Fünfzehn Fragen an Oliver Moser von Spielerkabine.net

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Ich ziehe einen Teil meiner Motivation an der Arbeit aus der gesellschaftlichen Relevanz. Ich möchte gerne etwas schaffen, dass den Alltag der Menschen bereichert. […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich ziehe einen Teil meiner Motivation an der Arbeit aus der gesellschaftlichen Relevanz. Ich möchte gerne etwas schaffen, dass den Alltag der Menschen bereichert. Der eigene Chef zu sein, gibt mir die Freiheit die Rahmenbedingungen, in denen ich arbeite, selbst festzulegen und die Möglichkeit die Vision von Spielerkabine.net mit zu gestalten und voran zu treiben.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mich mit den Möglichkeiten von Social Commerce und User generated Content befasst. Da ich selbst schon viele Jahre Fußball spiele, weiß ich, welche Probleme die Vereine bei der Organisation des Spielbetriebs und der Dokumentation des Spielgeschehens haben. Mit den Möglichkeiten, die das Internet heute bietet, konnte ich für diese Probleme viele Antworten finden, die nun die Spielerkabine liefert.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Spielerkabine.net haben wir Ende 2006 als nebenberufliches Projekt gestartet. Im Sommer 2007 haben wir als innovativstes Projekt in Baden-Württemberg den mit 10.000 Euro dotierten BWeb 2.0 Challenge gewonnen. Mit Auftragsarbeiten und als Angestellte in anderen Start-ups haben wir bis Oktober 2008 unsere Brötchen verdient. Im Sommer 2008 hat sich der Olympia-Verlag, Herausgeber des kicker Sportmagazins, an der dann gegründeten Spielerkabine.net GmbH beteiligt.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Eine Sache, die fast alle der neuen, aufstrebenden Sportportale in 2007 falsch gemacht haben, war die Fokussierung auf die Community, wobei tatsächlich der Content zunächst im Vordergrund stehen sollte und die Community sich dann darum bildet. Nur studiVZ für Sportler funktioniert eben nicht. Die Elemente eines Social Networks sind zwar notwendig für die Art und Weise wie die Spielerkabine konzipiert ist, aber ein reines Social Network für Sportler funktioniert nicht ohne Inhalt. Und dies ist eben der Sport. Deswegen führen auch alle anderen Sportnetzwerke einen Strategiewechsel durch und suchen sich ihre Nische in Punkto Content und Zielgruppe. Schließlich muss eine Online-Anwendung dem Kunden vom ersten Tag einen echten Mehrwert bieten und nicht erst, wenn der gesamte Verein angemeldet ist.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Früher mit Business Angeln reden. Wir konnten aufgrund unserer starken technischen Kompetenzen im Team das Produkt mit eigenen finanziellen Mitteln launchen. Für die Durststrecke zwischen Reichweitenaufbau und Vermarktungsfähigkeit bei kostenlosen Consumer-Portalen braucht man allerdings finanzielle Unterstützung, wenn man sich der Idee hauptberuflich widmen möchte. Als wir nach dem Launch dann mit potentiellen Business Angeln und VCs gesprochen haben, waren viele schon in anderen Sportangeboten investiert oder von der großen Konkurrentenanzahl abgeschreckt. Dies machte die Kapitalsuche wesentlich schwieriger als nötig.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir bauen wie viele andere Start-ups auf die Marketing-Instrumente SEO, PR, SEM und Kooperationen. Zusätzlich testen wir alternative Marketing-Ansätze in kleinen Kampagnen aus und skalieren diese, wenn die Tests erfolgreich verliefen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Unser Business Angel Kay Kohlhepp hat uns mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten während der Gründung sehr geholfen und steht uns heute auch noch mit Rat und Tat zur Seite.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Glaubt an eure Idee, auch wenn es gerade so scheint, als würde es nicht weiter gehen. Statt frühzeitig bei den Problemen der ersten Kapitalsuche aufzugeben, haben wir zum Beispiel ein wenig später den Olympia Verlag als Traumpartner gewinnen können. Und es gibt viele andere Internet-Unternehmen, die klein angefangen haben und solide über die Jahre gewachsen sind.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich finde den Gründungsstandort Deutschland nicht schlecht und habe keine konkreten Wünsche an den Bundeswirtschaftsminister. Solange die Rahmenbedingungen zum Wirtschaften gut sind, konzentriere ich mich lieber auf das eigene Handeln, um aus eigener Kraft mein Unternehmen voran zu treiben. Es spielen ja alle auf dem gleichen Platz.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde in einem anderen Start-up arbeiten, da man dort die Möglichkeit hat, etwas zu bewegen und man nicht in einem Gerüst aus Hierarchie und Regeln gefangen ist.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Amiando finde ich sehr spannend. Die Idee, das Geschäftsmodell und die Umsetzung ist prima. Da würde ich gerne mal hinter die Kulissen gucken.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Um die Zukunft zu verstehen, muss man in die Vergangenheit reisen. Ich würde gerne die goldenen Zwanziger Jahre und die darauf folgende Wirtschaftskrise erleben, um zu verstehen, was auf uns zukommen kann. Die Zukunft zu kennen, macht das Leben nur langweilig.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde den Amateurfussball unterstützen, in die Spielerkabine sowie andere interessante Start-ups investieren und einen kleinen Teil für persönliche Reserven zurücklegen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mittags auf dem Fussballplatz. Danach erst in der realen Kabine und später dann auf Spielerkabine.net den Spieltag Revue passieren lassen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Oliver Samwer würde ich gerne mal über die Entwicklung des Internets in den nächsten Jahren diskutieren. Ich halte ihn für einen hervorragenden Visionär.

Zur Person
Oliver Moser absolvierte eine Ausbildung zum Mediengestalter Digital-/Printmedien bei Framfab Deutschland (heute Lbi Germany). Anschließend studierte er Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart und finanzierte sein Studium durch seine Arbeit als Freelancer für unterschiedliche Agenturen und Auftraggeber. 2007 gründete er mit vier Partnern Spielerkabine.net (www.spielerkabine.net). In seiner Freizeit spielt er gerne Fussball.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.