Facebook spricht jetzt deutsch

Das amerikanische Social Network Facebook (www.facebook.com) ist nach langer Vorbereitung in Deutschland gelandet. Damit ist das Duell zwischen studiVZ (www.studivz.net), dem deutschen Community-Marktführer, und Facebook, dem am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerk der Welt, […]

Das amerikanische Social Network Facebook (www.facebook.com) ist nach langer Vorbereitung in Deutschland gelandet. Damit ist das Duell zwischen studiVZ (www.studivz.net), dem deutschen Community-Marktführer, und Facebook, dem am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerk der Welt, eröffnet. “Wir freuen uns sehr, den deutschen Nutzern die Möglichkeit zu geben, ab sofort in ihrer eigenen Sprache auf Facebook zugreifen zu können”, sagt Matt Cohler, Vice President of Product Management bei Facebook.

Für die Übersetzung des Dienstes sorgten rund 2.000 deutschsprachige Facebook-Mitglieder – nicht immer ist diese Übersetzung gelungen. Zurzeit hat Facebook nach eigenen Angaben über eine Million aktive Nutzer im deutschsprachigen Raum. Zahlen für den deutschen Markt nennt das Unternehmen nicht – es dürfte aber rund 700.000 Nutzer sein. Weltweit hat Facebook 66 Millionen aktive Nutzer. StudiVZ hat gemeinsam mit seinem Ableger schülerVZ (www.schuelervz.net) nach eigenen Angaben 8 Millionen Mitglieder. Bis Ende dieses Jahres soll die Zahl der Mitglieder auf rund 14 Millionen steigen. Einen großen Beitrag soll dabei der vor wenigen Tagen gestartete neue Ableger meinVZ (www.meinvz.net) leisten. Facebook will vor allem mit “ständig neuen Funktionen” punkten.

In der Branche wird der Deutschlandstart von Facebook bereits heiß diskutiert. deutsche-startups.de dokumentiert einige Äußerungen:

“Ob deutsche User, von denen eine große Zahl bei studiVZ/schülerVZ (und bald meinVZ) registriert sind, deshalb jetzt sofort scharenweise bei Facebook einfallen werden, ist zumindest mit Fragezeichen zu versehen. Wenn nicht, dann wäre eine Akquisition der Holtzbrinck-Netzwerke für Facebook eine Alternative. Vorerst wird man es aber auf eigene Faust versuchen.”
Martin Weigert, zweinull.cc

“Ob Facebook Gorbatschows Erkenntnis-Klassiker \’Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben\’ widerlegen kann, bleibt offen: Holtzbrincks StudiVZ, 2005 als Facebook-Klon gestartet, hat bereits 5 Millionen Nutzer eingesammelt, der kleine Bruder SchülerVZ drei Millionen.”
PeterSchwierz, turi2

“Durch die ungelenke und unvollständige Übersetzung wirkt die deutsche Seite oft lieblos hingeschludert. Ein wirklich großer Wurf ist das nicht. Dem größten deutschen Konkurrenten StudiVZ müssen jedenfalls nicht vor Angst die Knie schlottern. Der war dem Start der deutschen Facebook-Seite in der vergangenen Woche mit dem Start von “meinVZ” zuvorgekommen
Nina Kirst, kress.de

“Ob Facebook seinen großen Erfolg in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien auch in Deutschland wiederholen kann, ist fraglich. Denn die Konkurrenz ist größer als in den anderen Ländern (…) Schwierig ist auch die Vermarktung der populären Netzwerke. Mit Online-Werbung hat StudiVZ im vergangenen Jahr etwa einen Euro Umsatz je Nutzer erzielt, also einen einstellingen Millionenbetrag. Facebook-Manager Olivan will sich zu den Umsatzerwartungen in Deutschland nicht konkret äußern. Markus Frank vom Werbepartner Microsoft hat allerdings schon klare Vorstellungen: \’Der Umsatz soll natürlich siebenstellig sein. Im Verhältnis zu StudiVZ wollen wir je Nutzer mindestens einen doppelt so hohen Umsatz erzielen.”
Holger Schmidt, Netzökonom

“Viele erwarten nun, dass die Anzahl deutshcer Benutzer rapide wachsen wird. Jedoch zeigen Statistiken, dass sich die Zahlen der deutschen Registrierungen in den letzten Wochen reduziert hat. Dabei kann man nicht sagen, dass sich aufgrund der neuen Version viel ändern wird. Beispielweise ist die Zahl der Mitglieder aus Frankreich deutlich höher und kommt somit gut ohne Ländervariante aus.
Michael Klein, Webregard

“Im laufenden Jahr 2008 wird es auf dem deutschen Markt für Web-Communities wohl interessant werden. Man darf wirklich gespannt sein wer die Gunst der User erlangen wird. StudiVZ hat in Deutschland ca. 8.000.000 User auf ihren Seiten vereint. Facebook verfügt dagegen, nach eigenen Angaben, bereits über 600.000 Mitglieder allein in Deutschland, obwohl die Community bis gestern rein englischsprachig war. Seit heute sind die deutschen Seiten von Facebook im Netz zu finden. Die deutsche Übersetzung des Facebook Angebots wird die Mitgliederzahlen dieses Netzwerks in Deutschland sicher in die Höhe schnellen lassen.”
David Nelles, ethority

Das Timing könnte besser nicht sein. Ist doch am Donnerstag, also eben vor zwei Tagen, das neue StudiVZ-Netzwerk meinVZ gestartet. Let’s get ready to rumble. Die Übersetzung ist dabei zumindest.. gewöhnungsbedürftig. To poke wurde mit ‘anstupsen’ übersetzt. Da wäre man besser gefahren, poke als Eigenname anzusehen und beizubehalten.”
Marcel Weiß, neunetz.com

“Die Hysterie mit der ein möglicher Facebook-Start von der Blogger-Community aufgenommen wird, zeigt vor allem auch eines: wie wenig Mut man hierzulande noch hat und wie wenig man den deutschen Internetfirmen zutraut, wenn es ernst wird und amerikanische Anbieter den Markt betreten.”
Thomas Vehmeier, Interneteconomics

Anmerkung: Zu den Investoren von Facebook gehören die Samwer-Brüder mit ihrem European Founders Fund (EFF). StudiVZ gehört zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Sowohl der EFF als auch Holtzbrinck sind auch an deutsche-startups.de beteiligt.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.