15 Fragen an Thomas Jajeh von twago

“Ich finde es viel spannender, Wachstum zu gestalten”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Thomas Jajeh von twago.
“Ich finde es viel spannender, Wachstum zu gestalten”
Freitag, 19. Juni 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich genieße die Flexibilität und die Freiheit, meinen Arbeitsalltag selbst zu bestimmen und zu planen. Und: An dem arbeiten zu können, was mir wirklich Spaß macht! Das heißt mit meinen Ideen und Vorstellungen ein Unternehmen zu gestalten und aufzubauen. In meiner vorherigen Tätigkeit als Unternehmensberater hatte ich häufig mit Themen wie Kürzungen, Kosteneinsparungen und Abbau zu tun. Ich finde es viel spannender, Wachstum zu gestalten und Dinge zu bewegen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir haben damals zu dritt gegründet und waren vorher alle in der Unternehmensberatung tätig. Dabei konnten wir immer wieder beobachten, wie kompliziert sich der Zugang zu qualifizierten Fachkräften für viele Unternehmen gestaltete. Insbesondere für projektbasierte Arbeit fehlte die Möglichkeit, schnell, flexibel und kosteneffizient auf globales Expertenwissen zugreifen zu können. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, wie auch Freelancer, die über dieses dringend gesuchte Expertenwissen verfügen, gewissen Problemen ausgesetzt sind, beispielsweise bei der Akquise oder der Zahlungsabwicklung.

Diese gebündelten Erfahrungen haben uns inspiriert, eine internetbasierte Plattform für die globale Vermittlung hochwertiger IT-, Design- und Unternehmensdienstleistungen aufzubauen. Mit twago soll jedes Unternehmen die Möglichkeit haben, professionelle Experten aus aller Welt zu finden.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das erste Jahr haben wir mit eigenen Mitteln gebootstrappt. Danach haben wir einen klassischen Weg eingeschlagen: von einem kleineren Business Angel hin zu größeren Investoren. Momentan sind mit Müller Medien und dem Randstad Innovation Fund zwei strategische Investoren die Hauptshareholder.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Im Nachhinein denke ich manchmal, dass wir damals sehr naiv an die Sache heran gegangen sind: Drei Ex-Berater ohne wirkliche Erfahrung im Online-Bereich und in Thematiken, die sich als komplexer herausstellten als wir zunächst annahmen – das waren keine optimalen Voraussetzungen für die ersten Jahre. Aber Dank der großen Berliner Start-up-Community und vieler hilfsbereiter und erfahrener Gründer haben wir auch diese Hürden genommen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich halte es für extrem wichtig, dass die Gründer unterschiedliche fachliche Hintergründe und Expertisen mitbringen. Das beschleunigt ungemein – insbesondere in der Gründungsphase. Daher würde ich meine Mitgründer nicht unbedingt in meinem direkten Umfeld suchen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Marketing ist das A und O. Natürlich starten alle mit AdWords, weil es einfach und schnell ist – generell ist Suchmaschinenwerbung essentiell für ein erfolgreiches Start-up. Was den Rest angeht, gibt es keine universal anwendbare Erfolgsformel. Jedes Start-up sollte individuell für sich überlegen, welche Kanäle für die Erreichung der entsprechenden Zielgruppe sinnvoll und natürlich auch kosteneffizient sind. Selbst TV-Werbung ist nicht für jeden des Rätsels Lösung.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir haben zu dritt gegründet – natürlich haben wir drei uns in der Anfangsphase gegenseitig unglaublich motiviert und gestützt. Zudem war mir meine ganze Familie ein großer Halt.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
1. Geld sollte nicht die Hauptmotivation sein. Die Stolpersteine und Rückschläge übersteht man nur, wenn man wirklich an seine Idee glaubt und für sie brennt.
2. Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken – warum das Rad neu erfinden, wenn das Wissen bereits in der Community vorhanden ist?
3. Regel Nr. 51: Sometimes you’re wrong.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ein generell besseres Verständnis für die Bedürfnisse von Start-ups und Wertschätzung für den Aufstieg der Start-up-Industrie zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.

Es gibt zu wenig wirklich gute steuerliche oder wirtschaftliche Bedingungen, die Anreiz zu einer Existenzgründung schaffen und diese fördern. Das betrifft natürlich insbesondere bessere und zeitgemäße Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch andere Rahmenbedingungen, wie den Austausch von Wissen auf internationaler Ebene und eine Förderung der Gründerkultur bereits zu (Hoch-)Schulzeiten.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Alternativlos: Dann würde ich jetzt ein Start-up gründen!

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich würde gerne mal einen Blick in die Führungsetagen und Managementprozesse der Top-US-Start-ups werfen! Wie schaffen es Plattformen wie Slack innerhalb von so kurzer Zeit einen derartigen Hype und eine ebenso große Reichweite aufzubauen?

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft! Ich würde mir gerne mal anschauen, wie wir so in 50 bis 100 Jahren leben werden. Wie sieht das Leben einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft aus? Und insbesondere interessiert mich natürlich das Arbeitsleben und die Arbeitswelt: Werden sich Arbeitsmodelle wie twago bis dahin durchgesetzt haben?

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
In twago stecken, um noch schneller noch bekannter zu werden! Einen kleinen Teil würde ich vielleicht abzwacken, um einen schönen Malediven-Trip zu machen. Darauf warten meine Frau und ich schon lange, denn wir mussten mal aus beruflichen Gründen einen solchen absagen – das tat etwas weh.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Während samstags tatsächlich meistens noch etwas gearbeitet wird, ist uns der Sonntag heilig. Wir schlafen oft aus, frühstücken mit Freunden oder kochen gemeinsam. Abends steht dann natürlich Tatort auf dem Programm. Bald wird unser Leben aber durch einen anstehenden Nachwuchs durcheinander gewirbelt. Ich kann mir vorstellen, dass sich dann auch die Sonntagsplanung etwas ändert.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich bin großer Fan von Guy Kawasaki, aber auch mit Matt Cutts würde ich mich gerne mal auf einen Kaffee treffen.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Thomas Jajeh ist Gründer und CEO der Plattform twago. Er brachte das Unternehmen 2009 online. Vor seiner Zeit als Gründer sammelte der Wirtschaftsinformatiker mehrjährige Erfahrungen als Senior-Management-Berater bei Siemens Management Consulting und war in dieser Funktion in verschiedenen europäischen Ländern sowie den USA tätig.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.