#Interview

“Suche dir gute Mitgründer, die ebenfalls für die Idee brennen”

Bereits seit 2015 ist das InsurTech helden.de unterwegs. Derzeit arbeiten 53 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen. "Mit dieser Mannschaft streben wir bis Jahresende bei rund 90.000 Kunden ein Bruttoprämienvolumen von über 10 Millionen Euro an", sagt Gründer Jan Schmidt.
“Suche dir gute Mitgründer, die ebenfalls für die Idee brennen”
Mittwoch, 25. Mai 2022VonAlexander Hüsing

Das Hamburger InsurTech helden.de, das 2015 als Haftpflicht Helden an den Start ging, setzt auf “einfache und transparente Versicherungen”. 2019 folgte der Wandel – weg vom Haftpflichtfokus zum Anbieter von weiteren Versicherungen. “Die Value Proposition, auf die wir uns festgelegt haben, ist dabei immer gleichgeblieben: einfache, verständliche Versicherungsprodukte zu entwickeln, die sich nicht verstecken, wenn es darauf ankommt”, sagt Gründer Jan Schmidt im Interview mit deutsche-startups.de.

Zuletzt übernahm der Digitalversicherer Tierdirekt. “Mit Tierdirekt haben wir uns langjährige Erfahrung im Bereich Tierversicherungen an Bord geholt, um uns in diesem stark wachsenden Markt zu positionieren”, sagt Schmidt. Derzeit arbeiten 53 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen. “Mit dieser Mannschaft streben wir bis Jahresende bei rund 90.000 Kunden ein Bruttoprämienvolumen von über 10 Millionen Euro an”, führt der helden.de-Macher weiter aus.

Wie würdest Du Deiner Großmutter helden.de erklären?
Wir bauen einfache und transparente Versicherungen die alle individuellen Lebensbereiche abdecken. Sie beginnen bei Dir und Deiner Familie und reichen vom eigenen Haus bis hin zu Freizeitaktivitäten. Dabei gestalten wir den Leistungsumfang aller Versicherungen so, dass sich der Versicherte keine Gedanken mehr um seinen Schutz machen muss, denn wir haben an alles Wesentliche gedacht. Quasi wie bei einer All-inclusive-Reise. Mit diesem Konzept lässt helden.de keine Wünsche offen. Versicherte können sich also im wahrsten Sinne des Wortes sicher sein, dass sie bei uns immer die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Und wir haben alles ganz einfach gemacht: in der Realität dauert ein Versicherungsabschluss bei helden.de nicht länger als das Kochen eines Kaffees. Das geht de facto schneller als sich diese Erklärung hier von mir anzuhören. 

War dies von Anfang an euer Konzept, oder hat sich euer Modell seit dem Start irgendwie verändert?
Wir hatten zu Beginn einen reinen Haftpflichtfokus, merkten aber schnell, dass es weitere Bereiche gibt, in denen wir mit unserer Haltung und Konzept Versicherungen zu bauen einen Mehrwert schaffen können. So kam es auch zum Wechsel auf die Marke helden.de, unter welcher wir seit 2019 alle Versicherungskategorien unter einem Dach vermarkten. Die Value Proposition, auf die wir uns festgelegt haben, ist dabei immer gleichgeblieben: einfache, verständliche Versicherungsprodukte zu entwickeln, die sich nicht verstecken, wenn es darauf ankommt.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir entwerfen eigene, innovative Versicherungsprodukte, die es so ausschließlich von und auf helden.de gibt. Vertrieb, Marketing und Kundenservice wird vollständig von uns gemanagt. Auf diese Weise setzen wir unseren Anspruch, Kunden auf Augenhöhe zu begegnen und grundsätzlich einen ernstgemeinten Kundenfokus durchzusetzen, konsequent um. Je nach Produkt unterstützen wir auch die angeschlossenen Risikoträger bei der Schadensregulierung. Vom Prämienvolumen unserer Kunden reichen wir einen wesentlichen Teil an den Risikoträger weiter. Der restliche Teil verbleibt bei uns. Darüber hinaus sind wir an den Gewinnen, nach Schadensauszahlung, beteiligt. Die Vertragsbeziehung zu den Kunden liegt zu 100 % in unserer Hand, da wir im Gegensatz zu den Mitbewerbern stringent auf die Zusammenarbeit mit klassischen Maklern oder Vergleichsportalen verzichten. Dadurch erzielen wir deutlich höhere Retention Rates und sind darüber hinaus in der Lage Cross-Sell Potentiale effizient und besser zu nutzen als viele unserer Wettbewerber. Nicht zuletzt erzielen wir durch den direkten Vertrieb, der Zusammenarbeit mit ebenso digital aufgestellten Risikoträgern bessere Combined Ratios als der Wettbewerb. Das wichtigste: Am Ende des Tages profitiert der Kunden von diesem All-In-One-Versicherungsansatz.

Was sind eure langfristigen Pläne?
Strategisch ist es unser Ziel die sogenannten Lebenswelten, unter denen sich unsere Versicherungsprodukte jeweils subsummieren, konstant auszubauen. Das heißt, helden.de soll langfristig ein Ort sein, an dem Konsumenten alle essenziellen Versicherungen finden. Quantitativ möchten wir das aktuelle Ergebnis in den nächsten 12 bis 18 Monaten bei Vertragsabschlüssen, Kunden sowie beim Bruttoprämienvolumen verdoppeln. Perspektivisch denken wir in diesem Zusammenhang natürlich auch über die Erschließung des europäischen Marktes nach.

Wie ist überhaupt die Idee zu helden.de entstanden?
Uns ist aufgefallen, dass Versicherungen in vielen Bereichen dem E-Commerce hinterherhängen, sei es von der grundsätzlichen Digitalisierung des Angebots, Usability oder der zeitgemäßen Ansprache der Konsumenten. Wir waren uns einig, es müssen Versicherungsangebote geschaffen werden, welche die Bedürfnisse der Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen, die auch dann noch passen, wenn sich individuelle Lebenssituationen ändern. Damit kehren wir im Grunde wieder zum ursprünglichen Solidaritätsprinzip – ein wesentliches Charaktermerkmal von Versicherungen – zurück. Es war und ist unsere Überzeugung, dass Versicherungen eben kein “notwendiges Übel” sind, sondern, dass Kunden ihre teilweise negative Haltung zu diesem angestaubten Thema mit einem verlässlichen und innovativen Partner in eine positive Einstellung umwandeln. Aus dieser Geisteshaltung entsprangen unsere USP „Vertrauen, Sicherheit &  Freiheit“. Sie repräsentieren die heutige helden.de-DNA.

Wie hat sich Dein Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
In den ersten drei Jahren haben wir im Wesentlichen mit bis zu sechs Mitarbeitern unsere Haftpflicht-Produkte – Privat, Hund und Pferd – auf- und ausgebaut sowie den Kern unserer Versicherungsplattform etabliert. Im Jahr 2019 wurde mit der eingeführten Hausratversicherung die Lebenswelt “Dein ZuHause” vervollständigt und die Marke von haftpflichthelden.de zu helden.de weiterentwickelt. Mittlerweile umfasst das Portfolio von helden.de bereits zehn essenzielle Versicherungsprodukte, um die wesentlichen Risiken in den Lebenswelten “Familie”, “Dein ZuHause”, “Hobbys” und “Selbstständigkeit” abzudecken. Mit der jüngsten Akquisition von Tierdirekt bauen wir unsere starke Position im Haustierbereich weiter aus und können nun den “tierischen Familienmitgliedern” neben der Haftpflicht auch Kranken- und OP-Versicherungen anbieten. Mit Tierdirekt haben wir uns langjährige Erfahrung im Bereich Tierversicherungen an Bord geholt, um uns in diesem stark wachsenden Markt zu positionieren. Helden.de wächst kontinuierlich. Das seit Mitte 2021 auch in der Gesamtorganisation gezeigte Wachstum konnten wir dank einer Anfang des Jahres 2021 abgeschlossenen Finanzierungsrunde im zweistelligen Millionenbereich umsetzen. Die Akquisition von Tierdirekt einbezogen, beschäftigen wir mittlerweile 53 Mitarbeiter. Auf C-Level verstärkten wir uns mit Marketing- und Finanzprofis wie CMO Fabian Engel und CFO Dirk Weipert. Mit dieser Mannschaft streben wir bis Jahresende bei rund 90.000 Kunden ein Bruttoprämienvolumen von über 10 Millionen Euro an.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben just zu Beginn der Corona-Epidemie den Mietvertrag für ein neues größeres Office unterschrieben und hatten dabei ein Wachstum an Mitarbeitern von rund einem Drittel berücksichtigt. Am 15 März haben wir alle Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Nicht nur, dass wir aufgrund Homeoffice unsere ganzen Onboarding-Prozesse schnell umstellen mussten, was dank unserer sowieso gegebenen digitalen Struktur ganz gut gelang, kamen wir gar nicht so richtig dazu, in das neue Office einzuziehen und entsprechend auszustatten. Dann verdoppelten wir während Corona unsere Mannschaft in 2021 und mussten nun feststellen, dass wir weder alle Mitarbeiter ins Office einladen, noch das wir jedem überhaupt einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen konnten. Das Office war ohne, dass wir jemals richtig vor Ort waren, während Corona zu klein geworden, und wir hatten weder Tische noch Stühle für unsere Mitarbeiter. Zum Glück haben wir jetzt mit Ende der Homeoffice-Pflicht ein schönes neues zu Hause gefunden und können nun auch alle Mitarbeiter wieder ins Office einladen. Viele unserer Kollegen lernen sich erst jetzt persönlich kennen. 

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben von Anfang unseren Nutzern immer das bestmögliche und vor allem sinnvollste Produkt am Markt geboten und haben den Preiskampf, der am Ende immer zulasten des Kunden geht, nicht mitgespielt. Heute können wir deutlich sehen, diese Rechnung geht auf. Unsere Kunden belohnen uns mit langjähriger Treue und empfehlen uns aus echter Überzeugung weiter. Wir wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem für das fairste Produktangebot, die Kommunikation mit unseren Kunden sowie unsere Servicequalität im Schadensfall. 

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Drei Dinge. Erstens: Suche dir gute Mitgründer, die ebenfalls für die Idee brennen und deine eigene Kompetenzen ergänzen. Gründen ist wie ein Hindernislauf. Als Team steigerst du deine Chancen alle Hürden zu überwinden. Zweitens: Stelle dich auf einen Marathon ein, wenn du in einer Branche wirklich etwas verändern willst. Verhalten oder Denkweisen zu beeinflussen, benötigt Zeit. Drittens: Verliere niemals das große Ganze aus den Augen, aber teile dir Gesamtaufgabe in einzelne, „bekömmliche Häppchen“ auf. Das schafft Fokus für dich und dein Team lässt euch mit jedem erreichten Zwischenziel mental wachsen und resilienter werden.

Wo steht helden.de in einem Jahr?
Wir konnten über 70 % Wachstum, sowohl beim Bruttoprämienvolumen als auch bei der Anzahl der Kunden, verbuchen. Wir konnten unsere Marktposition als digitaler Anbieter von Tierkrankenversicherungen erheblich stärken und ausbauen. Zudem haben wir unsere Markenbekanntheit in den unterschiedlichen Produktzielgruppen signifikant erweitert. Darüberhinaus haben wir bis dahin auch erfolgreich eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen, um unser Wachstum weiter auszubauen.

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Foto (oben): helden.de

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.