15 Fragen an Michel Stumpe

Carjump – hier ist der Gründer sein bester Kunde

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Michel Stumpe von Carjump.
Carjump – hier ist der Gründer sein bester Kunde
Freitag, 16. September 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Eigentlich wollte ich schon immer selbstständig sein und für etwas arbeiten, das mich begeistert. Autos, Technik, Mobilität, sowie das Thema Zukunft, sind Themen, die mich schon immer umgetrieben haben – bei Carjump kann ich sie alle kombinieren und dabei einen Service mit aufbauen, den ich selbst täglich nutze.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Fabian und ich haben uns während unseres Studiums in Rotterdam kennengelernt und sind nach einigen Jahren dann beide in Berlin angekommen. Wir wollten schon immer gemeinsam ein Unternehmen gründen und in Berlin als Start-up-Hochburg war das richtige Klima dafür. Im Oktober 2014 ergab sich dann die Möglichkeit, gemeinsam mit Henri Kühnert bei Carjump einzusteigen. Da wir selbst aktive Carsharer sind, hatte uns die Idee von Carjump von Anfang an begeistert – alle wichtigen Carsharing-Anbieter in einer App zu bündeln und so das lästige Suchen in den verschiedenen Angeboten überflüssig zu machen, fanden wir einfach genial praktisch.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Anfänglich haben wir selbst Geld investiert und dann innerhalb von drei Monaten eine Seed-Finanzierung abgeschlossen. Das Seed-Investment kam von Unternehmern, die uns als Business-Angels mit ihren finanziellen Mittel, aber auch mit ihrer wertvollen Erfahrung und ihrem Netzwerk, aktiv unterstützen. Wir konnten dann schnell Tracktion mit Carjump aufbauen, sodass wir im November desselben Jahres eine Seed Extension mit namhaften VCs machen konnten.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Eine unserer größten Herausforderungen war es, für unsere Nutzer eine Technologie zu entwickeln, die Führerscheine und Personalausweise digital verifiziert. Unser Ziel dabei: die zeitaufwendige und umständliche Vor-Ort-Registrierung bei den verschiedenen Carsharing-Anbietern – inklusive der postalisch versandte Kundenkarten – ab sofort überflüssig zu machen.

Durch die Einführung dieses innovative Tools bei der Carjump-App wird nun endlich auch das spontane Carsharing möglich. Damit sparen Carjump-Nutzer Zeit, Geld und brauchen auch keinen haptischen Schlüssel mehr – ein klarer Mehrwert und Vorteil für unsere Kunden. Mit Carjump man kann einfach losfahren, egal ob mit dem flinken Roller, einem umweltfreundlichem Elektroauto oder einem schicken Cabrio.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir haben besonders vor dem ersten Produktrelease lange herumgeschraubt, bevor wir es live gestellt haben. Wie man so schön sagt: If you’re not embarassed by the product you launched, you launched too late.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Am wichtigsten ist uns ein Produkt, das durch seinem Mehrwert und seine Qualität überzeugt, das spricht sich herum. Natürlich haben wir die sozialen Netzwerke im Blick, ebenso einen hervorragenden Kundenservice. Eine PR-Agentur unterstützt uns zudem bei der Kommunikation unsere Marke in der Medienlandschaft.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Neben dem Carjump Co-Founder Fabian Kofler waren Henri Kühnert und Daniel Höpfner (building10) eine große Hilfe. Fabian und ich haben besonders von dem Netzwerk der beiden profitiert und konnten schnell Themen wie Gründung und Setup über die Bühne bringen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Es gibt viele Phasen bei der Gründung eines Unternehmens, die sehr arbeits- und zeitintensiv sind und viele mögliche Stolpersteine mit sich bringen. Diese kann man nur überwinden und persönlich meistern, wenn man seine Akkus hin und wieder auflädt und auf sich achtet. Unser Tipp: Gründet nicht alleine, sondern mit jemanden gemeinsam, dem ihr blind vertraut und der eure Fähigkeiten perfekt mit seinen ergänzt – und dies am besten komplementär, so dass ihr zusammen ein unschlagbares Team seid.

Als nächstes ist es wichtig, sich Mentoren zu suchen, die von eurer Branche Ahnung haben. Diese können besonders am Anfang viele Türen öffnen. Und, last but not least: Baut euch ein Netzwerk aus erfolgreichen Unternehmern auf, das euch mit ihren Gedanken, Sichtweisen und Erfahrungen hilft und von derer Expertise ihr profitieren könnt!

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Viele Länder in der EU sowie in den USA verfügen über sehr viel Risikokapital, das vor allem aus staatlichen Pensionsfonds stammt. Dieses Kapital ermöglicht eine sehr starke und gut finanzierte Gründerszene. Für Deutschland würde ich mir ähnliche Vehikel wünschen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Kann ich mir im Moment gar nicht vorstellen. Vielleicht würde ich den Vertrieb eines anderen Start-ups leiten.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei ShareTheMeal. Mir gefällt die Vision, mit einer App, den Hunger auf der Welt bekämpfen zu wollen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Auf jeden Fall in die Zukunft! Vielleicht ins Jahr 2516. Ich hoffe, dass die Menschheit bis dahin die drängendsten Probleme gelöst hat und gemeinschaftlich und friedlich zusammen lebt.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ein Teil würde ich in den Ausbau unseres Start-ups stecken, den anderen Teil spenden.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Der Sonntag gehört meiner Frau! Wir sind begeisterte Rennradfahrer und verbringen häufig den ganzen Tag auf unseren Rädern, auf Touren durch Berlin oder Brandenburg.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Angela Merkel. Ich würde sie gerne fragen, ob Sie die Kanzleramt-Flotte nicht abschaffen und auf Carsharing umstellen möchte – gerne natürlich über unsere App!

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Michel Stumpe ist seit Februar 2015 – nach einem Gesellschafter- und Führungswechsel – gemeinsam mit Fabian Kofler Gründer und Geschäftsführer von Carjump. Nach seinem Studium in internationaler BWL hat er seine Karriere bei der schwedischen Kinnnevik Gruppe als Executive Trainee begonnen. Anschließend wechselte er zu dem Londoner Start-up MobileIQ, wo er als Sales Director für die erfolgreiche Internationalisierung verantwortlich war. Nach dem Exit wechselte er zu dem Berliner Start-up PressMatrix, wo er sowohl den nationalen als auch den internationalen Vertrieb leitete.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.