15 Fragen an Matthäus Kerres

Dealrally – Wo Restaurants Übergebliebenes anbieten

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Matthäus Kerres von Dealrally.
Dealrally – Wo Restaurants Übergebliebenes anbieten
Freitag, 29. April 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Auf der einen Seite ist es natürlich ein Gefühl der Freiheit. Man kann sich seine Arbeit selbst aussuchen und entscheiden, was man gerade für am Wichtigsten hält. Niemand gibt Vorgaben. Damit kommt aber auch eine riesige Verantwortung, die oft ziemlichen Druck machen kann. Für jede Entscheidung ist man selbst verantwortlich und die Gedanken an die Folgen einer eventuellen Fehlentscheidung für das Unternehmen sind stets präsent.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu Dealrally hatten wir auf einem Skilift bei unserem mittlerweile traditionellen Skiurlaub im Februar 2014. Als begeisterte Restaurantbesucher wollten wir eine App machen, die einerseits eine Lösung für die lästigen Papierstempelkarten darstellt, andererseits aber noch viel mehr Möglichkeiten für moderne Kundenbindung beinhalten sollte.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
3Fs: Friends, Family und Fools. Ich selbst zähle mich dabei zu den Fools.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Zum einen das Auslagern der Technik. Dabei haben wir viel riskiert, da ein Unternehmen wie unseres komplett von seiner Technologie abhängt. Mittlerweile haben wir diesen Kernbereich durch die Verstärkung unseres Teams aber ins Unternehmen zurückgeholt. Außerdem ist das Gründen in Österreich mit viel Aufwand und recht hohen Kosten verbunden – hier sehe ich auf jeden Fall Potential zur Verbesserung von Seiten der Regierung.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Nichts!

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Der persönliche Kontakt zu unseren Nutzern. Bei Marketingaktionen an Universitäten erleben wir, wie unsere User Dealrally verwenden. Dabei lernen wir viel und sehen sofort, was nicht so funktioniert, wie wir es uns vorstellen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Vater hat uns damals geholfen, Klarheit zu finden und die essentiellen Dinge anzugehen. Ich glaube, dass solche Mentoren für Start-ups sehr wichtig sind, weil Außenstehende mit Erfahrung oft einen ganz anderen Blickwinkel haben.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Das Team ist das Um-und-Auf. Kennt ihr euch? Vertraut ihr euch? Ergänzt ihr euch gut? Kennt man seine eigenen Stärken und Schwächen und die der anderen Teammitglieder? Ist man bereit sich in gewissen Bereichen zurückzunehmen und den Anderen dort Freiraum zu geben? All diese Fragen stellen das Team in einem Start-up oft auf die Probe, da muss man von Anfang an gut zusammenpassen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Wenn es in Deutschland ähnlich ist wie in Österreich: Besondere Gründungsgesetze für Start-ups, bezogen auf Gründungskosten, Stammeinlage und Sozialversicherung.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich bin noch Student. Aber ich würde mir wahrscheinlich einen Studentenjob suchen, der sich an mein Studium anlehnt.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Number26

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich bin im hier und jetzt glücklich!

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ganz klar: In Dealrally investieren! Damit könnten wir sehr viel Aufgeschobenes umsetzen und unser Team erweitern. Außerdem glaube ich dabei natürlich an einen sehr guten ROI.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Alleine in der Natur beim Jagen oder Fliegenfischen. Dabei kann ich komplett abschalten und alles vergessen. Nach so einem Tag bin ich wieder voll aufgeladen und sehe Probleme von einem anderen Blickwinkel, in die ich mich sonst verrannt hätte.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit meinem Großonkel Ludwig Polsterer. Aus Erzählungen meiner Familie hört er sich nach einem wahnsinnig interessanten Menschen an. Er hat in seinem Leben viel riskiert und oft unkonventionelle Entscheidungen getroffen, um seinen eigenen Weg zu gehen. Dabei ist er aus dem Familienunternehmen ausgestiegen, um nach Amerika zu gehen und ins Filmgeschäft zu investieren. Als er nach Österreich zurückkam, ist er ins Zeitungsgeschäft eingestiegen. Ich würde gerne seine Geschichten von ihm persönlich hören.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Matthäus Kerres nahm zunächst ein Studium der Wirtschaftsmathematik und Statistik an der Technischen Universität Wien auf. 2014 gründete er mit zwei Freunden das Start-Up Dealrally. Restaurants können Übergebliebenes stark verbilligt an ihre Kunden bringen.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.