#Interview

“Die 100-Stunden-Woche war für uns keine Seltenheit”

Das junge Sport-Startup Spoferan hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Eigentlich wollte das Team seine Idee mit Hilfe von Venture Capital umsetzen und setzte dafür die Weichen, entschied sich dann aber doch dagegen. Seitdem bootstrappen die Gründer ihr Unternehmen.
“Die 100-Stunden-Woche war für uns keine Seltenheit”
Dienstag, 7. Mai 2024VonAlexander Hüsing

Bei Spoferan, 2018 von Ferdinand Frank und Christian Teringl in Pocking gegründet, dreht sich alles um “Sportevents, Vereine und Sportler:innen”. “Über die Spoferan-App konnten wir ganz einfach einen Verein in der Vereinslandkarte finden und Kinder dort anmelden. Zudem können wir sie über die Spoferan-App auch mit wenigen Klicks zu Wettkämpfen oder Trainingslagern anmelden”, sagt Gründer Teringl zum Konzept.

Eigentlich wollte das Spoferan-Team seine Idee mit Hilfe von Venture Capital umsetzen, entschied sich dann aber doch dagegen. “Wir haben im ersten Jahr, während wir noch EXIST-gefördert waren, aber gemerkt, dass der Markt anders funktioniert als von uns erwartet. Durch die ehrenamtlichen Strukturen hätten wir das Wachstum selbst mit mehreren Millionen-Investments vermutlich nicht ausreichend steigern können, um damit für eine Fremd-Finanzierung langfristig ausreichend profitabel zu sein. Wir haben daher die Bootstrapping-Variante vorgezogen, weil sie für diesen Markt die einzige sinnvolle ist”, blickt Spoferan-Macher Teringl zurück.

Im Interview mit deutsche-startups.de blickt er einmal ausführlich auf die vergangenen Jahre als Bootstrapping-Gründer zurück.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Spoferan erklären?
Wir möchten Deine Enkel in einem Sportverein anmelden, damit sie sich nicht nur ausreichend bewegen, sondern durch das Vereinsleben auch soziale Werte wie etwa Teamgeist, Fairness und Respekt lernen. Über die Spoferan-App konnten wir ganz einfach einen Verein in der Vereinslandkarte finden und die Kinder dort anmelden. Zudem können wir sie über die Spoferan-App auch mit wenigen Klicks zu Wettkämpfen oder Trainingslagern anmelden. Spoferan kannten wir schon, weil wir mit der im Sportnetzwerk integrierten Anwendung resultastic auch unsere Wettkämpfe in unserem Sportverein ganz einfach, zuverlässig und kostengünstig organisieren konnten – beispielsweise haben wir nur noch zwei Smartphones benötigt, um die Zeitnahme mit Live-Ergebnissen durchzuführen statt teurer und komplizierter RFID-Chips zu nutzen. Damals haben wir uns allein mit der Zeitnahme über 1.000 Euro gespart bei gleicher Leistung. Wenn du wissen willst, was ich oder die Kinder in diesem Jahr planen oder wie unsere Ergebnisse bei Wettkämpfen sind, dann kannst du uns in der Spoferan-App einfach folgen und erhältst direkt eine Push-Nachricht. So kannst du uns sofort, wenn wir im Ziel sind, gratulieren – und nun auch Deinen Enkeln, die ab sofort einen sicheren Kinderaccount im Sportnetzwerk haben. Alles in allem bietet das Sportnetzwerk alles, was Sportler:innen, Sportvereine/ Sportverbände und Sportveranstalter benötigen – modern, digital und ohne erforderliche IT-Kenntnisse. Für alle Gruppen gibt es im Netzwerk integrierte eigene innovative Lösungen, um ihre Leben besser zu machen – so soll das ganze Sportnetzwerk Spoferan dazu beitragen, dass der Sport durch die Chancen der Digitalisierung wieder mehr (junge) Menschen erreicht mit allen Vorteilen für unsere Gesellschaft – niemand muss dabei selbst IT-Kenntnisse haben, weil im Netzwerk alles sehr nutzerfreundlich gestaltet ist. Es ist eine Art LinkedIn – aber ganz auf die Eigenheiten des Sports ausgerichtet und ergänzt durch technisch innovative Lösungen für die einzelnen Zielgruppen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Wir haben in der Tat immer wieder einen Pivot hinlegen müssen. Ich glaube, diese Flexibilität im Kopf ist für alle erfolgreichen Gründer:innen essenziell, um zu überleben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man auf Anhieb das korrekte Geschäftsmodell entwickeln kann, sondern es dann laufend auf Basis des Feedbacks der Kund:innen und der Marktentwicklungen sehr schnell weiterentwickeln muss. Was man in der Uni immer so schön als Lead User-Methode lernt bzw. ähnliche Konzepte wie Market Maven & Co., klingt in der Theorie recht einfach. In Praxis dauert es dann aber Monate oder Jahre, um diese Personen dann tatsächlich zu identifizieren und erfolgreich mit Ihnen zu arbeiten. Wir machen dies mittlerweile mit all unseren verschiedenen Zielgruppen wie Sportvereinen, Sportler:innen, Sportverbänden und Sportveranstaltern – aber das hat unterm Strich Jahre gedauert, um alle die hierfür affinen Personen zu identifizieren und mit ihnen zusammen in die Entwicklung zu gehen. Dadurch kommen Pivots mittlerweile aber auch nicht mehr häufig vor, weil wir von Beginn an sehr nah mit den Nutzer:innen zusammen entwickeln. Aber gerade anfangs mussten wir feststellen, dass der Markt zwar dringend digitaler werden muss, also insbesondere die Sportvereine. Aber es hatte seine Gründe, warum dies der Fall war. Durch die ehrenamtliche Struktur der Vereine und der meist deutlich älteren Vorstandschaft, ist das Thema einfach nach wie vor nicht weit genug oben auf der Agenda der Sportvereine. Unser Geschäftsmodell sah daher eigentlich mal vor, dass wir alle Leistungen gebündelt als All-in-one-Lösung mit Spoferan kostenlos anbieten und dann mit der Werbung im Netzwerk Geld verdienen. Da aufgrund der genannten Thematik aber das Wachstum nicht stark genug gesteigert werden konnte um für Werbepartner attraktiv zu werden bzw. die Vereine einfach sehr lange Entscheidungszeiträume haben, mussten wir das Erlös- und Geschäftsmodell sowie insbesondere die Kommunikation komplett umstellen.

Was genau habt ihr dann geändert?
Die Leistungen für Sportveranstalter haben wir nun in der Marke resultastic gebündelt. Mit resultastic können nun Wettkämpfe von A bis Z organisiert werden und die Veranstalter können nun neben weiterhin kostenlosen Leistungen auch aus einer Bandbreite von technisch innovativen Funktionen wie aus einem Werkzeugkoffer auswählen, was sie brauchen. Hierfür haben wir mit dem Pay per Participant-Modell auch eine neue Art von Erlösmodell entwickelt, das im Sinne der Veranstalter gänzlich risikolos ist, da sie für die einzelnen Leistungen nur dann eine geringe Gebühr pro tatsächlichen Teinehmer:innen bezahlen, wenn sie durch die Startgebühren auch tatsächlich Einnahmen haben – es gibt hierbei keine Fixkosten. Die Leistungen für Sportvereine haben wir im Spoferan-Clubmanager gebündelt, mit dem Sportvereine sich digital vielfältig präsentieren können, um einfach junge neue Mitglieder zu gewinnen sowie um damit bestehende Mitglieder zu verwalten und das Vereinsleben zu organisieren – das ganze bieten wir nun ebenfalls nicht mehr kostenlos, sondern im Abo-Modell an. Darüber hinaus haben wir alle Leistungen für Firmen im Spoferan-Businessmanager gebündelt, mit dem Firmen speziell Sportler:innen für Produkte erreichen und Stellenanzeigen im Sport schalten sowie die Firmensportgruppen darüber organisieren können.Das eigentliche Geniale: Als die Leistungen zuvor kostenlos waren, hatten alle Nutzer:innen immer einen Haken vermutet und waren sehr skeptisch. Seitdem die Funktionen kostenpflichtig sind, wirken wir viel vertrauenswürdiger und die Leistungen werden nun auch gerne und ohne Skepsis angenommen. Wir konnten durch diesen Pivot des Erlösmodells nicht nur die Einnahmen steigern und im Vergleich zum ursprünglichen Ansatz ganz neue Einnahmequellen hinzunehmen, sondern auch das Vertrauen und die Akzeptanz massiv steigern.

Wie hat sich Spoferan seit der Gründung entwickelt?
Anfangs haben wir ganz auf externe Investments mit entsprechend schnellem Wachstum gesetzt und waren deshalb beispielsweise auch mit der BayernKapital schon am Ende der Gespräche und waren in intensivem Kontakt mit verschiedenen Business Angel. Zu dem Zeitpunkt waren wir ein Team mit bis zu neun Mitarbeitenden, hauptsächlich Werkstudierende. Wir haben uns dann aber am Ende unserer EXIST-Förderung für den Bootstrapping-Ansatz entschieden und unser Team auf nur noch uns beide Gründer reduziert. Zu zweit haben wir dann auch Corona problemlos meistern können, waren immer sehr flexibel und fangen seit knapp über einem Jahr wieder an, das Team mit Werkstudierenden zu erweitern und sind nun ein Team aus vier Personen. Das Ziel ist, dass wir insbesondere im Vertrieb Werkstudierende haben, die aus dieser Stelle heraus ihre eigene Vollzeitstelle im Vertrieb für die Zeit nach dem Studium aufbauen und wir dadurch langsam und nachhaltig als Team wachsen und wir spätestens für 2025 auch eine oder zwei Vollzeitstellen damit aufbauen. Auf den Umsatz hatten wir die letzten Jahre kaum wert gelegt, weil wir beide noch in anderen Beschäftigungsverhältnissen sind und daher auf das Einkommen nicht angewiesen waren. Dennoch steigerten wir den Umsatz zuletzt jährlich um 200 bzw. 300 % ausgehend von einem sehr kleinen Niveau. Dies wollen wir 2024 und 2025 nochmals erhöhen und dann Schritt für Schritt auf ein stabiles kleineres Umsatzwachstum übergehen. Wichtiger sind für uns nach wie vor die Wachstumszahlen bei den Sportler:innen und Veranstaltern. Hier wachsen wir mit durchschnittlich 100% bzw. bis zu 500% nach Corona seit mehreren Jahren konstant und aktuell zeigt der Trend glücklicherweise weiterhin noch stärker nach oben.

Warum genau hat ihr Euch denn nun für Bootstrapping entschieden?
Wir wollten – wie viele andere Gründer:innen auch – eigentlich mit externen Kapitalgebern wachsen. Wir haben im ersten Jahr, während wir noch EXIST-gefördert waren, aber gemerkt, dass der Markt anders funktioniert als von uns erwartet. Durch die ehrenamtlichen Strukturen hätten wir das Wachstum selbst mit mehreren Millionen-Investments vermutlich nicht ausreichend steigern können, um damit für eine Fremd-Finanzierung langfristig ausreichend profitabel zu sein. Wir haben daher die Bootstrapping-Variante vorgezogen, weil sie für diesen Markt die einzige sinnvolle ist. Die Entscheidung war nicht leicht, aber im Nachhinein die einzig richtige. In meinen Augen ist es wichtig, schnell die richtige Strategie für das eigene Startup zu finden und dabei genau zu analysieren, welche Methode wirklich die richtige ist. Es war zwar ein sehr steiniger Weg mit sehr viel Arbeit, aber dafür besitzen wir nun 100 % der Unternehmensanteile und können all unsere Entscheidungen auch nach sechs Jahren noch ganz flexibel und schnell treffen, wenn nötig. Und wir können so auch flexibel ohne Renditedruck mal Funktionen für unsere Nutzer:innen entwickeln, weil wir sie für sinnvoll erachten und wir ihnen damit eine Unterstützung bieten können – auch wenn sich diese Funktion wirtschaftlich vielleicht mal nicht rechnet. Von dieser Freiheit profitieren nicht nur wir als Gründer, sondern damit gerade auch unsere Nutzer:innen. Hinsichtlich des Impacts für uns als Gesellschaft war dieser Pivot also goldrichtig.

Wie war der Start ohne fremdes Geld?
In unserem Fall war der Start insofern doppelt schwierig, weil wir aus der sicheren EXIST-Finanzierung heraus kamen und eigentlich alles auf ein Investment gesetzt hatten. Dabei spielten ausreichend hohe Umsätze im ersten Jahr nach EXIST zur Finanzierung unserer eigenen Stelle in der Planung eigentlich gar keine Rolle. Durch den Finanzierungs-Pivot mussten wir uns nicht nur sehr schnell mental anders für die nächste Phase vorbereiten, sondern jeweils auch Jobs finden, mit denen wir unser Leben erstmal finanzieren konnten – und mit denen wir aber gleichzeitig die Möglichkeit hatten, das Startup weiter aufzubauen. Wir hatten hier beide zwar sehr viel Glück, Jobs zu finden, die auch inhaltlich gut für unser Startup passten. Die 100-Stunden-Woche war für uns in den ersten Jahren dadurch aber dann keine Seltenheit und ich kam hier beispielsweise auch gesundheitlich immer öfter an meine Grenzen. Meine Empfehlung wäre daher für andere Gründer:innen, den Bootstrapping-Weg viel früher zu planen, um so möglichst nur eine sehr kleine Teilzeit-Stelle nebenbei zu benötigen, wenn überhaupt.

Gab es denn Dinge, die Du einfach nicht umsetzen konntest, weil das Geld fehlte?
Ja, das Geld fehlt eigentlich an allen Ecken und Enden, wenn man beispielsweise das Marketing anschaut. Hier würde ich mir täglich sehr viel mehr Budget wünschen, um das Marketing professioneller zu machen und mehr Menschen erreichen zu können. Im Marketing muss man daher manchmal sehr kreativ sein ohne Fremd-Finanzierung. Gleichzeitig überlegt man sich aber mit einem sehr knappen Budget auch hier sehr genau, was man kostengünstig oder kostenlos machen kann und entwickelt dadurch „aus der Not“ sehr gute Lösungen, die man mit einem großen Budget sonst nie entwickelt hätte. So haben wir verschiedene Leistungen eingeführt, mit denen beispielsweise unsere bestehenden Vereine und Veranstalter für uns Werbung machen und sie dafür Leistungen günstiger/ kostenlos erhalten. Auch in der Entwicklung wäre es gut, mehr Geld für einen weiteren Entwickler zu haben, der etwa auch den Support übernehmen kann, damit die eigentliche Entwicklung nicht immer unterbrochen werden muss, weil technischer Support benötigt wird und beides aktuell noch in einer Person vereint ist.

Was rätst du anderen Gründer:innen, die sich für Bootstrapping entscheiden?
Man sollte sich sehr früh überlegen, welcher Weg der richtige für das eigene Start-up ist. In unserem Fall hätte das externe Investment während Corona beispielsweise äußerst wahrscheinlich zur Insolvenz geführt. Nicht jedes Start-up muss per se unbedingt schnell wachsen. In unserem Fall war ein profitables, kleineres Wachstum sehr viel sinnvoller, weil unser Markt gar nicht die Geschwindigkeit hergibt, die für ein externes Investment benötigt werden bzw mussten wir die letzten sechs Jahre erstmal alle Leistungen programmieren, mit denen wir nun überhaupt ausreichend Geld verdienen können. Wir hätten aufgrund des Margen-Drucks durch Geldgeber vermutlich nicht mehr ruhig schlafen können. Bootstrapping kann in entsprechenden Märkten sehr viel sinnvoller sein, wenn auch der Wettbewerb nicht als „Red Ocean“ eingestuft wird und man dadurch nicht unbedingt schnell wachsen muss. Durch das geringe Wachstum kann man zudem auch den First Mover-Advantage stärker ausbauen, weil man bei der Konkurrenz nicht so stark auf dem Schirm ist und man als „Underdog“ durchaus mal unterschätzt wird. Aber man muss sich bei allen Vorteilen genau überlegen, wie man die ersten Jahre überleben will und dass man nicht das Geld hat, für alles zu zahlen. Man muss also als Gründer:in sehr vielfältige Aufgaben halbwegs professionell gleichzeitig bewältigen können, für die fremdfinanzierte Start-ups einfach jeweils spezialisierte Mitarbeitende einstellen können. Wenn der Gewinn in der ersten Zeit nicht ausreicht, muss man sich zudem auf einen körperlich und mental anstrengenden Weg einstellen, bei dem man ggfls. auch einen Vollzeit- oder Teilzeit-Job für den eigenen Lebensunterhalt braucht. Das heißt, neben dem normalen Job mit Überstunden muss man im Anschluss noch ausreichend Energie und Motivation haben, um teils Tag und Nacht am Start-up zu arbeiten. Hierfür braucht man sehr viel Energie, Ausdauer und auch viel Disziplin – insbesondere braucht man die Disziplin für einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung, um diese fordernde Belastung auch gesund zu überstehen. Niemandem ist geholfen, wenn man 6 Monate weit über seinen Möglichkeiten arbeitet und danach aufgrund gesundheitlicher Probleme längere Zeit ausfällt. Aus meiner Erfahrung ist diese Belastung beim Bootstrapping-Ansatz nämlich bei weitem größer als beim fremdfinanzierten Weg, weil man auch im „Nebenjob“ durchaus starke Belastungen haben kann. Zudem würde ich den Gründer:innen raten, dass sie sehr viel Wert auf einen ehrlichen und gegenseitig wertschätzenden Stil im Team legen. Das ist zwar immer wichtig, aber gerade beim Bootstrapping mit Nebenjobs kann es vorkommen, dass man mal spontan Überstunden „im Nobenjob“ machen muss etc. und weniger oder auch mal gar keine Zeit für das Start-up zur Verfügung steht. Wir kommunizieren im Team immer sehr ehrlich und offen, so dass wir immer alles voneinander wissen und wir auch maximal viel Verständnis füreinander haben, wenn etwa jemand mal weniger oder zu sehr unterschiedlichen Zeiten arbeiten kann.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief lief unser erster Test bei einer realen Sportveranstaltung (Triathlon-Wettkampf) während unserer EXIST-Finanzierung. Wir wollten die Zeitnahme für Laufveranstaltungen damals mit RFID-Chips anbieten und hierfür Boxen zur Verfügung stellen, die „idiotensicher“ bedient werden können. Die Anlage hat uns weit mehr 10.000 Euro gekostet – und gleich in den ersten Minuten im ersten Praxistext bei einer Triathlon-Veranstaltung stand fest: Es funktioniert nicht wie erhofft. Die Anlage hat in verschiedene Richtungen und falsche Wellenlängen gemessen. Statt der Chips wurden dann beispielsweise Smartwatches von Zuschauer:innen registriert. Diesen Tag werden wir vermutlich nie vergessen – nicht nur, dass wir maximal unter Stress standen, weil die Notlösung mit einer handschriftlichen Zeitnahme dann plötzlich zum Einsatz kam, sondern auch weil wir wussten, dass unser ganzes Geschäftsmodell, das auf dieser Lösung basierte, nicht funktionieren würde und wir über 10.000 Euro in den Sand gesetzt haben. Die Anlage liegt noch im Keller in meiner Heimat – aber dafür haben wir nun mit dem bibkeeper eine sehr viel bessere, sehr viel günstigere und vor allem sehr zuverlässige Lösung entwickelt, mit der Sportveranstalter nur noch zwei Smartphones für die Zeitnahme ihrer Wettkämpfe brauchen. Es lief also zunächst so richtig schief, aber nur dadurch haben wir in der Folge eine sehr, sehr viel bessere Lösung entwickeln können und resultastic nun auch zu 100% auf Smartphones als einziges benötigtes Equipment ausgelegt. Den Ansatz, dass man bei resultastic nur noch alltägliche Geräte (Smartphone, Computer etc.) benötigt, um einen Wettkampf zu organisieren, ist wohl nur durch diesen Tag entstanden – ansonsten würden wir jetzt auch viel mehr externe Geräte nutzen.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich würde sagen: Im Kopf flexibel zu sein und sich nicht an seine ursprüngliche Idee zu klammern, sondern jeden Tag bereit zu sein, Dinge um 10°, 90° oder auch mal um 180° zu drehen, falls nötig. Auch in der Entwicklung haben wir bereits fertige Funktionen beispielsweise einfach wieder entfernt, wenn wir gemerkt haben, dass dadurch die Usability schlechter statt besser wird. Wichtig ist, dass man dabei eine Art „Fixstern“ im Team vor sich hat und man immer das übergeordnete Ziel vor Augen hat, was man mit dem Unternehmen eigentlich erreichen will – also in unserem Fall den Sport und Sportvereine durch die Chancen der Digitalisierung stärken und in der Folge mehr Menschen zum Sport zu begeistern und das Vereinswesen zu stärken.

Wo steht Spoferan in einem Jahr?
Wir steigen im laufenden Jahr gerade Schritt für Schritt endgültig Vollzeit ins Start-up ein und gehen davon aus, dass wir hierdurch das Wachstum und die Qualität der Arbeit signifikant verbessern können. In der Folge wollen wir in den nächsten Monaten mehr Sportvereinen unsere Lösungen anbieten, damit in der Folge das Vereinswesen auch für mehr junge Menschen im deutschsprachigen Raum wieder attraktiver wird. Wir wollen mehr Marketing und Vertrieb machen, damit viel mehr Veranstalter von unserer Lösung resultastic gehört haben und so ihre Veranstaltungen günstiger und moderner organisieren können – viel zu wenige kennen resultastic bisher leider. Insgesamt wollen wir, dass Sportlerinnen und Sportler durch unser bis dahin 5 bis 10 Personen starkes Team im deutschsprachigen Raum noch mehr Spaß am Sport haben.

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Foto (oben): Spoferan, Simona Kehl Fotografie

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.