Gründeralltag

Team oder Idee? “Die beste Idee nutzt dir wenig”

"Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ein exzellentes Team höher bewerten als eine exzellente Idee. Denn die beste Idee nutzt dir wenig, wenn du nicht das passende Team dafür hast. Ein super Team kann aber aus einer mittelmäßigen Idee sehr viel machen", sagt Cédric Köhler von Creathor Venture.
Team oder Idee? “Die beste Idee nutzt dir wenig”
Freitag, 4. August 2017VonAlexander Hüsing

Eine Idee ist immer nur so gut, wie das Team, das diese umsetzt. In der Szene hört man oft den Satz: Lieber ein gutes Team mit einer schlechten Idee, als ein schlechtes Team mit einer guten Idee. Doch stimmt das alles? Wir haben wieder einmal mehrere Investoren gefragt: Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee? Hier die Antworten.

An einer guten und sauber ausgearbeiteten Idee kann man ein gutes Team erkennen. Unsere Erfahrung ist, dass sich die Idee im Laufe des Lebenszyklus eines Start-Ups oft verändert oder verändern muss. Daher ist es für uns wichtig, eine besondere Art von Unternehmerteams zu finden: Sie müssen mit extrem viel Energie an der Umsetzung ihrer Idee arbeiten und gleichzeitig dafür sensibel bleiben, wann die Idee angepasst werden muss. Und gerade diese Anpassungssituationen, etwa auf ein neues Erlösmodell oder eine neue Produktausrichtung erfordern extrem viel Umsetzungsstärke.
Matthias Dill, Statkraft Ventures

Eine Idee allein ist nichts wert. Es kommt vor allem darauf an, wie eine Idee umgesetzt wird. Dazu gehören die Gründerpersönlichkeiten, die Prozesse, die Kunden und andere Dinge, die letztendlich die Substanz eines jungen Wachstumsunternehmens ausmachen. Daneben muss das Timing stimmen. Facebook war nicht das erste Social Network, Zalando nicht der erste Schuhhändler.
Sascha van Holt, SevenVentures

Beides ist sehr wichtig, denn das Eine geht nicht ohne das Andere. Hat man ein großartiges Team und die Idee fehlt, kann man diese nur schlecht von außen einpflanzen, denn dann fehlt dem Startup der Drive. Hat man die richtige Idee, aber das Team passt nicht, steht man vor einer ähnlichen Herausforderung. Auch hier verliert das Start-up auf lange Zeit an Elan und Wirkkraft. Am schnellsten findet ein Start-up seinen Weg, wenn eben doch beides zusammenspielt.
Ulli Jendrik Koop, Digital Health Ventures

A-Teams machen auch aus den Ideen etwas Gutes, die aus irgendeinem Grund nicht so aufgehen wie ursprünglich gedacht. Umgekehrt ist es schwieriger.
Luca Martinelli, b-to-v Partners

Das eine geht nicht ohne das andere. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ein exzellentes Team höher bewerten als eine exzellente Idee. Denn die beste Idee nutzt dir wenig, wenn du nicht das passende Team dafür hast. Ein super Team kann aber aus einer mittelmäßigen Idee sehr viel machen – was nicht heißt, dass wir in mittelmäßige Ideen investieren. Aber wir schauen uns die Mannschaft hinter dem Startup schon sehr genau an, bevor wir investieren. Die Team-Chemie muss dabei nicht nur zwischen den Gründern stimmen, sondern auch zwischen den Gründern und uns. Ich möchte auch nach etwas klareren Worten im Aufsichtsratsmeeting mit den Gründern noch ein Bierchen trinken können. Und wir bewerten, wie die Gründer auf andere wirken. Denn wenn ein Startup groß und erfolgreich werden will, muss es im Laufe der Zeit etliche Leute – Top-Leute – einstellen. Wenn wir denken, dass Top-Leute ein Problem damit haben, für die Gründer zu arbeiten, wird es schwierig.
Cédric Köhler, Creathor Venture

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.