Gastbeitrag von Fabian Mellin

Crowdinvesting: 5 Fehler – und wie man sie vermeidet

Einige Gründer scheuen sich, Zahlen und Informationen offenzulegen. Vor allem, wenn gerade eine Crowdinvesting-Kampagne läuft, ist das allerdings unabdingbar. Ihr möchtet schließlich Kapital einsammeln und bis zur “Gegenleistung” gedulden sich die Investoren in den meisten Fällen einige Zeit
Crowdinvesting: 5 Fehler – und wie man sie vermeidet
Freitag, 18. November 2016VonAlexander Hüsing

Eine Crowdinvesting-Kampagne, z. B. bei Seedmatch, Companisto und Co., ist für Gründer eine tolle Chance – nicht nur um Geld einzusammeln, sondern auch um Feedback zu ihrem Geschäftsmodell zu erhalten und um neue Kunden zu gewinnen. Viele unterschätzen allerdings den Aufwand – und auch ein paar andere Dinge können schiefgehen:

1. Vorbereitung vernachlässigen
Eine Kampagne gründlich vorzubereiten und durchzuführen, kostet natürlich Zeit und Aufmerksamkeit. Manchmal merkt man dem Ergebnis leider an, dass eins von beiden nicht vorhanden war. Indikatoren dafür sind unprofessionelle Videos oder unübersichtlich aufbereitete Informationen. Das geht gar nicht – weil die Crowd es merkt. Lässiges Start-up hin oder her, ihr müsst Professionalität beweisen, damit fremde Menschen euch vertrauen und mit Kapital unterstützen. Das wird schwierig, wenn die Details schludrig wirken. Um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen, sollte so früh wie möglich die Kampagne genau durchgeplant werden. Ein paar Monate braucht ihr, es kommen etliche Aufgaben auf Euch zu – von Business-Plan-Controlling über Kommunikationsmaßnahmen bis zur Anpassung des Webauftritts etc. Alle Informationen und Zahlen, die ihr herausgebt, sollten gründlich geprüft werden. Final sollte am besten ein Externer das Material für die Kampagne checken: Versteht man eure Idee, wenn man nicht bei euch arbeitet?

 2. Aufwand unterschätzen
Viele Gründer kalkulieren den Aufwand einer Kampagne falsch ein. Sie rechnen damit, dass mit dem Start der Kampagne erst mal alles erledigt ist und der normale Arbeitsalltag wieder beginnt. Das stimmt nicht – sobald die Kampagne läuft, geht es erst richtig los: Anfragen von potenziellen Investoren beantworten, gewünschte Informationen heraussuchen, netzwerken, Updates umsetzen – alles neben dem regulären Workload. Für die Laufzeit der Kampagne und auch für die Nachbereitung solltet ihr euch also darauf einstellen, dass ihr einige To-dos mehr habt. Achtet darauf, dass das ganze Team da ist – einen längeren Urlaub kann man sicher auch danach noch machen.

3. Im Alleingang arbeiten
Viele Gründer halsen sich etliche Aufgaben auf, die sie allein zu stemmen versuchen. Nicht nur das Team sollte einbezogen werden, besonders für die Vorbereitung einer Kampagne sollte man auch auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern setzen. Ein Video ist das Herzstück der Kampagne, das muss sitzen und bestenfalls von Profis gefilmt und bearbeitet werden. Ein Grafiker und ein Fotograf tragen ebenfalls dazu bei, dass die Kampagne professionell und stimmig wirkt. Eine PR-Agentur kann euch helfen, für Reichweite in den Medien zu sorgen. Wenn ihr Partner einbezieht, denkt daran, dass sie ebenfalls Vorbereitungszeit benötigen – am besten also so früh wie möglich anfragen. So bleibt euch auch Zeit, Angebote zu vergleichen. Bindet euer Netzwerk ein – online wie offline – damit möglichst viele von der Kampagne erfahren und sie nicht zum Rohrkrepierer wird. Bezieht jedes Teammitglied ein, damit alle motiviert sind, ebenfalls ihre Netzwerke zu aktivieren.

4. Social Media unterschätzen
Ab und an wirkt es so, als würden Gründer erst am Tag des Kampagnen-Starts daran denken, dass ihr Start-up auch in den Sozialen Netzwerk vertreten ist. Dann postet das ganze Team den gleichen Text auf Facebook mit einem leicht verzweifelt klingenden Aufruf nach Support. Ein fataler Fehler, denn alle Social-Media-Kanäle des Unternehmens sollten frühzeitig genutzt werden und fester Teil der Planung sein. Bevor die Kampagne offiziell verkündet wird, kann man die Kanäle in etwas höherer Frequenz bespielen und eine Neuigkeit anteasen, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Außerdem lohnt es, Facebook- und Twitter-Grafiken in der Unternehmens-CI vorzubereiten, für Kick-off, Zwischenstände, Danksagungen etc. Recherchiert rechtzeitig Facebook-Gruppen, die ihr zum Kampagnen-Start mit euren News versorgt.

5. Kommunikation mit Investoren nicht ernst nehmen
Einige Gründer scheuen sich, Zahlen und Informationen offenzulegen. Vor allem, wenn gerade eine Crowdinvesting-Kampagne läuft, ist das allerdings unabdingbar. Ihr möchtet schließlich Kapital einsammeln und bis zur “Gegenleistung” gedulden sich die Investoren in den meisten Fällen einige Zeit. Belohnt sie also so oft wie möglich mit ehrlichen Updates, um zu zeigen, dass auf euch Verlass ist und dass ihr den Support schätzt. Wenn etwas nicht nach Plan läuft, erklärt die Gründe und zeigt Lösungsvorschläge. Nehmt das Feedback der Investoren ernst, nehmt euch Zeit darauf einzugehen – jede Meinung könnte eure Geschäftsidee voranbringen. Wer mit Investoren spricht, hat die Chance, sie zu Kunden und Multiplikatoren zu konvertieren. Keine Lust auf die Kommunikation mit vielen Crowdinvestoren? Dann sollte man sich überlegen, ob eine Crowdinvesting-Kampagne der richtige Weg ist, um Geld einzusammeln – doch hilfreiches Feedback für die weitere Entwicklung des Start-ups und öffentliche Aufmerksamkeit könnten verloren gehen, wenn man sich dagegen entscheidet.

Zum Autor
Fabian Mellin, 28, ist Mitbegründer und Geschäftsführer von moovin.de. Zuvor war er bei mytaxi als Key Account Manager tätig. Neben seinem Studium arbeitete er als Makler – und spielte schon damals mit der Idee, ein Makler-Start-up zu gründen. Doch erst mit Einführung des Bestellerprinzips war die Zeit für moovin reif. Momentan läuft eine Crowdfunding-Kampagne von moovin, um Kapital für den weiteren Ausbau der Plattform einzusammeln. Die Fundingschwelle von 100.000 Euro wurde schon nach fünf Tagen geknackt.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.