#Interview

“Nur wenn man die Bedürfnisse der KundInnen kennt, kann man die beste Lösung bauen”

CNC24 digitalisiert den Markt für Industrie- und Maschinenbauteile. 2Seit der Gründung sind wir bereits auf über 40 Mitarbeitende gewachsen und bedienen rund 1.000 KundInnen, für die wir mehr als 5.000 Aufträge abgewickelt", sagt Gründer Willi Ruopp.
“Nur wenn man die Bedürfnisse der KundInnen kennt, kann man die beste Lösung bauen”
Dienstag, 30. August 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup CNC24, 2019 von Willi Ruopp und Marlon Gerat gegründet, digitalisiert den Markt für Industrie- und Maschinenbauteile. Das Unternehmen positioniert sich dabei als “Ansprechpartner für alle Anfragen und Aufträge zur Fertigung von Prototypen, Einzelteilen und Kleinserien”. Future Industry Ventues (FIV), Coparion, Equity Pitcher, Altinvestor Seedcamp und Business Angels wie die wefox-Gründer Fabian Wesemann und Dario Fazlic investierten zuletzt 8,25 Millionen Euro in die Jungfirma.

“Dadurch, dass wir breit aufgestellt sind und uns gegenseitig ergänzen, konnten wir auch bei der Investorenfrage auf unser Netzwerk zurückgreifen. Dennoch mussten auch wir uns, als junges Startup, in Resilienz üben. Am Ende haben wir die Investoren mit unserer Kapitaleffizienz, dem ausgeklügelten Geschäftsmodell und unserem erfahrenen Team überzeugt”, sagt Gründer Ruopp zur Investmentrunde. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der CNC24-Macher außerdem über Konditionen,

Wie würdest Du Deiner Großmutter CNC24 erklären?
Ich bin Fabrikdirektor mit einem Netzwerk an Maschinen für die Industrie auf der ganzen Welt.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unser Konzept funktioniert seit der Gründung sehr gut, weil mein Co-Founder Marlon Gerat, und ich uns sehr gut ergänzen. Durch seine langjährige Erfahrung im eigenen Fertigungsbetrieb kennt er die Bedürfnisse von KundInnen- und Fertigern sehr genau. Ich hingegen bringe mich mit meiner Expertise in der Digitalisierung ein. Von Beginn an war uns bewusst, welche Lösung wir kreieren wollen. Mit unserer B2B-Beschaffungsplattform für Fertigungsteile haben wir ein klar definiertes Business-Modell, das allen Seiten Vorteile bietet. In den kommenden Monaten werden wir zudem zusätzliche Dienstleistungen einführen, die unser Angebot für KundInnen und Fertiger ergänzen und uns neue Revenue Streams eröffnen.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Unsere KundInnen laden 3D-Modelle Ihrer Bauteile hoch und spezifizieren Ihre Anfrage im CNC24 Portal. Wir haben einen AI-Matching-Algorithmus entwickelt, der die Bauteile analysiert und automatisiert passende Fertiger identifiziert. Nur diese können ein Angebot für die Bauteile abgeben. Vom Geschäftsmodell arbeiten wir in einem klassischen Marktplatzmodell und finanzieren uns mit einer Marge auf den Angebotspreisen. Durch das große Netzwerk und die hohen Stückzahlen können wir unseren KundInnen dabei attraktive Konditionen bieten, die in der Regel besser sind, als ein Direktbezug der Bauteile.

Wie ist überhaupt die Idee zu CNC24 entstanden?
Mein Co-Founder Marlon Gerat hat vor der Gründung von CNC24 mit seinem Vater ein CNC-Fertigungsunternehmen betrieben. Einen Teil der Aufträge haben Sie schon damals über Ihr lokales Netzwerk weitervergeben. Aus diesem erfolgreichen Geschäftsmodell ist 2019 unsere Idee entstanden, jedoch mit Fokus auf Skalierung und digitale Prozesse.

Wie hat sich CNC24 seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung von CNC24 sind wir bereits auf über 40 Mitarbeitende gewachsen und bedienen rund 1.000 KundInnen, für die wir mehr als 5.000 Aufträge abgewickelt und über 500.000 Teile gefertigt haben. Auf Fertigerseite haben wir 500 Lieferanten auf drei Kontinenten in 22 Ländern verteilt. Allein dieses Jahr haben wir Bauteile mit einem Gewicht von 400 Tonnen gefertigt und in unserem hauseigenem Messzentrum auf ihre Qualität geprüft.

Kürzlich konntet ihr 8,25 Millionen Euro einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investoren in Kontakt gekommen?
Dadurch, dass wir breit aufgestellt sind und uns gegenseitig ergänzen, konnten wir auch bei der Investorenfrage auf unser Netzwerk zurückgreifen. Dennoch mussten auch wir uns, als junges Start-up, in Resilienz üben. Am Ende haben wir die Investoren mit unserer Kapitaleffizienz, dem ausgeklügelten Geschäftsmodell und unserem erfahrenen Team überzeugt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
In der Anfangsphase hatten wir Schwierigkeiten mit unzuverlässigen Partnern. Ein Kunde, für den wir Bauteile in einem Großauftrag gefertigt haben, ist etwa insolvent gegangen, nachdem wir die Bauteile geliefert haben. Das war gerade in der Anfangsphase, als wir noch eigenfinanziert waren, eine schmerzhafte Erfahrung. Doch das hat uns gestärkt und für die Zukunft gewappnet.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben von Anfang an auf einen hybriden Ansatz gesetzt: Digitale Prozesse werden mit persönlicher Beratung durch unsere Fachexperten kombiniert. Anders als viele Mitbewerber setzen wir z.B. nicht auf eine automatisierte Quoting Engine, sondern lassen unsere Lieferanten ihre Preise und Lieferfristen selbst kalkulieren. Das Feedback auf dem Markt gibt uns dabei recht. Denn KundInnen schätzen verlässliche Preise und Lieferfristen, die eingehalten werden.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Es ist wichtig von Anfang an den direkten Kontakt zu KundInnen und Lieferanten zu suchen. Nur wenn man die Bedürfnisse der KundInnen wirklich kennt, kann man die beste Lösung bauen. Außerdem ist gutes Recruiting gerade in der Anfangszeit ausschlaggebend für den Erfolg. Gerade bei den ersten Mitarbeitern muss es fachlich und menschlich passen.

Wo steht CNC24 in einem Jahr?
Wir haben uns viel für die Zukunft vorgenommen. In einem Jahr haben wir zusätzlich zu unserem Kerngeschäft weitere Erlösströme etabliert. Unser Ziel ist es, die größte digitale Plattform für Bauteile in Europa zu werden.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.