Gastbeitrag von Nicholas Neerpasch

So finden Startups “die Richtigen” Investoren

Will sich ein Startup dauerhaft im Markt etablieren, können Investoren eine wichtige Schlüsselrolle spielen. Im Idealfall sind sie dabei weit mehr als „nur“ Kapitalgeber. Vielmehr schlüpfen sie in die Rolle eines Mentors, der dem jungen Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite steht.
So finden Startups “die Richtigen” Investoren
Dienstag, 22. August 2017VonTeam

Ein Startup ist in der Regel schnell gegründet. Die wenigsten von ihnen können sich dauerhaft am Markt etablieren und zu nachhaltig profitablen Unternehmen heranwachsen. Dass das so ist, liegt wohl an vielen Faktoren, wie etwa dem rechtzeitigen Erreichen des Produkt-Markt-Fit, der zugrundeliegenden Geschäftsidee und einer soliden, vorausschauenden Unternehmensorganisation – mitunter jedoch auch an den beteiligten Investoren und der damit einhergehenden ausreichenden Kapitaldecke. Jene können nämlich weit mehr sein, als Kapitalgeber, die ein reges Interesse an einer Steigerung des Unternehmenswertes  zeigen. Sie sind durchaus ein wertvolles Unternehmensgut und setzen als Ratgeber wichtige Impulse und Unterstützung, die ein junges Startup in die richtige Richtung lenken können. Hier die passenden Mitgestalter zu finden, ist längst kein einfaches Unterfangen. Neu gegründete Unternehmen brauchen dafür den richtigen Zugang und letztendlich ein glückliches Händchen. Es kann sich dennoch lohnen, bei der Auswahl der Mitgesellschafter selektiver vorzugehen. In seinem Beitrag gebe ich einen Einblick, wie man „die Richtigen“ findet und worauf es bei der Suche und bei der Auswahl wirklich ankommt.

Attraktiv bleiben für Investoren

Um überhaupt von potenziellen Investoren wahrgenommen zu werden, braucht es jede Menge Disziplin und auch ein Quäntchen Glück. Neben den Standards, also dass sich beispielsweise jeder Gründer ein Netzwerk aufbauen sollte, welches weitere Kanäle durchdringt und so ein weites Feld voller Möglichkeiten eröffnet, gibt es einige Grundsätze, die nachhaltig helfen können. So gilt es etwa mindestens einen hoch geschätzten Anker-Investor zu finden, der ein solides und gut sortiertes Netzwerk pflegt und bereit ist, weitere Investoren mit an Bord zu bringen. Damit jene sich ein vollständiges Bild über das eigene Unternehmen machen können, brauchen Gründer zwingend plausible und ehrliche Unterlagen. Diese helfen wichtige Fragen vorab zu klären und das Geschäftsmodell sowie das weitere Vorhaben aufzuzeigen.

Um die eigenen Chancen, auf neue Investoren zu erhöhen, kann es sich auch lohnen, relevante Business Angels, Entscheider, Multiplikatoren oder Unternehmensbeteiligte aus der Zielbranche als Mitgesellschafter zu gewinnen. Jene sind in der Regel nicht nur beim Kundenzugang, sondern auch bei der Partner- bzw. Kundenakquise eine wichtige Hilfe.

Parallel dazu bedarf es einer gewissen Sichtbarkeit des eigenen Startups am Markt, um überhaupt von entsprechenden Investoren und Business Angels wahrgenommen zu werden. Dabei hilft im Übrigen auch eine zielorientierte Presse – und Öffentlichkeitsarbeit, die sich insbesondere dann als mehrwertig erweist, wenn künftige Investoren auf das eigene Haus aufmerksam werden, nachdem sie beispielsweise in einer Publikation darüber gelesen haben.

Am wichtigsten bleibt natürlich die Aufrechterhaltung der Value Opportunity und damit die eindeutige Antwort auf die Frage, ob sich eine Beteiligung aus der Perspektive des Investors lohnt. Je größer sein individueller Mehrwert-Beitrag zu sein scheint, desto geringer ist für ihn das Risiko, dass sich das Investment nicht rentiert. Deswegen investieren viele Angels/ Investoren auch vorwiegend in Startups welche aus speziellen Branchen kommen, die mit ihren Dienstleistungen beispielsweise bestimmte Nischen besetzen.

Nicht jeder passt

Selbst wenn sich viele Investoren für das eigene Startup interessieren, ist bei aller Zuversicht auch Obacht angezeigt. Genau will geprüft werden, mit wem der Start in die nächste Etappe reibungslos und möglichst erfolgreich gelingen kann. Dabei geht es auch darum, ob ein Investor ein reines Kapitalinvestment plant oder zusätzlich strategischen Mehrwert  (Smart Money) schafft. Während Ersteres natürlich sehr willkommen ist, gilt es insbesondere die Potenziale des Smart Moneys zu prüfen – also die Mehrwerte, die neben dem eigentlichen Investment eingebracht werden können. Hierzu zählen beispielsweise eine ausgewiesene Fachexpertise oder ein exklusives Partnernetzwerk. Gerade in der Anfangsphase eines Startups und auch im weiteren Entwicklungsstadium kann es nämlich mitunter durchaus entscheidend sein, wenn externe Expertise bei Fragestellungen wie „Welches Kundensegment sollte wann angegangen werden?“ oder „Was ist eine zielführende Preisstrategie?“ oder „Auf welche Partnerschaften sollten man sich konzetrieren?“ einbringt. Auch das Fachwissen sowie die Erfahrung als aktiver Investor und Unternehmer, beispielsweise hinsichtlich weiterer Kapitalerhöhungen bis hin zu Exit-Szenarien können von großem Nutzen sein.

Bei uns beispielsweise engagieren sich vorrangig Gesellschafter, die einen Bezug zur Immobilienwirtschaft haben. Jene öffnen durch ihr bestehendes Netzwerk viele Türen und leisten einen wesentlichen Beitrag für den steigenden Bekanntheitsgrad unseres Startups in der Branche. Darüber hinaus bringen die Investoren ihre Erfahrungen ein und helfen so proaktiv mit, Fehler zu vermeiden und damit Zeit sowie Ressourcen zu sparen. Als Architekt gepaart mit den Praxiserfahrungen aus einem Ingenieurbüro für Immobilienaufgaben fehlte mir beispielsweise das Netzwerk und das tiefgehende Know-How für den Bereich „Startup Finanzierung“. Mit Oliver Beste fand ich aber frühzeitig einen Anker Angel, welcher in diesen Bereichen – vor allem in Fragen rund um die Unternehmensfinanzierung – durch seine Expertise und sein Netzwerk die erfolgreiche Entwicklung des Startups maßgeblich unterstützen konnte.

Es ist also durchaus empfehlenswert, so früh wie möglich die mitunter fehlende Expertise entweder in Form eines Co-Founders oder durch engagierte Business Angels intrinsisch einzubinden. Daneben können sogenannte Supporter-Anteile finanzielle Anreize bieten – wobei hier genau geregelt sein sollte, welche Voraussetzungen und Erwartungen bestehen.

Fazit

Will sich ein Startup dauerhaft im Markt etablieren, können Investoren eine wichtige Schlüsselrolle spielen. Im Idealfall sind sie dabei weit mehr als „nur“ Kapitalgeber. Vielmehr schlüpfen sie in die Rolle eines Mentors, der dem jungen Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite steht – ob nun in Form von Fachexpertise oder einem hilfreichen Partner- oder Investorennetzwerk. Damit Startups solche Investoren finden, müssen sie sich in den für sie passenden Kreisen bewegen, und Ihr Unternehmen aktiv vermarkten.

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Foto (oben): Shutterstock