15 Fragen an Simon Bolz

“Mein Tipp: Gründet mit guten Freunden”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Simon Bolz von Klara.
“Mein Tipp: Gründet mit guten Freunden”
Freitag, 21. Juli 2017VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Mein Chef ist Klara, also meine Mitarbeiter, Kunden, das Produkt und mein Co-founder Simon. Und Klara kann manchmal ein härterer Chef sein als jeder Vorgesetzte. Garantiert. Also bin ich eigentlich ziemlich Nicht-Chef.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir waren mit meiner damals einjährigen Tochter im ersten Urlaub und sie bekam einen Ausschlag am ganzen Körper. Ich dachte: “Urlaub vorbei!” Und war schon am Kofferpacken, um nach Deutschland zu flitzen. Meine Frau schickte aber ein Foto an eine ihrer besten Freundinnen, die Dermatologin in Berlin ist. Nach fünf Minuten kam die Entwarnung, es sei nur eine Sonnenallergie und wir sollen zwei Cremes in der Apotheke kaufen. Urlaub gerettet! Ich sprach dann mit Simon, meinem Mitgründer, darüber, der sich auch schon jahrelang von den Ärzten in seiner Familie über SMS und Skype behandeln ließ. Die Power der direkten Verbindung von Mediziner(team) und Patient über digitale, asynchrone Kommunikation wurde uns sofort klar. Auf dieser Hypothese haben wir gegründet und sie ist heute noch Basis unserer Mission.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die letzte Runde kam von Lerer Hippeau Ventures aus New York, Project A aus Berlin, Christophe Maire’s Atlantic Labs und Groupe Arnault. Neben Christophe haben uns einige andere sehr gute Angels wie Lucas Cranach und Christian Reber und auch Funds wie Creathor Venture früh unterstützt.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Das richtige Geschäftsmodel zu identifizieren. Wir haben einige Strategien und Hypothesen getestet, bevor wir nach circa eineinhalb Jahren zum Product-Market-Fit kamen. Healthcare ist nicht einfach. Da braucht man Kreativität und Durchhaltevermögen – oder grit, wie man in den USA sagt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Früher anfangen, Geld zu chargen. Hypothesen gezielter testen und bei negativem Ergebnis schneller iterieren.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir verkaufen an Ärzte in den USA. Ein smarter, effizienter Sales-Approach gepaart mit den richtigen Marketing-Maßnahmen ist einer der Hauptkanäle. Mehr darf ich nicht verraten.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Frau. Und natürlich Simon mein Mitgründer. Lucas Cranach, Christophe Maire und Christian Reber waren auch eine mega Hilfe. In vielen Aspekten.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Gründet mit guten Freunden.

Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Möglichst wenige Berührungspunkte mit Startups zu haben. Die Gründer müssen es alleine schaffen. Darauf fokussieren, dass Angels & VCs gute Bedingungen und Incentives haben, Gründern unkompliziert und professionell Risikokapital zur Verfügung zu stellen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich kann mir das leider nicht (mehr) vorstellen. Es hätte auf jeden Fall was mit Medizin zu tun.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Lilium Aviation finde ich sehr spannend. Und bei Rocket Internet würde ich schon auch manchmal gerne Mäuschen spielen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Entweder in die goldenen 1920er Jahre in Berlin oder ins Jahr 2060 um zu sehen, ob wir dann schon unsterblich sind. Würde mich irgendwie entspannen. Oder auch nicht.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Andere Gründer-Teams unterstützen. Und vielleicht eine Kita bauen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Frau und meinen 3 Kids am Schlachtensee (Berlin).

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Donald Trump. NOT.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Nach seinem Master-Studium in New York gründete Simon Bolz zwei Startups in Berlin. In den zwei Jahren vor der Gründung von Klara arbeitete er an großen digitalen Projekten mit Arztpraxen, Krankenhäusern und Gesundheitssystemen. Zusammen mit seinem Freund Simon Lorenz gründete er im Jahr 2013 Klara.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.