15 Fragen an Andreas Hascher von Mia Vico

“Ein Bier mit dem Nikolaus wär’ eine feine Sache”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Andreas Hascher von Mia Vico.
“Ein Bier mit dem Nikolaus wär’ eine feine Sache”
Freitag, 12. Dezember 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ganz ehrlich: Eigentlich nichts. Die freie Zeiteinteilung ist als Selbständiger zwar eine feine Sache, aber die sehr facettenreiche Arbeit muss ja genauso erledigt werden, egal ob spannend oder einfach nur zeitraubend.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Während eines kleinen Vortragsabend eines Bekannten zum Thema Gründen. Als ich der Präsentation über Recht, Steuern und Gesellschaftsformen lauschte, ist mir unser Holzweihnachtsbaum daheim eingefallen, der mich seit jeher begeistert hat und jedes Weihnachten wieder daran erinnert hat, dass er ganz bestimmt ein Produkt ist, welches vielen Menschen gefallen würde. An den darauffolgenden Tagen habe ich dann meinen groben Plan zur Selbständigkeit und Gründung gefasst!

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Mein komplettes Kapital, das ich in mein Unternehmen gesteckt habe bisher, stammt aus meinem eigenen Ersparten der vergangenen Jahre als Angestellter in der IT. Also eher unspektakulär und ohne großes Venture-Capital-Bohei.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Alle Aspekte der Herstellung und des Vertriebs eines eigenen, neuen Produkts zu berücksichtigen! Speziell die Aspekte der Nachhaltigkeit und des sozialen Aspektes, die ich mir mit Mia Vico ja auf die Fahnen geschrieben habe, sind schon nicht einfach zu organisieren und umzusetzen heutzutage. Mit diesen Ansprüchen schränkt man seinen Entscheidungsspielraum von Anfang an ein, was u.a. manches teurer und auch aufwendiger macht, als man anfänglich vielleicht annimmt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Den Markt konservativer beurteilen. Lieber von schlechteren (Verkaufs-)Zahlen ausgehen und dann von besseren überrascht werden, als umgekehrt. Und Ratschläge von extern noch ein wenig kritischer betrachten, als ich es eh schon getan habe. Viele Leute haben ganz viele verschiedene und immer „tolle“ Tipps am Anfang, was man wie am besten machen sollte und was garantiert zu 100% funktioniert. Jaja…

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Ein Produkt für Weihnachten und hier speziell Dekoration funktioniert fast ausschließlich über den visuellen Eindruck. D.h. die Präsentation in Form von Bildern muss gut sein. Noch besser ist aber immer der direkte Eindruck beim Betrachten eines Objektes. Deshalb ist das öffentliche Ausstellen meiner Holzweihnachtsbäume ein sehr wichtiger Marketingfaktor. Oft höre ich von Kunden, dass meine Bäume „live“ noch besser wirken würden als auf Fotos.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Die regionale Hans-Lindner-Stiftung für Existenzgründer hat mich mit vielen nützlichen Infos und vor allem Erstkontakten versorgt, die mir den Start erleichtert haben und die auch auf ihrem Gebiet das notwendige Know-How mitgebracht haben, das man als Newbie natürlich gar nicht haben kann am Beginn.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht glauben, alles planen und vorhersagen zu können! Einen Plan zu haben ist gut und wichtig, bringt aber unmittelbar keinen Cent Umsatz. Man muss vieles einfach ausprobieren, das Ergebnis beurteilen und dann ggf. eine Kurskorrektur vornehmen. Das dafür aber konsequent und selbstkritisch. Denn aus Misserfolgen lernt man ja bekanntlich immer am meisten.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Nichts Spezielles für den Gründungsstandort Deutschland. Ich würde mir eher Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und echtes Engagement in eine nachhaltige Energiewirtschaft, wie er es ja vor Jahren schon getan hat, von ihm wünschen. Das würde Deutschland als Wirtschaftskraft voran bringen und wir könnten auf diesem Feld endlich mal wieder eine Vorreiter- und Vorbildrolle in der Welt übernehmen. Aber meine Erwartungshaltung gegenüber der Politik und ihren Entscheidungen ist generell recht niedrig angesetzt.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Dann würde ich weiter in der IT in hoffentlich spannenden Projekten mitarbeiten und versuchen, im Team mit netten Kollegen zum erfolgreichen Abschluss zu kommen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Die Kollegen von mymüsli, die zur selben Zeit wie ich in Passau studiert haben und die ihr Start-up bereits zur ausgewachsenen Größe auf dem Markt entwickelt haben. Das verdient meinen vollsten Respekt. Ein paar Tipps könnte man sich von ihnen sicherlich abholen für das eigene Geschäft!

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Also wenn es nur um das Umsehen und kurze Erleben der Zeit geht, dann würde ich mir schon gerne mal ein paar große Dinosaurier ansehen. Natürlich nur aus sicherer Distanz und nicht für allzu lange Zeit. Schließlich möchte ich ja auch wieder zurück in die Gegenwart, meine eigentlich präferierte Epoche!

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde zuerst einmal meine derzeit etwas vernachlässigte Altersvorsorge etwas aufpäppeln. Ansonsten bin ich sicherlich nicht der Typ, der sich durch ein tolles Auto oder ein großes Haus definiert. Da ich grundsätzlich dankbar dafür bin, wie gut es mir persönlich geht im Vergleich zu vielen anderen, und was ich mir mit meinem Start-up auch in gewisser Weise „erlaube“, würde ich sicherlich auch einen großen Teil des Geldes denen zukommen lassen, die dieses Privileg nicht haben.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Frühjahr und Sommer bin ich den ganzen Tag an der frischen Luft und verbringe meine Zeit am Flugplatz beim Segelfliegen mit netten Kameraden. Als Vorstand des nahegelegenen Fliegerclubs habe ich zwar auch viel Arbeit, aber die Parallelen von Vereinsarbeit und Start-up sind größer, als man vielleicht glauben mag. Insofern profitiert die eine Seite auch immer von der anderen, und das macht Spaß!

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ein Bier mit dem Nikolaus wär eine feine Sache. Dann könnte ich aus erster Hand erfahren, was er von meinen Holzweihnachtsbäumen so hält. Und wie das mit dem fliegenden Schlitten eigentlich funktioniert. Und was Rudolph im Sommer so macht.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Andreas Hascher studierte Informatik in Passau und hielt sich während seines Studiums auch in Melbourne, Australien, auf. Nach Abschluss war er viele Jahre als Entwickler, Berater und Projektleiter in der IT-Beratungsbranche tätig. Anfang 2013 gründete Hascher Mia Vico, einem Online-Shop für Holzchristbäume, die in Behindertenwerkstätten gefertigt werden.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern. Weitere Infos über “Hinter den Kulissen”

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.