#Interview

“Nimm dir Zeit für wichtige Entscheidungen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Als Gründer bist du immer auch Head of Sales. Du verkaufst deine Vision, deine Company in jeder Sekunde deines Lebens, in jedem noch so kleinen Gespräch. Gerade weil das so ist, ist es unglaublich wichtig, deine Vision anschaulich und emotional rüberbringen zu können", ist sich Felix Stockmar, Mitgünder von Medudy, sicher.
“Nimm dir Zeit für wichtige Entscheidungen”
Freitag, 11. November 2022VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antworten Felix Stockmar, Felix Leimer und Lucas Amadeus Krauße. Die drei sind Gründer des Hamburger Healthcare-Startups Medudy, einer Bildungsplattform für Ärt:innen.

Wie startest du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Leimer: Nach dem Aufstehen füttere ich als erstes unsere Hunde. Nach einem langen Hundespaziergang geht es dann mit einem Frühstücks-Shake an den Schreibtisch. Ich bin kein großer Frühstücker und halte es hier sehr pragmatisch. Wenn meine Emails nicht meine To-Do-Liste durcheinander bringen, arbeite ich diese Stück für Stück konzentriert ab. Dafür bereite ich die Liste jeden Abend akribisch vor, um einen reibungslosen Start in den Tag zu haben.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Stockmar: Auch am Abend spielen die Hunde wieder eine große Rolle. Felix und ich lassen bei einem gemeinsamen Hundespaziergang den Tag Revue passieren. Wir besprechen die gemeinsamen To-Dos für morgen, erst dann kann ich wirklich richtig abschalten. Das gelingt mir dann meistens, wenn ich ein bisschen Gitarre spiele, gemeinsam mit der WG koche und dabei ein Glas Wein trinke.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Stockmar: Als Gründer bist du immer auch Head of Sales. Du verkaufst deine Vision, deine Company in jeder Sekunde deines Lebens, in jedem noch so kleinen Gespräch. Gerade weil das so ist, ist es unglaublich wichtig, deine Vision anschaulich und emotional rüberbringen zu können. Freies Sprechen, Rhetorik und starkes Präsentieren sind Assets, die du als Gründer oder Gründerin unbedingt drauf haben musst.

Was waren die größten Fehler, die du bisher gemacht hast – und was hast du aus diesen gelernt?
Stockmar: Ich habe unter großem Stress zu schnell Entscheidungen getroffen, die sich im Nachhinein als nicht die richtigen herausstellten. Mein Learning also: Nimm dir Zeit für wichtige Entscheidungen und lasse dich nicht unter Druck von außen setzen. Wichtige Entscheidungen müssen wohl überlegt sein, egal was wer wann wie braucht. Vor allem ist es wichtig, die Thematik im Team zu besprechen, damit aus der schnellen Einzelentscheidung eine fundierte Teamentscheidung wird.

Ein weiteres wichtiges Learning war für mich, an mich, die Idee und das Unternehmen zu glauben. Auch wenn es Kritiker:innen gibt, lasse dich nicht von deinem, von eurem Weg abbringen und vertraue auf das, was ihr euch hart gemeinsam erarbeitet habt.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Leimer: Zunächst muss der oder die neue Kollegin menschlich gut zu uns und in das Team passen. Alle sind hier mit Herz bei der Sache und intrinsisch motiviert. Persönliche Werte sind also wesentlich entscheidender als der bisherige Lebenslauf der Kandidat:innen. Wenn es um Fähigkeiten geht, schätzen wir vor allem Flexibilität und eine schnelle Auffassungsgabe.

Welchen Tipp hast du für andere Gründer:innen?
Krauße: Vertrau auf dich selbst und auf deine Fähigkeiten – das Potenzial deiner Idee verstehst am Anfang vielleicht nur du selbst. Und wichtig: Mache, was dich glücklich macht. Seine Ziele zu verfolgen ist wichtig, aber dabei darfst du dich nie als Mensch und Persönlichkeit vergessen. Wenn es zu viel wird, gönn’ dir eine kleine Pause, drücke kurz auf Reset und befreie deinen Kopf.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?<
Krauße: Es gibt super viele hilfreiche und geniale Tools, wo soll ich da anfangen?! Da unsere Arbeit stark von der remote Arbeit geprägt ist, sage ich: Slack, Google Meet & Notion.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Leimer: Es fängt beim offenen und regelmäßigen Austausch an. Deshalb fragen wir unsere Teammitglieder oft, ob sie glücklich sind, was sie sich wünschen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Wir beziehen ihr Feedback, ihre Kritik in alle unsere Grundsatzentscheidungen mit ein. Dadurch haben wir ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das die Basis für gute Stimmung ist.

Was auch hilft: gegenseitiges Vertrauen, gerade beim Thema Arbeitsumfeld und Arbeitszeit. Wir erwarten von unseren Teammitgliedern Flexibilität im Kopf, bieten dafür aber auch die passenden Rahmenbedingungen. Regelmäßige Teamevents und ein faires Gehalt sind auch gute Stimmungsbringer. Und das vielleicht wichtigste: Selbst gute Stimmung verbreiten! Jede:r einzelne kann für gute Stimmung sorgen, jederzeit!

Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Krauße: In Sachen Wildnis haben wir noch Luft! Aber gerade fühlt sich das letzte halbe Jahr nach einem einzigen Abenteuer an: Ganz vorne die Partnerschaft mit unserem Business Angel Dr. Johannes Wimmer, die Fertigstellung unseres MVPs, die ersten strategischen Partnerschaften und natürlich unser Pre-Seed Investment. Unser Business Plan, der nur auf einem Blatt Papier existierte, ist jetzt Realität. Das ist absolut wild!

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Medudy