Gastbeitrag von Salome Preiswerk

FinTech-Trend: Roboter als Heilsbringer in der Geldanlage

Alles gut, wenn es die Maschine macht? Das würde zunächst bedeuten, dass alle Robo-Advisor gleich sind. Doch das sind sie mitnichten. Und das bereits bei der Grundfrage, wie viel Roboter und wie viel Mensch in ihnen steckt. Aber es gibt Gemeinsamkeiten.
FinTech-Trend: Roboter als Heilsbringer in der Geldanlage
Mittwoch, 10. August 2016VonTeam

Roboter sind in aller Munde und schnell wird es emotional, wenn es um deren Nutzen geht. Ganz neue Möglichkeiten in der Medizin? Toll. Automatisierung in der Industrie und damit weniger Jobs? Hmmm. Ein neuer Spielgefährte für sozial-dysfunktionale Kids in japanischen Grossstädten? Wo soll das denn noch hin führen.

Und nun kümmern sie sich auch noch um die Geldanlage. Seit geraumer Zeit auch in Deutschland. Sie heissen ganz einfach „Robo-Advisor“ – es wird also der Berater in Sachen Anlage durch eine Maschine ersetzt. Wie konnte es so weit kommen, in einem Bereich, in dem für eine sogenannt personalisierte Dienstleistung sehr lange sehr viel Geld verdient wurde und nach wie vor wird?

Nun, „Schuld“ an dieser Entwicklung sind nicht unwesentlich die Berater aus Fleisch und Blut selbst. Man schockiert heutzutage kaum mehr jemanden mit der Erkenntnis, dass die mannigfaltigen Interessenkonflikte der traditionellen Finanzdienstleistungswelt zu viel Engagement, jedoch leider nur selten im Sinne des Kunden geführt haben. Zu viele Deutsche haben schlechte Erfahrungen gemacht. Es wird verkauft und nicht beraten. Und mit einem „Portfolio“ – also eine zur Erreichung eines bestimmten Ziels sorgfältig und mit Methode zusammengesetzte Auswahl an Wertpapieren – hat das Resultat schon gar nichts zu tun.

Also: Alles gut, wenn es die Maschine macht? Das würde zunächst bedeuten, dass alle Robo-Advisor gleich sind. Doch das sind sie mitnichten. Und das bereits bei der Grundfrage, wie viel Roboter und wie viel Mensch in ihnen steckt. Aber es gibt Gemeinsamkeiten: Die meisten Anbieter haben ein relativ niederschwelliges, in der Handhabung einfaches, graphisch ansprechendes Anlageprodukt geschaffen. Und die meisten arbeiten, was die eingesetzten Investmentprodukte anbelangt, mit passiv gemanagten Produkten wie bspw. ETFs (Exchange Traded Funds). Diese sind vor allem kostengünstig, insbesondere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds, die die erheblichen Mehrkosten bedauerlicherweise nur allzu selten durch eine bessere Performance rechtfertigen.

So weit so gut: Es geht immer um eine Demokratisierung des Anlagegeschäfts, also den Zugang des „kleineren Mannes“ zu einer Anlageform, die ihm bislang verwehrt war. Und das zu einem in der Regel günstigeren Preis. Doch darüber hinaus bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern. Diese fangen bereits beim Thema Portfoliomanagement an. Denn für den Hauptteil des Anlageerfolgs sind nicht etwa die eingesetzten Produkte verantwortlich, sondern die Anlagestrategie, die sogenannte Assetallokation.

An der Stelle kommt ein weiteres wesentliches Unterscheidungskriterium zum Tragen: Die Regulation. Die meisten Anbieter einer ersten Generation von Robo-Advisors agieren lediglich als Vermittler nach der Gewerbeordnung. Erst zwei bankunabhängige Anbieter einer neuen Generation verfügen über eine Lizenz der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) als Finanzportfolioverwalter. Nur mit der Erlaubnis der BaFin darf ein Robo-Advisor aktiv auf die Gestaltung des Portfolios eines Kunden einwirken. Entsprechend betreiben beide Akteure ein aktives Portfoliomanagement unter Einsatz von Risikomanagement-Modellen. Dem steht eine starre Assetallokation, also ein fixes Verhältnis von bspw. Aktien und Renten, ohne Risikomanagement der ersten Anbietergeneration gegenüber. Angesprochen werden bei den Anbietern der zweiten Generation entsprechend auch Kunden mit etwas höheren Qualitätsansprüchen, was die Verwaltung ihres Vermögens anbelangt.

Die Regulation ermöglicht allerdings nicht nur überhaupt erst eine echte Vermögensverwaltung – wir von Whitebox präferieren nicht zuletzt deshalb den Begriff „Online-Vermögensverwaltung“ –, sondern sie ist für den Kunden auch in anderer Hinsicht relevant: Bezüglich der Einhaltung der geltenden Gesetze und Regularien, vor allem wenn es um die Sicherstellung der Geeignetheit einer Anlage geht. Und ganz generell um Anlegerschutz.

Unterschiede bestehen auch hinsichtlich des Angebots für bestehende Kunden. Genauer gesagt, was ein Kunde geboten bekommt, nachdem er Kunde geworden ist. Hier reicht das Spektrum von einem Nullangebot über die blosse Anzeige des mehr oder minder aktuellen Depotbestands bis hin zu einer Welt bestehend aus einem attraktiven Cockpit mit den wichtigsten Kennzahlen, detaillierten Analyse- und Anzeigemöglichkeiten insbesondere hinsichtlich der Rendite und einem regelmässigen Reporting, das auch qualitative Elemente wie bspw. einen Marktrück- oder -ausblick enthält. Hinzu kommen unterschiedliche Zusatzangebote, wie etwa im Falle von Whitebox eine besondere Lösung für die Rente.

Schon alleine auf Basis dieser kurzen Übersicht sieht man: Ein Vergleich lohnt sich, um das für sich passende Angebot zu finden. Der Roboter als Heilsbringer bei der Geldanlage? Die Chancen stehen gut – wenn das Angebot durchdacht und stringent umgesetzt ist.

Zur Autorin
Salome Preiswerk ist Mitgründerin von Whitebox.

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Foto (oben): Shutterstock