"Spielefirmen scheitern an ihrer Strategie"

Sviper – Mit neuen Konzepten gegen die Klon-Krise

"Wenn wir mit unseren Games irgendwie zwischen Position 300 und 700 in den weltweiten Charts nach Umsatz landen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Wir glauben, dass wir für diesen Zielhorizont genau die richtige Erfahrung mitbringen", sagt Michael Reichert, Mitgründer von Sviper.
Sviper – Mit neuen Konzepten gegen die Klon-Krise
Mittwoch, 19. Oktober 2016VonAlexander Hüsing

Zuletzt gab es in der Games-Welt einige schlechte Nachrichten – etwa Entlassungen bei Aeria Games, Goodgame Studios und Wooga. Die große Zeit der Games-Unternehmen scheint irgendwie vorbei. Dennoch heben Ole Schaper, Mark Buchholz und Michael Reichert mit Sviper gerade ein neues Games-Start-up aus der Taufe. Das Trio fokussiert sich dabei auf den Mobile Gaming-Markt. “Der Markt bietet zahlreiche Möglichkeiten für innovative Spielkonzepte”, glaubt Mitgründer Reichert im Gespräch mit deutsche-startups.de.

“Wir wollen das Beste aus zwei Welten zusammenbringen: Begeisterung und Motivation für gute Games wie wir sie von Indie-Studios kennen und eine solide, fundierte Business-Denke. Gekreuzt haben sich unsere Wege bei unserem alten Arbeitgeber InnoGames. Wir haben schnell gemerkt, dass die Chemie stimmt, wir voneinander überzeugt sind und das gleiche Ziel verfolgen. Hinzu kommt, dass wir mit unserer Expertise gemeinsam die wichtigsten Bereiche abdecken, die für die Gründung eines Mobile Game Studios notwendig sind: Produkt, Technologie, Vertrieb”, erzählt Reichert, der sich bei Sviper um Marketing und Business Development kümmert.

“Wir entwickeln unsere Games nicht mit dem Ziel ein Top 20-Produkt werden zu müssen. Stattdessen fokussieren wir uns auf innovative Konzepte, cleveres Game-Design und Genres mit nicht ausgeschöpftem Potenzial. Insbesondere die Wahl des Genres ist dabei durch umfangreiche Marktanalysen gestützt; der Fokus liegt dabei auf Spielmechaniken und Zielgruppen und nicht auf dem berechneten Umsatzpotenzial”, erklärt Reichert das Konzept hinter Sviper. Das Team arbeitet derzeit unter anderem an Wild City Rush.

“Erfolg ist immer eine Frage der Definition”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Michael Reichert, Mitgründer von Sviper, über Kopien, Zielhorizonte und Core Games.

Welches Problem wollen Sie mit Sviper lösen?
Wir sehen ein übergeordnetes Problem des Mobile Gaming-Marktes, welches maßgeblich zu unserer Gründungsentscheidung beigetragen hat. Der Markt für Mobile Games ist seit vielen Jahren sehr statisch, dieselben Titel und Firmen dominieren die Top 10 Grossing-Charts ohne Ausnahme. Zeitgleich sind die Kosten der User Acquisition stark gestiegen und zahlreiche Performance Marketing-Channels sind nicht mehr profitabel oder nur noch mit einem schöngerechneten K-Faktor. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass sich die Mehrheit der Entwicklungsstudios auf Kopien der erfolgreichen Titel fokussiert und damit versucht, das Risiko von Neuentwicklungen so klein wie möglich zu halten. Zeitgleich wird versucht, mit starken Monetarisierungs-Mechaniken den durchschnittlichen Umsatz pro User schon in der Planungsphase extrem hoch anzusetzen. Daraus resultieren unserer Meinung nach drei Probleme. Erstens: Der Markt ist und bleibt sehr statisch und es gibt kaum Innovationen. Zweitens: Der Fokus der Games-Entwicklung shiftet vom eigentlichen Game-Design zu den besten Monetarisierungs-Mechaniken. Drittens: Viele gestandene Spielefirmen scheitern an ihrer eigenen Strategie. Keine Kopie hat es bisher geschafft das Original abzulösen oder signifikante Marktanteile zu gewinnen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Sviper ein Erfolg?
Erfolg ist ja immer eine Frage der Definition. Für Sviper bedeutet Erfolg, wenn wir es schaffen, mit unseren Games die Entwicklung weiterer Titel zu finanzieren, dabei ein kleines, senioriges Team aufzubauen und für innovative, qualitativ hochwertige Games zu stehen. Dadurch gewinnen wir die nötige Zeit und Ressourcen, um weiter zu iterieren und neue Konzepte auszuprobieren. Das wiederum erhöht massiv die Chance, den Nerv der Spieler zu treffen und so das nächste Top Hit-Game zu entwickeln. In Chart-Platzierungen gesprochen: Wenn wir mit unseren Games irgendwie zwischen Position 300 und 700 in den weltweiten Charts nach Umsatz landen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Wir glauben, dass wir für diesen Zielhorizont und diese Herangehensweise genau die richtige Erfahrung und das notwendige Netzwerk mitbringen. Finanzielle Unterstützung durch ausgewählte Business Angel und starke Geschäftspartner spielen dabei natürlich auch eine wichtige Rolle.

Wo steht Sviper in einem Jahr?
Geschwindigkeit und eine daraus resultierende kurze Time2Market ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. In einem Jahr wird Sviper zwei Mobile Games auf iOS, Android und Amazon veröffentlicht haben und ein drittes Game steht kurz vor der Veröffentlichung. Wir starten mit skill-based Casual Games, welche sich durch ein tiefgreifendes Progression-System auszeichnen. Mit unserem dritten Game machen wir einen Schritt in Richtung Core Games, verstanden als Games mit tieferen, komplexeren Gameplay-Mechaniken und -Möglichkeiten für ein sehr hohes Player Engagement. Seitens des Teams wird Sviper im September 2017 mit einem kleinen, seniorigen Team gut aufgestellt sein. Geplant ist die Einstellung von zehn bis zwölf Mitarbeitern im Development und Art Bereich, die sich für unsere Vision begeistern können. Im ersten Halbjahr 2017 werden wir die nächste Finanzierungsrunde abschließen, um das geplante Wachstum zu finanzieren. Außerdem gehen wir davon aus, dass wir bereits mit unseren ersten beiden Games profitabel sind.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.