15 Fragen an Jan Hase

“Nimm dir Zeit deine Mitgründer kennen zulernen”

"Am Anfang hatten wir noch andere Jobs und haben nach der Arbeit an Wunderflats gearbeitet. Dann haben wir einen Businessplanwettbewerb am Hasso Plattner Institut gewonnen und haben 100.000 Euro erhalten", sagt Jan Hase, Mitgründer von Wunderflats.
“Nimm dir Zeit deine Mitgründer kennen zulernen”
Freitag, 12. Januar 2018VonTeam

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Jan Hase, Mitgründer von Wunderflats. Anfangs war das Startup unter dem Namen rooming eine Tauschplattform für Studentenwohnungen. Inzwischen kümmert sich das Unternehmen um die Vermittlung von möblierten Wohnungen. Creathor Venture, die IBB Beteiligungsgesellschaft, Econa und nicht genannte Family Offices investierten kürzlich 3 Millionen Euro in die Jungfirma.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Mein eigener Chef zu sein bedeutet für mich vor allem, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung dafür, dass meine Kollegen zufrieden sind, sich weiterentwickeln können und immer rechtzeitig ihr Gehalt auf dem Konto haben; Verantwortung dafür, dass das, woran ich arbeite, die Welt ein Stückchen besser macht und das nicht auf Kosten anderer; Verantwortung dafür, dass jeder Kollege, Kunde, Investor oder Partner nach einer Interaktion mit meinem Unternehmen etwas gewonnen hat.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Auf einem Startup Weekend im Youisnow Accelerator, für dessen Startups ich als Berater tätig war.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Am Anfang hatten wir noch andere Jobs und haben nach der Arbeit an Wunderflats gearbeitet. Dann haben wir einen Businessplanwettbewerb am Hasso Plattner Institut gewonnen und haben 100.000 Euro erhalten. So konnten wir uns voll auf das Unternehmen fokussieren und kurz darauf unsere erste Angelrunde raisen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Bevor Wunderflats entstanden ist, haben wir zu dritt an einer Plattform gearbeitet, die dem gegenseitigen Tausch der Wohnungen von Austauschstudenten untereinander dienen sollte. Arkadi Jampolski und ich waren überzeugt davon, dass wir die falsche Zielgruppe bearbeiten und uns auf Young Professionals, Berater und Expats fokussieren sollten. Nach einigen Monaten hat der dritte Gründer die Firma verlassen und Arkadi und ich haben erfolgreich den Pivot umgesetzt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Schneller pivoten.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Mit Wunderflats bauen wir eine Plattform für Housing as a Service, die es heute so weltweit nicht gibt. Sie soll es jedem ermöglichen, dort leben und arbeiten zu können wo er/sie will. Wenn unsere Mieter und Vermieter zufrieden sind und alle Interakteure von Wunderflats profitieren, gibt es kein besseres Marketing als, dass sie ihren Freunden und Kollegen davon erzählen. Unsere wichtigste Marketingspielart ist also das Produkt, bzw. die Marke. Ansonsten nutzen wir die klassischen Onlinemarketing-Channel und B2B-/Referral-Kooperationen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Bei der Frage denke ich hauptsächlich an die ersten Vermieter, die uns ihre Wohnungen anvertraut haben, die ersten Investoren, die Arkadi und mir ihr Investment anvertraut haben und an die vielen Gründer, die sich ohne zu zögern Zeit genommen haben, um ihre Erfahrungen zu teilen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Wenn du nicht alleine gründest, nimm dir Zeit deine Mitgründer kennenzulernen, ihnen zu vertrauen und eine positive Beziehung aufrecht zu erhalten. Solange ihr einhundertprozentig zueinander haltet und jeden Tag einen weiteren Schritt in die richtige Richtung macht, kommt ihr auch immer voran.

Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Eine stabile Regierungsbildung, die weiterhin Innovation und Unternehmergeist fördert und für alle zugänglich macht.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ein Start-up gründen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der – fast – jeder Zugang zu dem gesamten Wissen der Menschheit hat. Durch den rasanten Fortschritt entstehen jeden Tag Möglichkeiten, sinnvolle Unternehmen zu gründen, sei es durch allgemeine Werkzeuge wie das Internet, Globalisierung oder Buzzwords wie Machine Learning, Blockchain, etc.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Durch die offene Gründerkultur in Deutschland habe ich das Gefühl, dass ich schon in vielen Startups Mäuschen spielen durfte. Tiefer reinschauen würde ich jedoch gern mal bei Jodel. Ich weiß, dass Alessio extrem User-zentriert arbeitet, obwohl alle User bei Jodel anonym sind. Es ist beeindruckend, wie es das Jodel-Team es trotzdem schafft, das Produkt stetig weiterzuentwickeln.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Es gibt in unserer heutigen Zeit so viele Chancen und Probleme zu lösen, dass ich gar nicht in eine andere reisen möchte. Wer ist nicht gespannt, wie die aktuellen Probleme der Menschheit gelöst werden und welche neuen Herausforderungen dadurch entstehen?

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Mit einem Teil würde ich probieren, es anderen Gründern zu ermöglichen, sich voll auf ihr Unternehmen zu fokussieren. Einen anderen Teil würde ich in möblierte Wohnungen investieren. Außerdem habe ich meiner Mutter mit drei Jahren versprochen, dass ich ihr irgendwann ein Haus baue. Daran erinnert sie mich immer wieder gerne.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Freundin, gutem Essen und SlamData.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Aktuell mit Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. Ich würde gerne ihre wohnungspolitischen Entscheidungen besser verstehen und dabei helfen, die Problematik der Wohnungsknappheit für Neu- und Altberliner zu lösen.

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Foto (oben): Shutterstock