Google Instant begeistert die Massen – Opportuno InstantView ging vor drei Jahren unter

Die Instantisierung des Internets ist im vollen Gange. Auslöser dieser Entwicklung ist Suchmaschinengigant Google mit seinem neuen Service Google Instant. Schon während des Eintippens einer Suchanfrage bekommen Internet-Nutzer damit nach jedem Buchstaben eine […]
Google Instant begeistert die Massen – Opportuno InstantView ging vor drei Jahren unter
Dienstag, 14. September 2010VonAlexander Hüsing

Die Instantisierung des Internets ist im vollen Gange. Auslöser dieser Entwicklung ist Suchmaschinengigant Google mit seinem neuen Service Google Instant. Schon während des Eintippens einer Suchanfrage bekommen Internet-Nutzer damit nach jedem Buchstaben eine neue Ergebnisliste präsentiert. In den vergangenen Tagen sind weltweit vermutlich tausende Berichte und Statusmeldungen über die Suchevolution geschrieben worden. Gelegentlich fallen dabei Begriffe wie Revolution und Innovation, oft ist aber auch genau das Gegenteil der Fall. Die Instantisierung zieht trotzdem weiter ihre Kreise – auch für YouTube und Google Maps existieren inzwischen Instant-Versionen. Die Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten.

Ein kleines deutsches Start-up geht in diesem Pressewirrwarr leider völlig unter – gemeint ist die Jobsuchmaschine Opportuno (www.opportuno.de). Schon 2007 ging das Start-up von Andreas und Michael Bogen mit einer eigens entwickelten Suchoberfläche an den Start. Opportuno zeigt seinen Nutzern schon während der Eingabe von Suchbegriffen erste Job-Ergebnisse an. Witzigerweise nannten die Erlanger ihre Suchtechnologie bereits vor drei Jahren InstantView. “Die Grundidee, Suchergebnisse bereits während der Eingabe anzuzeigen, ist bei Google Instant und Opportuno InstantView identisch. Technisch gesehen ist Google Instant ein wesentlich komplexeres Produkt, da Google das weltweite Internet durchsucht und nicht nur eine begrenzte Job-Datenbank. Die Komplexität und Skalierbarkeit sind nicht vergleichbar. Das Grundkonzept und der Name weisen aber eindeutig Ähnlichkeiten auf”, sagt Gründer Andreas Bogen gegenüber deutsche-startups.de.

“Innovationen werden nicht wahrgenommen”

Für die gewisse Würze in der Instantsuppe sorgt der Hinweis, dass Opportuno bereits 2007 eine Reihe von strategischen Investoren anschrieb. Unter den Adressaten war auch Marissa Mayer von Google, die Instant kürzlich der Webwelt vorstellte. “Es ist also theoretisch möglich, dass wir zur Inspiration beigetragen haben”, sagt Bogen. Dem Opportuno-Macher geht es aber gar nicht darum, jetzt in irgendeiner Weise mit dem Finger auf Google zu zeigen, zumal es auch beim Suchmaschinengiganten viele kluge Köpfe gibt, die die Instant-Idee ohne Inspiration von außen erdacht haben können. Bogen freut sich auch viel mehr darüber, dass Opportuno der Zeit “offensichtlich drei Jahre voraus war”. Gleichzeitig ärgert er sich aber auch ein bisschen: “Ich würde mir wünschen, dass innovative Ideen in Deutschland mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die häufigste Frage potentieller Investoren war damals, ob es für Opportuno ein US-Vorbild gibt. Kein Wunder, dass wir international als Land der Copycats gelten und Innovationen nicht wahrgenommen werden.” Wenn die Opportuno-Gründer ihr Konzept jetzt vorstellen, dürfte vermutlich jeder InstantView für eine Adaption von Google Instant halten. Im Grunde eine traurige Geschichte.

Artikel zum Thema
* Opportuno sucht Jobs

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.