#Interview

“Unsere Philosophie bestand stets darin, Ideen schnell zu validieren”

Bei Monkee setzt auf einen "Save Now, Buy Later"-Ansatz. "Monkee unterstützt Menschen dabei, Geld für ihre Konsumwünsche und Ziele zurückzulegen", sagt Gründer Martin Granig. Damit ist Monkee eine schöne Alternative zu den vielen "Buy Now, Pay Later"-Konzepten im Markt.
“Unsere Philosophie bestand stets darin, Ideen schnell zu validieren”
Montag, 4. Dezember 2023VonAlexander Hüsing

Das FinTech Monkee, 2019 von Martin Granig, Christian Schneider und Jean-Yves Bitterlich in Rum bei Innsbruck gegründet, setzt auf eine individuelle Spar-App. “Monkee unterstützt Menschen dabei, Geld für ihre Konsumwünsche zurückzulegen. Ob es sich dabei um einen Urlaub, ein neues Smartphone oder auch um einen finanziellen Puffer handelt, unsere Nutzerinnen und Nutzer sparen zielgerichtet dafür und können dann, dank speziellen Angeboten, diese Wünsche bei unseren Partnerunternehmen erwerben”  erklärt Gründer Granig das Konzept.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Monkee-Macher außerdem über Traction, Ressourcen und Kundeneinblicke.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Monkee erklären?
Monkee basiert auf einem einfachen Konzept, das sich tatsächlich stark an der finanziellen Weisheit orientiert, die viele Großeltern vertreten: Man soll nur Geld für Konsum ausgeben, dass man tatsächlich auch angespart hat. Monkee unterstützt Menschen dabei, systematisch Geld für ihre Konsumwünsche und Ziele zurückzulegen. Ob es sich dabei um einen Urlaub, ein neues Smartphone, ein Fahrrad für die Tochter oder auch um einen finanziellen Puffer – den sogenannten Notgroschen – handelt, unsere Nutzerinnen und Nutzer sparen zielgerichtet dafür und können dann, dank speziellen Angeboten, diese Wünsche bei unseren Partnerunternehmen zu einem günstigeren Preis erwerben.  Zusätzlich unterstützen wir die Sparziele unserer Nutzerinnen mit finanziellen Beiträgen, wenn sie ihre alltäglichen Einkäufe, wie Lebensmittel, bei unseren Partnerunternehmen tätigen. Das schafft eine Win-Win-Situation sowohl für Verbraucher als auch für Händler: Die Verbraucher erreichen ihre Sparziele schneller und kostengünstiger, während die Retail-Partner von einer erhöhten Sichtbarkeit bei einer höchst relevanten Zielgruppe profitieren. Mit unserem ‘Save Now, Buy Later’-Ansatz bieten wir eine nachhaltige Alternative zu ‘Buy Now, Pay Later’-Modellen und Verbraucherkrediten.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unsere grundlegende Mission bei Monkee hat sich seit unserer Gründung nicht verändert, sie hat sich allerdings im Laufe der Zeit aufgrund äußerer Umstände und eingehender Nutzer-Insights weiterentwickelt. Als Christian, Jean-Yves und ich Monkee ins Leben gerufen haben, taten wir dies mit einer klaren Vision: Menschen zu ermöglichen, ein finanziell gesünderes Leben zu führen und ihre Ziele zu erreichen, ohne dabei Schulden aufnehmen zu müssen. Nur einen Monat nach dem Launch unseres Produktes wurden wir – wie der Rest der Welt – vom ersten Covid-Lockdown getroffen. In dieser beispiellosen Situation bemerkten wir, dass viele unserer Nutzerinnen und Nutzer für Urlaube sparten, die sie in der aktuellen Lage nicht antreten konnten. Gleichzeitig verlagerten sich immer mehr Einkäufe des täglichen Bedarfs ins Internet. Diese Beobachtungen führten dazu, dass wir eine Anpassung in unserer Strategie vornahmen: Wir erweiterten unsere Partnerschaften im Bereich des täglichen Bedarfs, anfänglich fokussiert auf Online-Einkäufe. Hierdurch gaben wir unseren Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit, trotz Reisebeschränkungen und Lockdowns, ihre Sparziele durch den Erhalt finanzieller Beiträge bei Einkäufen fortsetzen zu können. Die nächste wesentliche Weiterentwicklung folgte mit der Einführung der Smart Money Payment Card in Zusammenarbeit mit Visa. Diese ermöglicht es unseren Nutzern, nicht nur bei Online-, sondern auch bei Offline-Einkäufen im stationären Handel, ihre Sparziele zu boosten.

Es herrscht derzeit Krisenstimmung in der Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf die aktuelle Eiszeit?
Die aktuelle Eiszeit in der Startup-Szene bringt durchaus eine Reihe von Herausforderungen mit sich, öffnet aber gleichzeitig auch Türen für positive Veränderungen in der Branche. Grundsätzlich betrachte ich die Entwicklung, dass nicht mehr ausschließlich und um jeden Preis auf Wachstum – Growth – gesetzt wird, als sehr begrüßenswert. Das bringt auch eine nötige Reflexion und nachhaltigere Planungsansätze mit sich. Andererseits gibt es keinen Zweifel, dass das derzeitige Umfeld für Fundraising für viele Startups nervenaufreibend ist. Was vor 18 Monaten noch als ausreichende Traction für eine erfolgreiche Series-A-Finanzierungsrunde galt, reicht heute oft nicht mehr aus – die Hürden wurden in manchen Fällen um das zwei-bis dreifache erhöht. Und insbesondere B2C-Modelle haben es aktuell merklich schwerer, Investitionen zu generieren, verglichen mit B2B-Modellen. Solche veränderten Rahmenbedingungen sind für viele Startups eine immense Herausforderung, denn eine Geschäftsmodellanpassung an die neuen Anforderungen über Nacht ist nahezu unmöglich. Monkee war immer schon ein sehr frugales Unternehmen und wir haben von Beginn an ein wachsames Auge auf unseren Cashburn geworfen. Insofern sind wir gewohnt, mit einem scharfen Blick auf unsere Finanzen zu agieren. Und betrachtet man unsere Value Proposition, so ist sie heute sogar noch relevanter als vor 24 Monaten. Das gibt uns Grund zum Optimismus. Trotz der aktuellen, eher rauen Winden im Startup-Ökosystem blicken wir zuversichtlich in die Zukunft und sind uns sicher, dass wir in den kommenden 2-3 Monaten auch von unserer Seite aus positive Nachrichten verkünden können. Unsere Mission bleibt unverändert und wir glauben fest an die Nachhaltigkeit und Relevanz unseres Angebotes auch in herausfordernden Zeiten.

Wie hat sich Monkee seit der Gründung entwickelt?
Seit Christian und ich uns dazu entschieden haben, unsere Positionen in der Corporate Welt aufzugeben und Monkee zu gründen, hat sich in unserem Startup enorm viel bewegt und verändert.  In den Anfangsphasen haben wir unser Gründerteam erweitert und Jean-Yves Bitterlich als CTO gewonnen, der mit seiner technologischen Expertise einen bedeutenden Einfluss auf unsere Produktentwicklung hat. Kürzlich konnten wir auch Martin Hammerschmid als “späten” Co-Founder mit ins Boot holen, der mit seiner Erfahrung und seinem Know-how eine enorme Bereicherung für unser Team ist. Aber bei aller Expertise der Gründer – ohne unser fantastisches Team, das mit uns durch alle Höhen und Tiefen geht, wären wir nie da angekommen, wo wir heute sind. Jeder Einzelne ist ein essentieller Baustein für unseren gemeinsamen Erfolg. Heute können wir mit Stolz sagen, dass wir bereits über 150.000 Menschen dabei unterstützen, für Ziele im Wert von über 230 Millionen Euro zu sparen, und ermöglichen es unseren Nutzern, ihre Ziele bei über 470 Partnerunternehmen in Deutschland und Österreich – online sowie im stationären Handel – zu boosten.

Euer Firmensitz ist Rum (Österreich). Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Euch?
Unsere Wurzeln sind in Rum bei Innsbruck, Österreich. Hier haben wir nicht nur unseren Firmensitz, sondern auch einen Großteil unseres Teams, das jeden Tag daran arbeitet, Monkee weiterzuentwickeln und unsere Vision zu verwirklichen. Trotz unserer Verwurzelung in Österreich haben wir Monkee von Beginn an sowohl auf dem deutschen als auch auf dem österreichischen Markt eingeführt und dabei stets einen besonderen Fokus auf Deutschland gelegt – heute leben 80 % unserer Nutzerinnen in Deutschland. Für uns ist Deutschland nicht nur aufgrund der reinen Nutzerzahlen von entscheidender Bedeutung, sondern auch wegen der dynamischen und innovativen Retail-Landschaft, die uns zahlreiche Möglichkeiten zur Partnerschaft und Kollaboration bietet. Die Vielfalt und Offenheit des deutschen Marktes für innovative FinTech-Lösungen ermöglichen es uns, unsere „Save Now, Buy Later“-Philosophie in einem umfangreichen und reaktionsfreudigen Umfeld zu etablieren und weiter zu verbreiten.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Natürlich gab es bei Monkee, wie in jedem Startup, Situationen, in denen Dinge nicht genau nach Plan verlaufen sind. Zum Glück haben wir bislang keine existenzbedrohenden Fehler gemacht, und auch wenn einige unserer Maßnahmen nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht haben, war es uns immer wichtig, aus diesen Situationen zu lernen. Unsere Philosophie bestand stets darin, neue Ideen schnell und kostengünstig zu validieren, um sicherzustellen, dass wir weder zu viel Zeit noch Ressourcen in weniger aussichtsreiche Unternehmungen investieren. Manchmal wünschte ich, wir hätten schneller erkennen und entscheiden können, dass eine bestimmte Richtung vielleicht nicht so erfolgversprechend ist, um unsere Kräfte besser auf vielversprechendere Bereiche zu konzentrieren. Dennoch, jedes Hindernis war eine Lektion, die uns erlaubte, uns als Unternehmen und Team weiterzuentwickeln.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Alles richtig gemacht zu haben, wäre eine mutige Aussage, denn bei jeder Reflexion finde ich Punkte, die wir hätten anders angehen können – und das sehe ich als essenziellen Teil des Lernens und Wachsens. Seit dem Launch von Monkee erlebten wir stetige Veränderungen in den externen Rahmenbedingungen: sei es durch Covid und die damit verbundenen Anpassungen in den Sparzielen und Kaufgewohnheiten unserer NutzerInnen, den Ukraine-Konflikt und den daraus resultierenden finanziellen Druck auf die Menschen, oder die aktuellen Herausforderungen im Fundraising-Markt. Trotzdem denke ich, dass wir es als Team meistens geschafft haben, agil zu handeln, uns schnell anzupassen, das Produkt fortlaufend auf Basis von Kunden-Insights weiterzuentwickeln und es widerstandsfähiger gegen Krisen zu gestalten. Ein Aspekt, der mich besonders stolz macht, ist, dass wir mit einem Frauenanteil von über 84% bei unseren Nutzerinnen beweisen konnten, dass wir auch Frauen hervorragend für finanzielle Themen begeistern und sie darin unterstützen können, finanzielle Puffer für geplante oder unerwartete Ausgaben zu schaffen. Damit helfen wir, Menschen finanziell stabiler und resistenter gegenüber Krisen zu machen.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Einen wesentlichen Tipp, den ich für andere Gründer;innen hätte, ist definitiv: Das Team ist entscheidend. Es ist essentiell, die richtigen Leute an Bord zu holen und sich bei Bedarf auch zügig von den falschen zu trennen, denn sie können für enorme Ablenkung und Turbulenzen sorgen. Mein zweiter Rat ist, mit einer ‘Minimum Viable Product’-Mentalität zu starten: Launcht euer Produkt schnell und entwickelt es basierend auf echten Kundeneinblicken weiter. Man kann leicht an einem Produkt vorbeientwickeln, wenn man nicht aufmerksam den Bedürfnissen der NutzerInnen lauscht und das, auch nach jahrelanger Entwicklung. Außerdem ist es nicht besonders schwierig, durch Facebook- und Google-Ads zu wachsen, aber die wahre Herausforderung ist es, die Kunden in der App zu behalten. Versteht, bei welcher Kundengruppe euer Produkt „sticky“ ist, bevor ihr massiv in bezahlte Akquisition investiert. Andernfalls könnt ihr leicht Kapital verbrennen und tatsächliche Produktprobleme unter einem Berg von Paid Acquisitions vergraben.

Wo steht Monkee in einem Jahr?
In einem Jahr sehen wir Monkee weiterhin stark im deutschen und österreichischen Markt verankert, wobei wir unsere Community erheblich ausgebaut haben und anstreben, Sparziele im Wert von über einer halben Milliarde Euro zu verwalten. Neben der Vertiefung in unseren bestehenden Märkten werden wir potenziell auch erste Schritte in neue Märkte unternommen haben. Weiterhin bleibt es unser Hauptanliegen, unsere Nutzer:innen auf ihrem Weg zu finanzieller Gesundheit und Zielverwirklichung zu unterstützen, indem wir unser Produkt stetig auf Basis ihrer Rückmeldungen und Bedürfnisse weiterentwickeln.

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Foto (oben): Monkee

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.