SXSW 2015

Tinnitracks hat es in den SXSW-Accelerator geschafft

Eine kleine Sensation: Aus über 500 Bewerbern wurde genau 1 – in Worten: ein (!) – deutsches Start-up in die Runde der nur 48 Finalisten des offiziellen SXSW-Accelerators 2015 aufgenommen: Tinnitracks aus Hamburg tritt in der Kategorie 'Digital Health and Life Sciences Technologies' an.
Tinnitracks hat es in den SXSW-Accelerator geschafft
Montag, 19. Januar 2015VonElke Fleing

Fast hätte sich Tinnitracks gar nicht beworben beim offiziellen SXSW Accelerator Interactive, weil sich das Hamburger Start-up nicht wirklich Chancen ausrechnete und auch ohne die zusätzliche Arbeit für die Bewerbung schon an der Belastungsgrenze schuftete.

Aber “schließlich haben wir uns dann doch beworben, denn Sanja von Hamburg Startups und Timo von der Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft (IHM) haben uns die Direktbewerbung vorgeschlagen und dann einfach nicht locker gelassen. Daher geht auch ein sehr großer Dank in die Richtung!”, sagt Jörg Land, Geschäftsführer und einer der 3 Gründer von Tinnitracks.

Und es hat tatsächlich geklappt: Tinnitracks ist in 2015 das einzige für den Accelerator angenommene Start-up aus Deutschland. Aus über 500 Start-ups, die sich beworben haben, dürfen nur 48 Finalisten tatsächlich beim SXSW Accelerator pitchen – 8 aus jedem der 6 thematischen Segmente.

Ein bisschen fetter wird die Sensation bezüglich Tinnitracks’ Teilnahme noch dadurch, dass es in allen bisherigen SXSW Acceleratoren bisher überhaupt nur ein anderes deutsches Start-up gab: algoriddim – und das war 2011.

Für diesen Pitch liegt die Latte für Tinnitracks mächtig hoch – liest man doch in der Aufzählung der Masters of Ceremony und der Juroren nur sehr hochkarätige Namen.

Hier noch einmal ein paar Eindrücke und ebenfalls eindrückliche Zahlen zum SXSW Accelerator

Und ja, natürlich können die Sieger – ein Gewinner pro thematischem Segment – auch Preise gewinnen:

“The winning companies will receive premium prize packages containing valuable tech-related goodies. They will also be given photo and interview opportunities with the attending technology and venture press, placing them in the spotlight as leaders in the future of technology. The winning prizes include two (2) Interactive badges for the 2016 SXSW Interactive event, various SXSW Accelerator sponsor gifts and, most importantly, the opportunity to receive exposure to the SXSW audience looking out for the latest in cutting-edge technology. Additional prizes will be announced as the event date approaches.”

Wobei der wichtigste Preis ganz eindeutig die Teilnahme an sich und die daraus resultierenden Kontaktmöglichkeiten sowie die Medienaufmerksamkeit sind.

Tinnitracks hat schon ordentlich von sich reden gemacht

sxsw2015-tinnitracks-screenshot

Mit Hilfe von Tinnitracks kann Tinnitus therapiert werden: Die Betroffenen hören ihre Lieblingssongs, aus denen die Frequenzen ihres Tinnitus’ herausgefiltert wurden und trainieren so ihr Gehirn, das Tinnitus-Geräusch zunehmend auszublenden. Ausführlicher dazu im Artikel Tinnitracks: Gefilterte Lieblingsmusik kann gegen Tinnitus helfen

Fast vom Start weg machte Tinnitracks bei Förderpreisen und Awards Furore. Ein kurzer Abriss:

  • 15.12.2012: Auszeichnung der CDTM Idea Challenge
  • 21.03.2013: Auszeichnung des Heidelberger Innovationsforums
  • März 2013: Auszeichnung “IKT Innovativ” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
  • 17.09.2013: Innovations- und Entrepreneurpreis 2013 der Gesellschaft für Informatik, Publikums- und Jurysieger
  • 29.09.2013: Jury- und Publikumspreis beim Startup@Reeperbahn Pitch Event – daraufhin einer der Sieger-Teilnehmer der Reise zur SXSW 2014 in Austin, Texas. Dazu mehr im Beitrag Unterwegs in den USA 8 deutsche Start-ups erzählen von der SXSW
  • 21.05.2014: 1.Platz im EU-weiten Wettbewerb des European Institute of Innovation and Technology in Eindhoven (EIT)

Die Entscheidung, dass Tinnitracks beim diesjährigen SXSW Accelerator dabei ist, ist noch ganz frisch. Das Start-up erfuhr erst am letzten Freitag davon. Und obwohl Jörgs Telefon an diesem Tag natürlich ständig klingelte, hat er sich die Zeit genommen, deutsche-startups.de ein paar Fragen zu beantworten:

Ihr wart 2014 schon im Rahmen der Hamburger Präsenz in Austin auf der SXSW. Gab es konkrete oder wegweisende Ergebnisse dieser Reise oder Erlebnisse/Erkenntnisse, die Euch nachhaltig weitergebracht haben?

sxsw2014-tinnitracks
Tinnitracks auf der SXSW 2014. Fotos: © Sanja Stankovic, Hamburg Startups

Allein die Größenordnungen auf der SXSW sind beeindruckend. Hinzu kommen die unheimliche Themenbreite, das internationale Teilnehmerfeld und das hochkarätige Publikum. Die Veranstaltung ist natürlich amerikanisch geprägt, und gerade im eHealth-Bereich besteht dort eine Aufgeschlossenheit, die doch merklich höher ist als zum Beispiel in Deutschland. Wir haben sehr viele Anregungen aus Austin mitgenommen und spannende Menschen – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Medienseite – getroffen, mit denen wir zum Teil auch heute noch arbeiten.

Welche konkreten Learnings brachte Euch Austin?
Buche Dein Hotel früh – sonst bleibt nur noch der Schlafsack… nein, im Ernst:

Die Konferenz ist super, um internationale Kontakte zu knüpfen – die SXSW ist einfach ein Schwergewicht. Schön ist, dass die verabredeten Termine dort tatsächlich auch auffallend verlässlich eingehalten werden. Wer die Chance hat, sollte sich nicht nur auf die Party freuen, sondern auch inhaltlich gut vorbereitet sein.

Glaubst Du, es hilft Euch 2015, dass Ihr 2014 schon auf der SXSW wart?
Es hilft insofern, als ich mir im letzten Jahr mit Sanja von Hamburg Startups schon den Health Accelerator angesehen habe und davon sehr beeindruckt war. Damals waren wir als Gast des Gemeinschaftsstandes dabei. Dass wir diesmal als einziges deutsches Start-up beim offiziellen SXSW-Accelerator pitchen dürfen, macht schon ein bisschen stolz.

Inwiefern hat Tinnitracks durch Hamburg profitiert? Welche Förderungen, Unterstützungen, erfuhrt und erfahrt Ihr?
Die Unterstützung von und aus Hamburg ist wirklich großartig. Die Stadt tut sehr viel für die Start-up-Szene und bietet jungen Unternehmen immer wieder Plattformen, um sich zu präsentieren und für Förderungen zu werben. Die Initiative Hamburg Startups engagiert sich mit Events wie dem Startups@Reeperbahn Pitch-Event, das während des Reeperbahn Festivals stattfindet und hilft uns mit ihrem Netzwerk und ihren Kontakten. Finanziell erhalten wir Unterstützung aus dem InnoRampUp-Programm der Investitions- und Förderbank Hamburg.

Wie bereitet Ihr Euch auf die SXSW 2015 vor?
Wir sorgen dafür, dass unsere Produkt- und Unternehmensinfos auf dem aktuellen Stand und auf Englisch verfügbar sind. Davon abgesehen unterscheidet sich die Vorbereitung nicht von jeder anderen guten Pitch-Vorbereitung: Fakten gut präsentieren, überzeugend argumentieren, schnell aber verständlich auf den Punkt kommen, Entwicklungspotenzial aufzeigen, Kompetenz vermitteln.

Was versprecht Ihr Euch – im best case und im worst case – von Eurem Pitch am SXSW Accelerator?
Einen Worst Case gibt es nicht. Allein, dass wir so weit gekommen sind, ist schon ein unheimlicher Erfolg. Von der Teilnahme und den Kontakten vor Ort werden wir in jedem Fall profitieren. Der Best Case hängt also nicht allein am Gewinn: Wir freuen uns über die Aufmerksamkeit und Kontakte, die künftig einen Marktstart in den USA erleichtern könnten.

Was sonst habt Ihr auf der Roadmap für 2015 – und vielleicht darüber hinaus?
Darüber können wir an dieser Stelle leider noch nicht reden. Es hat aber einen Grund, warum wir in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit in unserem Büro in der Sternschanze verbracht haben. Sobald das Ganze spruchreif ist, lassen wir mit Sicherheit von uns hören.

Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.