#Interview

“Wir geben alles und denken gar nicht daran, wie ein Plan B aussieht”

"Es ist unser Ziel, Produkte für Eltern zu entwickeln, die sie empowern", sag  Felicia "Feli" Hommel, Gründerin von Toni Core. "Wir möchten zur Gleichberechtigung beitragen und damit wirklich einen Impact schaffen."
“Wir geben alles und denken gar nicht daran, wie ein Plan B aussieht”
Mittwoch, 1. Dezember 2021VonAlexander Hüsing

Das Kölner Startup Toni Core, das von Felicia “Feli” Hommel und Jackie Paloma Paul gegründet wurde, setzt auf Klamotten und Accessoires für Schwangere. “Es ist unser Ziel, Produkte für Eltern zu entwickeln, die sie empowern. Dabei mischen wir den Elternmarkt gut auf! Wir möchten zur Gleichberechtigung beitragen und damit wirklich einen Impact schaffen. Wir haben gerade zum Beispiel unseren Wickelrucksack The ParentPack auf Kickstarter gelauncht”, sagt Gründerin Hommel.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt die Rheinländerin das D2C-Startup Toni Core einmal ganz ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter  Toni Core erklären?
Erinnerst du dich noch, als du schwanger warst und keine Kleidung gefunden hast, die dir gut gepasst hat? Und du dann wahrscheinlich selbst etwas nähen musstest? Oder Geld für die Kleidung speziell in der Schwangerschaft ausgeben musstest? Wir entwickeln Kleidung und Accessoires, die schwanger sowie auch nicht schwanger funktionieren. So kannst du bei uns shoppen, ohne deinen Style an deine neuen Umstände – was für ein schreckliches Wort – anpassen zu müssen und dich so deutlich besser fühlen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit  Toni Core lösen?
Es ist unser Ziel, Produkte für Eltern zu entwickeln, die sie empowern – putting the adult back into parenthood! Dabei mischen wir den Elternmarkt gut auf! Wir möchten zur Gleichberechtigung beitragen und damit wirklich einen Impact schaffen. Wir haben gerade zum Beispiel unseren Wickelrucksack The ParentPack auf Kickstarter gelauncht. Dafür haben wir eine Cool Daddy-Kampagne geshootet, denn die wollen auch nicht immer mit der Wölkchentasche rumlaufen!

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet  Toni Core ein Erfolg?
Perseverance – wir geben alles und denken gar nicht daran, wie ein Plan B aussieht, sondern stellen uns täglich unser zukünftiges Logistikzentrum vor, in dem alles voll roter Toni Core-Kartons ist. Wir arbeiten nah an den Kunden, fragen nach Feedback, lassen Produkte testen, um nur das zu produzieren, was wirklich gebraucht wird. Zusätzlich sprechen wir super offen mit vielen Start-ups zu Zahlen, Marketing, Vertrieb und tauschen uns über Learnings und Fails aus, um unser Unternehmen möglichst effizient aufzubauen. Feel free to reach out! felicia@tonicore.com

Wer sind eure Konkurrenten?
Die mit Sicherheit größte Company im Maternity-Markt ist H&M. Über die anderen kleinen Start-ups freuen wir uns eher, denn wir finden es mega, wenn mehr Fokus auf das Thema gelenkt wird und mehr Frauen und Eltern empowered werden!

Wo steht  Toni Core in einem Jahr?
Absolut jede der 20.000 Hebammen in Deutschland und ein Großteil der 780.000 jährlich Schwangeren wird von uns gehört haben. Wir möchten die Go-To Brand für Schwangerschaft und Elternzeit werden. Ihr erwartet ein Kind? Dann geht auf jeden Fall zu tonicore.com. Durchdacht, nachhaltig und mega Design.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Ich konnte in Berlin sowie Köln Startup-Erfahrung sammeln und muss sagen, dass ich Köln viel bodenständiger erlebt habe. Hier ist nicht so viel Gerede von Valuations, sondern mehr von Umsatz. Neu gegründete Accelerators wie etwa das xdeck ziehen Commerce- und Tech-Companies an und bieten operativen Impact fürs Business. Gleichzeitig sind hier so viele erfolgreiche Familienunternehmen und Hidden Champions ansässig, mit denen der Austausch sehr spannend ist.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Köln hat eine super offene Kultur, was sich extrem auf die Gründerszene auswirkt. Man kommt bei einem Kölsch easy ins Gespräch. Es entsteht total das Gefühl, dass wir Gründer*innen alle am selben Strang ziehen und unsere Companies und die Region voranbringen wollen.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Die Theke! “Dringste ene met?” ist nicht nur ein Paragraph im kölsche Jrundjesetz, sondern wird täglich gelebt. Ob 20 oder 80 Jahre alt, in den Brauhäusern und Kneipen kommen alle zusammen und die kleinen 0,2er Kölsch werden frei rumgereicht, ob man sich nun kennt oder nicht. Auch als nicht-Kölner wird man direkt mit reingenommen. So trifft man sehr viele Leute mit spannenden Hintergründen.

Was fehlt in Köln noch?
Mir fehlt es teilweise an Internationalität, die Kultur ist super, aber eher deutsch. Dazu braucht es mehr Start-ups, die nicht auf Deutsch als Firmensprache angewiesen sind. Perspektiven, was in anderen Ländern funktioniert, würde super helfen und sich nicht nur immer mit deutschsprachigen Unternehmen zu umgeben.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Mehr Geld, das Kapital ist definitiv durch Familienunternehmen etc. vorhanden, aber es fließt noch zu wenig in die Start-ups. Mehr Vision, teilweise denken Investoren, große Start-ups können eigentlich nur aus Berlin kommen, mit Köln ist man da ein bisschen der Exot. Ansonsten wünsche ich mir für Köln, dass die Stadt ihre Leichtigkeit und Narrenfreiheit beibehält.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Toni Core

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.