#Interview

“Wir sind von 10 auf knapp 100 Mitarbeiter gewachsen”

Pliant aus Berlin. 2021 gegründet, versorgt Unternehmen mit Firmenkreditkarten. "Nun arbeiten wir aufgrund der großen Nachfrage auch an der Internationalisierung neben unserem Angebot in Deutschland und Österreich", sagt Gründer Malte Rau.
“Wir sind von 10 auf knapp 100 Mitarbeiter gewachsen”
Montag, 5. September 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner FinTech Pliant, das 2021 von Malte Rau und Fabian Terner gegründet wurde, setzt auf Firmenkreditkarten. Alstin, seed + speed Ventures, main incubator und das Family Office Saber investierten in den vergangenen Jahren bereits rund 20 Millionen Euro in das Unternehmen. “Wir sind innerhalb der letzten zwei Jahre von 10 auf knapp 100 Mitarbeiter gewachsen. Nun arbeiten wir aufgrund der großen Nachfrage auch an der Internationalisierung neben unserem Angebot in Deutschland und Österreich”, sagt Gründer Rau.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Pliant-Macher außerdem über Klapphandys, Transaktionen und 

Wie würdest du Deiner Großmutter dein Startup erklären?
Pliant ist für Firmenkreditkarten das, was Smartphones für Klapphandys sind. Und dadurch, dass derzeit eigentlich alle Unternehmen ihre Prozesse digitalisieren müssen, helfen wir dabei diese Unternehmen zu entlasten. Mitarbeiter benötigen die unterschiedlichsten Dinge für ihren Arbeitsalltag und diese Dinge können mit unserer Karte spielend leicht erworben werden. Das jeweilige Unternehmen hat dabei stets die volle Kontrolle und den Überblick über alle Prozesse. Unsere Lösung lässt sich direkt in die Geschäftsabläufe eines jeden Unternehmens integrieren und das ohne großen Aufwand oder Papierkram.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unser Konzept bestand von Anfang an darin, eine einfache und leistungsstarke Kreditkartenlösung zu schaffen, die alle Probleme, die mit einer herkömmlichen Kreditkarte verbunden sind, beseitigt. Das Konzept hat sich seit unseren Anfängen nicht geändert. Wir sehen nach wie vor eine große Nachfrage nach unserem Angebot. Da wir in einer digitalen Welt leben, steigt der Bedarf der Unternehmen an SaaS-Tools, Abonnementdiensten und digitaler Werbung. Der traditionelle Anwendungsfall für Geschäftskreditkarten, zum Beispiel für Reisen, macht nur einen kleinen Teil der Ausgaben unserer Kunden aus.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Der Großteil unserer Umsätze kommt aus der so genannten Interchange Fee. Diese wird von der Verkäuferseite bezahlt und wird in unserem Fall von Visa vordefiniert. Somit verdienen wir an jeder Transaktion und unsere Umsätze wachsen insbesondere mit dem Volumen der Transaktionen, die sich durch Software, Marketing und Cloud sehr stark entwickeln.

Wie ist überhaupt die Idee zu Pliant entstanden?
Ganz klassisch möchte ich fast sagen – und zwar durch schlechte Erfahrungen mit Kreditkarten in meinem vorherigen Startup. Danach habe ich mich viel mit anderen Gründern und CEOs ausgetauscht und dabei gemerkt, dass ich mit dieser Erfahrung nicht alleine war. Und so wurden die Weichen in die richtige Richtung relativ schnell gestellt.

Wie hat sich Pliant seit der Gründung entwickelt?
Wir sind innerhalb der letzten zwei Jahre von 10 auf knapp 100 Mitarbeiter gewachsen und unser Umsatz hat sich sogar noch stärker entwickelt. Nun arbeiten wir aufgrund der großen Nachfrage auch an der Internationalisierung neben unserem Angebot in Deutschland und Österreich.

In der FinTech-Branche gibt es derzeit viel Bewegung – etwa große Investments, aber auch Entlassungen, Insolvenzen und Übernahmen. Wie ist deine Sicht auf dem Markt
Aktuell würde ich eher von einer Korrektur sprechen. Dazu gehört neben nachhaltigem Wachstum auch die Konsolidierung von ähnlichen Geschäftsmodellen. Hierbei muss man auch differenzieren zwischen reinen Technologieanbietern und Fintechs, die auch von der Refinanzierung beispielsweise von Krediten abhängig sind. Letztere sind doppelt betroffen, wenn Ausfälle in den Märkten und gleichzeitig auch die Refinanzierungskosten steigen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Leider haben wir einige Entwickler in der Ukraine. Es ist kaum vorstellbar, wie sich die Situation dort verändert hat. Letztes Jahr waren alle noch auf unserer Sommerfeier und nun programmieren sie zwischen Wohnzimmer und Luftschutzbunker.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich würde sagen, dass unsere Hypothese zum Produkt sich bestätigt hat. Obwohl wir einer der später gestarteten Anbieter waren, hat alles so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Niemals alleine gründen. Es ist sehr wichtig weitere Personen im Boot zu haben mit denen man sich über alles austauschen kann. Solopreneur zu werden ist zwar reizvoll und irgendwo mutig, aber einfach nicht ratsam, da du die volle Verantwortung alleine trägst. Oft musst du möglichst schnell strategische Entscheidungen treffen und hast dann nie eine zweite Meinung, die du schnell einholen kannst. Weiterhin ist es wichtig, dass du sofort anfängst Prozesse outzusourcen. Finde heraus welche Aufgaben dir gut liegen, welche du schnell erledigen kannst und welche eben nicht.

Wo steht Pliant in einem Jahr?
Wir wollen in einem Jahr im Großteil der EU unser Produkt anbieten können. Unsere ersten Ziele sind die Märkte in Süd- und Westeuropa zu erschließen. 

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Foto (oben): pliant

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.