeben und viele Campingplätze besucht um mit den Betreibern ins Gespräch zu kommen. Hierdurch ist uns klar geworden, dass die digitale Infrastruktur und die operativen Prozesse des Campingplatzes in Deutschland – unserem Heimatmarkt – einfach noch nicht so weit entwickelt sind, als das die Online-Buchung eine Vereinfachung für die Campingplätze darstellt.

Was habt ihr dann gemacht?
Im Herbst sind wir über dieses Thema mit dem Bundesverband der Campingwirtschaft ins Gespräch gekommen und haben die Idee eines Channel-Managers – wir nennen es den BVCD-Marktplatz – für Campingplätze entwickelt. In die Entwicklung dieses Marktplatzes von Januar bis Mai 2017 haben sich viele Campingplätze aktiv eingebracht, so ist es uns gelungen eine Lösung zu entwickeln, welche viel näher an den Bedürfnissen des Campingplatzes dran ist. Der besondere Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass der BVCD-Marktplatz es den Campingplätzen ermöglicht sich mit dem eigenen Verwaltungssystem anzuschließen und automatisch über unsere fünf Partner-Portale – darunter maxcamping.de, camping.info, campingplatz-deutschland.de, camping-in-deutschland.de und die App Camparound – buchbar zu sein. Hierdurch hat der Campingplatz kaum Aufwand und erreicht eine Reichweite in Höhe von 1,5 Millionen Nutzern. Seit Mai sind über 150 Campingplätze in Deutschland angeschlossen worden und so schaffen wir es dem User mehr und mehr ein vielfältiges Angebot an direkt buchbaren Campingplätzen anzubieten.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Max Camping nun?
Wir waren bislang ziemlich schlank aufgestellt. Bis zum Dezember habe nur ich mit meiner Freundin Julia im Büro gearbeitet, für die Entwicklung und kreative Arbeiten haben wir oftmals Freelancer aus unserem Netzwerk beschäftigt. Nachdem wir nun nach und nach Aufgaben und Geschäft von Camping.Info übernehmen wachsen wir seit Dezember und sind nun sechs Mitarbeiter. Analog dazu verhält es sich auch mit dem Umsatz, der lag im letzten Jahr im mittleren fünfstelligen Bereich und wird sich nun im nächsten Jahr aufgrund von Camping.Info vervielfachen.

Wie hat sich denn die Partnerschaft mit Camping.Info ergeben?
Wir haben schon im letzten Jahr eine lose Kooperation bezüglich der Online-Buchung von Campingplätzen mit Camping.Info unterhalten und diese war sehr erfolgreich. Auch menschlich sind Camping.Info-Macher Erwin Oberascher und ich hierbei sehr gut miteinander klar gekommen und da ergab es sich, dass mir Erwin mitteilte, dass er vor hat in den nächsten Jahren etwas kürzer zu treten und seinen Lebensfokus zu verändern. Insofern wird die Partnerschaft in einer operativen Übergabe und auch einer eigentumsrechtlichen Übergabe von Camping.Info münden. Wir nutzen hier bewusst nicht das Wort einer Übernahme, weil es in großem Vertrauen und großer Freundschaft passiert.

Auch der ADAC drängt nun in den Startup-Camping-Markt. Habt ihr Angst vor diesem Schwergewicht?
Der ADAC ist ein traditionsreiches Unternehmen in der Camping-Branche und hier bereits seit Jahrzehnten sehr aktiv. Die Identität von Camping.Info und Max Camping unterscheidet sich jedoch stark von der des ADAC. Wir haben eine sehr aktive Community mit über 140.000 Bewertungen und unzähligen Bildern und Videos der User, dadurch ist unser Portal ein Angebot an dem die Camper aktiv mitwirken und das macht uns ein Stück weit einzigartig. Aus meiner Sicht ist es für den Markt ein Gewinn, wenn nun auch der ADAC die Digitalisierung der Campingplätze mit uns voran treibt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ich bin erst 25 Jahre alt und mein Netzwerk in Sachen IT war leider kaum vorhanden und dazu habe ich noch nie eine Webseite oder ein Portal aufgebaut, diese fehlende Erfahrung hat leider dazu geführt, dass das Portal maxcamping.de am Anfang technisch nicht sauber entwickelt wurde – was auch daran lag, dass ich es sehr günstig haben wollte. Das hat dazu geführt, dass unser Produkt an vielen Stellen den Produkten des Wettbewerbs unterlegen war. Hier haben wir einiges nachgeholt, aber trotzdem holen mich hier noch heute Fehler der Vergangenheit ein. Mittlerweile bin ich auf der IT-Seite durch die starke Unterstützung von unserer Agentur mit Ihrem Netzwerk -auch inhouse- bärenstark aufgestellt und die Entwicklung des Channel-Managers ist sehr sauber und professionell verlaufen. Man kann also sagen ich weiß nun was der Spruch bedeutet: “Wer billig kauft, kauft zweimal”.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die dreimonatige Wohnmobiltour von Campingplatz zu Campingplatz war für alles danach das Entscheidende. Dadurch haben wir Stallgeruch geschnuppert und gelernt zu verstehen wie ein Campingplatzbetreiber funktioniert. Das A und O sind Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Wenn man diese Werte hochhält und auch lebt, dann ist diese Branche wie eine Familie.

Wo steht Max Camping in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir die Online-Buchung sauber in die Angebote von Camping.Info integriert haben ohne die beiden Kernelemente der Inspiration und der Bewertung in den Hintergrund zu drängen. Weiterhin wird das Look & Feel von Camping.Info etwas aufgefrischt, wir stellen uns das wie ein Facelift bei einem Daimler vor.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.