Gastbeitrag von Dennis Just

Der merkwürdige Umgang der Old Economy mit Start-ups

Ich bin davon überzeugt, dass Old und New Economy voneinander profitieren können, wenn etablierte Unternehmen sich auf den Austausch mit den jungen Marktteilnehmern einlassen und das Bewusstsein beim Endkunden gemeinsam stärken, um den Markt als Ganzen vergrößern.
Der merkwürdige Umgang der Old Economy mit Start-ups
Dienstag, 19. April 2016VonTeam

Dennis Just, Gründer und CEO von Knip, beobachtet die traditionelle Versicherungsbranche und deren Reaktion auf Veränderungen seit der Gründung seines Versicherungs-Startups Knip mit großem Interesse, Achtung vor der Branche, aber auch ein klein wenig Belustigung. In einem Gastbeitrag auf deutsche-startups stellt er seine Sicht auf die Old Economy dar und erklärt, warum die Branche mehr Zusammenarbeit und Innovationsbewusstsein braucht.

Seit Jahrzehnten wirft der Versicherungsmarkt für seine vertriebsorientierten Player viel Geld ab. Für sie wäre es wahrlich das Beste, wenn alles einfach beim Alten bliebe. Wenn da nur nicht der Kunde wäre: Der hat sich durch andere Lebensbereiche längst an schnellen, guten und transparenten Service gewöhnt und stellt diese Anforderungen nun auch an seine Versicherungen.

People over profit: Viele junge Unternehmen teilen diese neue Herangehensweise und bieten die Verbindung aus moderner Technologie und ehrlicher Beratung, die der Kunde will. Als Alternative zum alten Geschäftsmodell treiben wir den Fortschritt der Branche voran, die jetzt in innovative Lösungen investieren muss, um nicht den Anschluss an die Generation Smartphone zu verlieren.

Die Zeit ist reif für einen Umbruch – und für Umdenken

Die Versicherungsbranche ist bei Weitem nicht die Erste, die vor solch einem Umbruch steht. Banken, Taxis, Hotels und Tourismus – viele wurden durch neue Technologien und junge Unternehmen auf den Kopf gestellt. Und immer wieder beobachte ich die gleichen Reaktionen und Emotionen seitens der großen, etablierten Marktteilnehmer: Neugier und konstruktive Kritik auf der einen Seite, Angst und aggressive Machtgebärden auf der anderen.

Der Fall DVAG und die Helsana

Für uns Jungunternehmer ist es nicht einfach, in etablierten Branchen Fuß zu fassen. Kleine und mittelgroße Stolpersteine werden uns in den Weg gelegt, damit wir nicht zu weit vordringen. Gerade erst wurde uns in einem seitens der Versicherungswelt vielbeobachteten Blogpost der DVAG digitaler Blindflug vorgeworfen. Ohne sich vorher mit unserem Geschäftsmodell auseinander zu setzen, versteht sich.

Digitale Geschäftsmodelle werden noch argwöhnisch beäugt. Die digitale Zielgruppe hat sich aber zur Prio 1 in vielen Unternehmen gemausert und bietet die einzige Chance, das Geschäft „von Morgen“ zu machen und zu besetzen. Der Fall Helsana ist ein gutes Beispiel dafür. Die Versicherungsgesellschaft beendete die Kooperation mit uns und verunsicherte Knip-Kunden mit einem Schreiben, in dem sie selbst vor Falschaussagen nicht zurück schreckt. Im gleichen Schreiben verweist das Unternehmen dann auf sein eigenes Portal. Gute Zusammenarbeit und Kundenfreundlichkeit sieht aus unserer Sicht anders aus. Dabei liegt die Chance auch für die etablierten Marktteilnehmer in der Öffnung und nicht in totaler Abschottung. Nur wer sich die Bewegungen der Kunden in neue Kanäle zu Nutze macht hat die Chance, langfristig und nachhaltig am Markt zu überleben.

Nur die Besten werden sich durchsetzen

Wir, die Jungunternehmer der Branche, verstehen die Aufregung. Auf einmal kommt Bewegung in den Versicherungsmarkt. Beratung ersetzt den klassischen Vertrieb, Kunden können einfach auf alle Daten zugreifen statt sich im unübersichtlichen Policendschungel zu verlaufen und die Kommunikation mit dem Berater findet plötzlich auf Augenhöhe statt – nur ein paar Unterschiede zwischen alt und neu. Wir nutzen Kanäle, die für viele bestehende Betriebe und Makler neu und teilweise schwer zugänglich sind, weil ihnen das Know-how und vielleicht auch das Kapital fehlt. Natürlich sorgt das für Unsicherheit. Wir selbst sehen uns aber gar nicht als direkte Konkurrenz zum klassischen Makler, da wir andere Bedürfnisse abdecken. So wie es im Tourismus immer noch eine Zielgruppe gibt, die Reisen lieber im Reisebüro um die Ecke bucht statt online, wird es auch weiterhin Kunden geben, die ihren Versicherungsmakler gerne bei sich zuhause begrüßen und sich eine mobile Kunden-Berater-Beziehung nicht vorstellen können. Diese Zielgruppe wird aber mit der Zeit kleiner und spezieller werden. Von den traditionellen Maklern werden sich nur die Besten mit besonderen Spezialisierungen durchsetzen, der Wettbewerb unter ihnen wird sich also massiv verschärfen. Dem sollte sich jeder bewusst sein, der in der Branche tätig ist.

Ich bin davon überzeugt, dass Old und New Economy voneinander profitieren können, wenn etablierte Unternehmen sich auf den Austausch mit den jungen Marktteilnehmern einlassen und das Bewusstsein beim Endkunden gemeinsam stärken, um den Markt als Ganzen vergrößern.

Offensichtlich bieten wir etwas, das dem Kunden gefällt. Gemeinsam als Partner werden Versicherer und Insurtechs endlich die „Generation Smartphone“ abholen und aus einem langweiligen Thema etwas wirklich Werthaltiges für den jungen Kunden schaffen.

Passend zum Thema: “Startups und Unternehmen: So klappt die Zusammenarbeit“, “Corporates und Start-ups – eine gute Verbindung” und “So pitcht man mit Köpfchen und Know-How um Konzerne“.

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