Mehr Geld für Ex-Mitarbeiter
Weißer Supermarkt-Ritter für Kochzauber in Sicht
Eigentlich kreist beim Berliner Start-up Kochzauber, 2012 gestartet, derzeit der Abbruchkochlöffel – siehe “HelloFresh-Konkurrent Kochzauber stellt den Herd ab“. Eigentlich, denn nun bahnt sich eine Rettung für das eigentlich gescheiterte Start-up, das seit 2013 zur mytoys.de-Familie gehört, an. Eine große Supermarktkette, dies ist via Berliner Flurfunk zu hören, will die Unternehmung (nun doch) weiterführen. In der Branche kursieren Namen wie Edeka, Metro, Aldi, Lidl und Rewe. Wobei das Wörtchen Metro im Zusammenhang mit Kochzauber sehr häufig fällt. Am wahrscheinlichsten erscheint dennoch Rewe, denn der Handelsriese investiert gerade massiv ins digitale Geschäft.
Besagter weißer Ritter will für seinem Einstieg sogar das alte Kochzauber-Team, das sich schon komplett in Auflösung befindet, zurückholen – und wedelt dabei mächtig mit dem Scheckbuch. Einzelnen ehemaligen Kochzauber-Mitarbeitern wurde – damit sie zurückkommen – ein Aufschlag von bis zu 20 % auf ihr altes Gehalt angeboten. Eine schöne Sache für die Mitarbeiter, eine schlechte Sache für die Start-ups, bei denen die vielen Ex-Kochzauber-Angestellten gelandet sind. Die haben nun das Problem, mitziehen zu müssen (was viele einfach nicht wollen bzw. können) oder die Angestellten schon wieder ziehen zu lassen.
Ein anderes Problem bei der Kochzauber-Übernahme ist Marley Spoon. Das junge Food-Start-up hat sich Kochzauber in den vergangenen Wochen ebenfalls sehr genau angesehen. Sich aber dagegen entschieden, den Rezepte- und Lebensmitteldienst zu übernehmen. Die Unternehmen einigten sich aber sehr wohl auf einen Asset-Deal rund um Kundendaten etc. Marley Spoon-Macher Fabian Siegel wollte sich dazu aber nicht äußern.
Erstaunlich bei dieser geplanten Übernahme ist vor allem die Tatsache, dass besagter Handelsriese erst jetzt Interesse an Kochzauber zeigt. Ehemalige Mitarbeiter loben zwar den extremen Teamgeist der bei Kochzauber über die vergangenen Jahre herrschte. Gleichzeitig scheint diese Mannschaft es aber nicht geschafft Kochzauber zum Fliegen zu bringen. Anders als Rocket Internet setzte Kochzauber-Initiator Project A nicht alles daran, Kochzauber schnell im großen Stil zu internationalisieren und auch der frühe, damals wohl notgedrungene, Verkauf an mytoys.de war für die weitere Expansion des Unternehmen eher hinderlich. Immerhin ist das samwersche HelloFresh gerade in Ländern abseits des Heimatmarktes ein Hit. Ob ein Supermarkt das Projekt besser führen kann, bleibt fraglich. Einen Versuch wäre es aber wert. Vielleicht kommt dieser aber auch schon zu spät.
Kochbesuch bei Kochzauber
ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte 2013 einmal ganz genau hinsehen, wenn das Jungunternehmen seine neuesten Kreationen in Szene setzt. Einige Eindrücke gibt es in unserer leckeren Fotogalerie.