Zwei Start-ups, zwei Strategien

Book A Tiger setzt auf Menschen – Helpling auf Technik

Helpling setzt in Sachen Zukunftsplanung auf eine "stark verbesserte technologische Plattform". Das samwersche Unternehmen wirft dabei seine eigene Plattform komplett über Bord und nutzt nun die technologische Grundlage des britischen Tochterunternehmens Hassle.com.
Book A Tiger setzt auf Menschen – Helpling auf Technik
Dienstag, 16. Februar 2016VonAlexander Hüsing

Das junge Segment der Putzdienstvermittler ist derzeit massiv in Bewegung. Gerade erst kündigte das Berliner Start-up Book A Tiger, das bisher auf freie Putzkräfte setzte, die Festanstellung seiner Reinigungskräfte an – siehe “Book A Tiger: Das Uber-Prinzip ist gescheitert“. Mitbewerber Helpling setzt stattdessen in Sachen Zukunftsplanung lieber auf eine “stark verbesserte technologische Plattform”, wie die Jungfirma gerade verkündete.

Das samwersche Unternehmen wirft dabei seine eigene Plattform komplett über Bord und nutzt nun die technologische Grundlage des britischen Tochterunternehmens Hassle.com. Helpling hatten den Wettbewerber im Sommer des vergangenen Jahres übernommen (Kaufpreis: 32 Millionen Euro) und es dabei von Anfang an (auch) auf die Technik der Firma abgesehen. Rocket Internet hat sich somit den Kauf der Hassle-Software einiges kosten lassen. Indirekt gibt der Inkubator damit aber auch zu, dass die Konkurrenz es einfach besser gemacht hat und man selbst dazu nicht in der Lage war.

“Die neue Plattform ermöglicht den Kunden erstmals, die Online-Profile der Reinigungskräfte vor einer Buchung einzusehen. Darüber hinaus erleichtert die neue Technologie das Führen von langfristigen Beziehungen zwischen Dienstleistern und Kunden. Für Dienstleister war es noch nie so einfach, ihr Gewerbe selbstständig zu organisieren”, teilt Helpling mit. Zwischen den Zeilen ist dabei rauszulesen, dass Helpling statt auf die Festanstellung von Reinigungskräften weiter auf selbstständige Putzkräfte setzt. Die sind für das Unternehmen vor allem günstiger. Der Vorwurf der Tagelöhnerei bleibt dabei weiter bestehen.

“Wir glauben an das Plattformmodell und wollen keine Reinigungsfirma werden”, sagt Helpling-Mitgründer Benedikt Franke gegenüber WiWo Gründer zum Thema. “Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass Kunden und Dienstleister ihre Beziehungen langfristig auf unserer Plattform pflegen können. Die neuen Funktionalitäten erhöhen den Mehrwert unserer Plattform für beide Seiten enorm. Die einfache und direkte Kommunikation miteinander, das komfortable Anpassen von Rechnungen sowie die Sicherheit durch Haftpflicht- und Unfallversicherung sind deutlich attraktiver, als eine Reinigungskraft über den Schwarzmarkt zu beschäftigen bzw. selbst schwarz arbeiten zu wollen”, sagt Franke weiter zur neuen technischen Grundausstattung von Helpling. Das Start-up setzt somit auf Technik, Book A Tiger auf Menschen. Was sich langfristig rechnet, muss sich erst noch zeigen.

Passend zum Thema: “Entlassungen und Schrumpfkur – Helpling gibt Brasilien, Schweden, Spanien und Kanada auf

Hausbesuch bei Helpling

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Wir stöbern einmal mehr durch ein schickes Start-up-Büro. Diesmal durften wir uns intensiv bei Helpling umsehen. Zu entdecken gibt es dabei viele grüne T-Shirts, gelbe Hirschgeweihe und wilde Kuckucksuhren. Viel Spaß beim Stöbern durch diese Bürowelt.

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Foto: Cleanup housework concept from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.