Bezahlte Liebe

Verfahren eingestellt! Lovoo muss 1,2 Millionen zahlen

Gegen Zahlung einer hohen Geldsumme wird das Verfahren gegen die Dating-App Lovoo eingestellt. Aus dem Hause Lovoo heißt es: "Die Beschuldigten haben der hohen Zahlung zugestimmt, um die Last eines laufenden Ermittlungsverfahrens so früh wie möglich vom Unternehmen abzuwenden".
Verfahren eingestellt! Lovoo muss 1,2 Millionen zahlen
Donnerstag, 29. September 2016VonAlexander Hüsing

477 Fake-Frauen sollen über längeren Zeitraum Lovoo-Kunden das Geld aus der Tasche gezogen haben. Der entstandene Schaden soll über eine Millionen Euro betragen haben. Ausgerüstet mit Maschinenpistolen und Rammbock durchsuchten deswegen im Juni 200 Beamte der Staatsanwaltschaft und der Polizei mehrere Wohnungen und Firmenräume des Dating-Anbieters Lovoo. Zwölf Beschuldigten wurde gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Bitteres Details am Rande: Intern lief der Fake-Skandal bei Lovoo unter dem Namen “Tu Gutes”.

Nun die überraschende Wendung im Lovoo-Skandal: Die Ermittlungen gegen die Dating-App bzw. die Macher der Plattform wurden gegen Zahlung von 1,2 Millionen Euro eingestellt. “Maßgeblich für die Einstellung waren verschiedene Umstände: Die mutmaßlichen Individualschäden wären vergleichsweise gering. Sie lägen typischerweise zwischen 20 Cent und 20 EUR. Die Beschuldigten sind nicht vorbestraft und waren im Ermittlungsverfahren kooperativ”, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Aus dem Hause Lovoo heißt es: “Die Beschuldigten haben der hohen Zahlung zugestimmt, um die Last eines laufenden Ermittlungsverfahrens so früh wie möglich vom Unternehmen abzuwenden”.

Weiter heißt es seitens der Staatsanwaltschaft: “Den insgesamt 12 Beschuldigten lag zur Last, seit 2013 über die LOVOO GmbH, deren Geschäftsgegenstand das Betreiben der Online-Dating-Plattform „LOVOO“ ist, eine unbekannte Anzahl an Nutzern durch computergenerierte sog. Fake-Profile getäuscht und diese dadurch auf der Plattform zum Abschluss kostenpflichtiger Leistungen gebracht zu haben. Die Beschuldigten sollen in einigen Wochen zwischen dem 14.06.2013 und dem 23.07.2014 einen entsprechend manipulierten Quellcode eingesetzt haben, wodurch betroffenen Nutzern ein Gesamtschaden von 1.182.720,40 EUR zum Vorteil der LOVOO GmbH entstanden sein soll. Den Beschuldigten wurden jeweils Geldauflagen gemacht, die von 5000,00 EUR bis 390.000,00 EUR reichen. Insgesamt beträgt die Summe der Geldauflagen 1.200.000,00 EUR. Davon sollen 900.000,00 EUR überwiegend gemeinnützigen regionalen Einrichtungen zugute kommen und 300.000,00 EUR an die Staatskasse fließen”.

Die Lovoo-Mannschaft will nun “daran arbeiten, das Vertrauen seiner Nutzer, Kunden, Partner und Angestellten zu stärken”. “Mit einer proaktiven Kommunikation ­und Transparenz möchten wir unseren Nutzern und der Öffentlichkeit künftig die Herausforderungen der Fake- & Spambekämpfung unseres Unternehmens näherbringen. So wird Lovoo ab Oktober als eine der ersten großen internationalen Dating-Apps quartalsweise einen ‘Fake und Spam Transparency Report’ publizieren und damit umfassenden Einblick in dieses komplexe Thema geben”, teilt das Unternehmen nach Einstellung des Verfahrens mit.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.