15 Fragen an Benjamin Ladwein

“Gerade als Gründer bleibt zu wenig Zeit für die Liebsten”

"Gerade in der Fitnessbranche erreichen wir über soziale Medien viele unserer potentiellen Kunden. Wenn Sportler unsere Essen testen und für gut befinden, ist das für uns die beste Werbung. Wir kaufen keine Werbegesichter ein", sagt Benjamin Ladwein von Fittaste.
“Gerade als Gründer bleibt zu wenig Zeit für die Liebsten”
Freitag, 6. Oktober 2017VonAlexander Hüsing

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Benjamin Ladwein, der mit seinem Bruder Konstantin Ladwein 2014 die Foodfirma Fittaste gegründet hat. Die Brüder verkaufen seitdem fertige, gesunde Gerichte. Zielgruppe: Sportler und Menschen, die sich gesund ernähren möchten. 2016 machte das Start-up einen Umsatz von rund 950.000 Euro. Gerade investierte Löwe Frank Thelen 300.000 Euro in Fittaste.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Das ist nichts Besonderes. Ich freue mich viel mehr Teil des tollen Fittaste-Teams zu sein und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern jeden Tag anzupacken und Fittaste voranzutreiben.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Zum einen haben wir selbst die Erfahrung gemacht, gesunde Ernährung und einen stressigen Alltag unter einen Hut zu bekommen. Zum anderen hat einer unserer Freunde in Luxembourg ein Fitnessstudio und bei seinen Mitgliedern die Erfahrung gemacht, dass diese sehr motiviert trainieren, es aber oftmals an der Ernährung scheitert, die gesteckten Ziele zu erreichen.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Zunächst haben wir uns selbst mit angespartem Eigenkapital finanziert. Natürlich mussten wir auch Bankkredite aufnehmen. Zum Glück gibt es auch die ein oder andere Fördermöglichkeit für Gründer.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir haben eine aufwändige Kühllogistik entwickelt. Der Versand von Lebensmitteln ist für viele Kunden in Deutschland noch unbekanntes Terrain. Hier konnten wir aber in den letzten Jahren viel Überzeugungsarbeit leisten, was uns auch ein wenig stolz macht. Zum Anderen mussten wir mit der Idee – dem Vorkochen von Essen für die ganze Woche – einen in Deutschland ziemlich neuen Markt erschließen und haben unsere Lieferanten sorgfältig ausgewählt, um unseren Kunden beste Qualität zu garantieren.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden Themen, die wir intuitiv gut gemacht haben, fortlaufen lassen und nicht zu viele Zweifel aufkommen lassen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Influencer Marketing ist im Moment für uns die Methode der Wahl. Gerade in der Fitnessbranche erreichen wir über soziale Medien viele unserer potentiellen Kunden. Wenn Sportler unsere Essen testen und für gut befinden, ist das für uns die beste Werbung. Wir kaufen keine Werbegesichter ein. Unsere Influencer essen unsere Essen selbst jede Woche und berichten ihren Followern davon.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Bruder und ich haben uns immer gegenseitig unterstützt und natürlich unsere Frauen – ohne starke Frau an der Seite geht das nicht.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Machen! Machen! Machen!

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Weniger Diplomatie und mehr Unterstützung für junge Gründer mit guten Ideen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Eigentlich habe ich meinen Traumjob gefunden. Ich denke ich würde etwas ganz Ähnliches zu dem machen, was ich jetzt mache. Ich mag die Lebensmittelbranche. Ich wäre vermutlich in der Logistik- oder Lebensmittelbranche als Produktmanager unterwegs.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Ich bin sehr offen und würde deshalb kein Mäuschen spielen, Verstecken ist nicht so mein Ding. Wenn uns die Gründer von mymuesli aber mal die Chance zu einem Austausch geben würden, würden wir uns aber sehr freuen.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Dann reisen wir mal in das Jahr 2015. Unser Traum: Mit Hilfe von Fittaste haben wir das Bewusstsein für gesunde Ernährung vorangetrieben und haben Fittastein Europa als bekannte Marke etabliert.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich bezahle das Haus meiner Familie ab und investiere in weitere Ideen für Fittaste.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
An einem freien Sonntags startet der Tag mit einem tollen Frühstück mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter. Am Nachmittag genießen wir meistens frische Luft bei langen Spaziergängen. Gerade als Gründer bleibt oft viel zu wenig Zeit für die Liebsten. Da genießt man jede Sekunde und meidet eher den Trubel.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Am liebsten mit einer Gruppe: Christian Lindner, Boris Becker und Lena Gerke an einem Tisch fände ich ganz interessant. Christian Lindner ist eine dynamische, digitalaffine Persönlichkeit, mit dem man einen interessanten Talk führen könnte. Boris Becker war mein Held der Kindheit und hat schon viel Lebenserfahrung sammeln dürfen. Und Lena würden wir sehr gerne mit unseren Essen versorgen. Sie ist sportlich aktiv und passt perfekt ins Team Fittaste. Trinken dürfte natürlich jeder was er möchte.

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Foto (oben): MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.