15 Fragen an Linh Nguyen von Kisura

“Die Modeindustrie ist sehr dynamisch und schnelllebig”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen - diesmal antwortet Linh Nguyen von Kisura.
“Die Modeindustrie ist sehr dynamisch und schnelllebig”
Freitag, 17. Januar 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es ist ein tolles Gefühl, etwas nach den eigenen Vorstellungen und Ideen aufzubauen – vor allem wenn man dabei seiner größten Leidenschaft nachgeht. Und das ist bei mir neben dem Unternehmertum die Mode. Bei Kisura habe ich jetzt die Möglichkeit, beides zu verbinden.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Modeindustrie ist sehr dynamisch und schnelllebig. Mehrmals im Jahr wechseln die Kollektionen und Trends. Gleichzeitig stehen Frauen aber häufig vor ihrem vollen Kleiderschrank und haben scheinbar nichts zum Anziehen. Meine Co-Gründerin Tanja Bogumil und ich wollten daher ein Konzept entwickeln, wie Frauen bewusster Mode konsumieren können. So ist Ende 2012 die Vision zu Kisura entstanden: Ein Service, mit dem wir Frauen beim Modeeinkauf beraten, sie inspirieren und ihnen helfen, genau das Richtige für sich zu finden. Wir sehen Curated Shopping als die logische Weiterentwicklung des E-Commerce. Wir bewegen uns weg vom Produkt selbst und hin zur Kundin. Sie steht mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Vorlieben im Mittelpunkt. Und nicht zuletzt: Online-Shopping ist mehr als nur ein Mausklick. Bei Kisura geht es uns neben der Bequemlichkeit auch um die persönliche und individuelle Beratung. Wir wollen etwas etablieren, das Online-Shopping zum Erlebnis macht.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Gestartet sind wir mit Eigenmitteln von Tanja und mir, konnten dann aber sehr schnell einen ausgewählten Kreis aus erfahrenen und erfolgreichen Business Angels und Investoren für uns gewinnen, unter anderem Gary Lin. Zudem haben wir im vergangenen Sommer Kapital im Rahmen der Förderung von Forschung, Innovation und Technologie (ProFIT) der Investitionsbank Berlin erhalten, einem Förderprogramm der EU. Darauf sind wir als technologiegetriebenes Modeunternehmen natürlich sehr stolz.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Für uns beide ist Kisura bereits die zweite Unternehmensgründung, daher konnten wir mit unserer Erfahrung schnell Steine aus dem Weg räumen. Tatsächlich schwieriger als gedacht war für uns aber die Suche nach adäquaten Büroräumen in Berlin. Auch die administrativen Abläufe empfanden wir teilweise zeitraubend, da wir uns lieber in unsere eigentliche Aufgabe gestürzt hätten: Kisura voranbringen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Von Anfang an die Nachbarräume mit dazu mieten und mehr Platz für den Operationsbereich einplanen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Um die Bekanntheit von Kisura und des Konzepts Curated Shopping beim Verbraucher zu steigern, setzen wir seit Start auf das Zusammenspiel von Online-Marketing, Social Media und PR. Wir möchten unseren Kunden mit emotionalen Inhalten einen Mehrwert bieten und sie mit klaren Botschaften von unserem Service überzeugen. Aber auch Kooperationen mit relevanten Partnern im Lifestyle-, Mode- und Beauty-Bereich spielen eine wichtige Rolle.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Zu allererst hat meine Familie immer an mich und meine Vision geglaubt, worüber ich sehr dankbar bin. Vor allem aber hat mein Partner mich tatkräftig unterstützt. Er ist selbst in der deutschen Startup-Szene aktiv und hat mir neben Mut und Bestätigung sehr gute Kontakte und Ideen zur Umsetzung gegeben. Nicht zuletzt haben meine Mitgründerin Tanja und ich uns natürlich gegenseitig den Rücken gestärkt. Wir sind bereits seit Studienzeiten befreundet und teilen eine gemeinsame Wertebasis. Das ist gerade für die schwierige Anfangszeit einer gemeinsamen Unternehmensgründung unheimlich wertvoll.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht so viel reden, einfach machen und so wenig wie möglich den Konjunktiv verwenden. Vor allem sind von Beginn an eine schnelle Reaktion und knallharte Priorisierung entscheidend. Und ganz wichtig: Den Humor bei der ganzen Sache nicht vergessen!

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Der Dialog zwischen Politik und Startup-Szene verlief in Deutschland bisher eher schleppend. Der mangelnde Austausch führt dazu, dass wichtige politische Entscheidungen an uns vorbeigehen. Existenzgründungen, vor allem im Tech-Bereich, setzen innovative Ideen in der Praxis um und schaffen neue Arbeitsplätze. Innovationen sind jedoch immer mit erhöhtem Risiko behaftet und müssen daher staatlich gefördert und geschützt werden. Insbesondere sollten Barrieren und Risiken für den Schritt in die Selbständigkeit gesenkt werden. Ich glaube, genau hier muss man ansetzen. Die Politik sollte eine Struktur vorgeben und eine Plattform schaffen, um einen regelmäßigen Austausch und das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Für mich stand eigentlich schon immer fest, mich irgendwann selbstständig zu machen. Wenn ich also nicht gegründet hätte, wäre ich wahrscheinlich noch in meinem bisherigen Berufsbereich tätig: Finance bzw. M&A mit der Spezialisierung auf Tech und Medien.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Unbedingt 6Wunderkinder!

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich würde in die Zukunft reisen. Ich denke, was man dann vorfindet sprengt jegliche Vorstellungskraft. Unternehmen wie Google und Amazon geben uns mit ihren letzten Investments in die Robotik eine klare Richtung für die zukünftige Technologieentwicklung vor. Roboter wie wir es von Science-Fiction-Autoren kennen könnten schon bald Teil unseres Alltags werden.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde natürlich in Kisura investieren! Und einen Teil für eine Weltreise auf die Seite legen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ganz entspannt: Ausschlafen, lange frühstücken mit frischen Brötchen und selbstgemachter Marmelade, 2 Stunden Spinning, frische Pasta kochen und dann passend zum Tatort essen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Auf einen Kaffee: Mit Janet Yellen – Meines Erachtens eine der wohl mächtigsten Frauen und Personen der Welt! Auf ein Bier: Mit Ryan Gosling!

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Linh Nguyen ist seit November 2012 Co-Gründerin und Geschäftsführerin der Kisura GmbH. Kisura ist bereits ihre zweite Unternehmensgründung: 2010 startete sie VAOVIA, eine Online Plattform zur Erstellung von Lebensläufen. Anschließend war sie bei der M&A-Beratung Corporate Finance Partners tätig und verantwortete dort wichtige Transaktionen im E-Commerce-Bereich. Ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre absolvierte Linh an der Handelshochschule Leipzig (HHL), die mittlerweile als Gründerschmiede von jungen Talenten bekannt ist, sowie an University of Victoria, Victoria (B.C.), Kanada und der Universität Leipzig. Bei KISURA ist sie für die Bereiche Finanzen und Abwicklung / Logistik zuständig.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.