Terminvermittlung

Psychologio kämpft gegen endlose Wartelisten

"Psychologio konzentriert sich auf das anspruchsvolle Feld der Psychotherapie, das viele Besonderheiten aufweist und daher auch eine profunde Kenntnis speziell in diesem Feld ausgebildeter Mitarbeiter voraussetzt", sagt Anabel Ternès, Mitgründerin von Psychologio.
Psychologio kämpft gegen endlose Wartelisten
Freitag, 28. Juli 2017VonAlexander Hüsing

“Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Termine bei Psychotherapeuten einfach und schnell zu vermitteln”, erklärt Gründerin Anabel Ternès das Konzept von Psychologio. Für Patienten ist die Terminvermittlung kostenfrei. “Wir wollen kein Geld an psychisch Erkrankten verdienen, die sich nichts weiter als als einen freien Behandlungsplatz in der Psychotherapie wünschen”. In die Tasche greifen müssen bei Psychologio somit die Therapeuten. Ternès zieht das junge Unternehmen gemeinsam mit Julian Maar hoch.

“Psychische Erkrankungen werden noch immer nicht ernst genommen”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Anabel Ternès, Mitgründerin von Psychologio, über Terminanfragen, Erkrankungen und Schäden in Milliardenhöhe.

Welches Problem wollt Ihr mit Psychologio lösen?
Psychisch Erkrankte warten in Deutschland oftmals viel zu lange auf ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten – durchschnittlich sind es drei Monate. In manchen Gegenden wie Brandenburg können schnell sechs Monate vergehen, ehe ein Erstgespräch zustande kommt. Dabei ist ein Erstgespräch noch nicht einmal der Beginn einer Therapie, sondern vergleichbar mit einer Bestandsaufnahme. Bis zum eigentlichen Therapiebeginn vergehen dann oftmals erneut drei Monate. Schon während der ersten Kontaktaufnahme mit dem Therapeuten kommt es oft schon zu Frust und Resignation. Kassentherapeuten sind häufig überlastet, zum Teil auf Jahre hinweg ausgebucht und können von Terminsuchenden in vielen Fällen nur über den Anrufbeantworter kontaktiert werden. Psychologio löst dieses Problem, indem kostenlos, schnell und einfach Terminanfragen bei kassenärztlichen Psychotherapeuten vermittelt werden. Das Terminmanagement wird auf Wunsch der Patienten von Psychologio übernommen, wodurch die Kostenerstattung stark vereinfacht wird. Wir initiieren also einen Erstkontakt mit Therapeuten und beschleunigen das Verfahren der Kostenerstattung, sollte kein Termin für ein Erstgespräch zustande gekommen sein.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Psychologio ein Erfolg?
Weil Psychologio ein strukturelles Defizit im deutschen Gesundheitswesen ausgleicht, das vielen Menschen in unterschiedlichen Lebenssituation belastet und gegen das seit Jahren nichts unternommen wird. Man stelle sich vor, jemand, der sich ein Bein bricht, müsste neun Monate auf eine Behandlung warten. Psychische Erkrankungen werden noch immer nicht ernst genommen. Dass Politik und Gesundheitswesen eine bessere Versorgung nicht schnell genug vorantreiben, lässt viele Patienten verzweifeln und führt auch aus wirtschaftlicher Sicht zu einer schwierigen Situation, wenn man bedenkt, dass psychische Erkrankungen der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit sind und Schäden in Milliardenhöhe für die deutsche Wirtschaft verursachen.

Wer sind Eure Konkurrenten?
Es gibt vergleichbare Suchmaschinen wie Jameda und Co., die jedoch in der Regel andere Akzente setzen und beispielsweise die Bewertung von Ärzten mit einem Notensystem in den Vordergrund stellen. Psychologio konzentriert sich hingegen auf das anspruchsvolle Feld der Psychotherapie, das viele Besonderheiten aufweist und daher auch eine profunde Kenntnis speziell in diesem Feld ausgebildeter Mitarbeiter voraussetzt.

Wo steht Psychologio in einem Jahr?
Für die spezifische Suche nach einem bestimmten Psychotherapeuten ist Psychologio die Plattform Nummer 1 in Deutschland. Für Therapeuten ist Psychologio zudem ein Anbieter weiterer Dienstleistungen rund um ein ganzheitliches Termin- bzw. Patientenmanagement.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.