#Interview

“Frauen investieren ihr Geld zu selten und zu zögerlich”

FinMarie aus Berlin bietet "verschiedene Formate an, um Frauen gezielt dabei zu unterstützen, finanziell unabhängiger zu werden". Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und wallstreet:online investierten kürzlich 1,4 Millionen Euro in das Female Fintech.
“Frauen investieren ihr Geld zu selten und zu zögerlich”
Montag, 29. November 2021VonAlexander Hüsing

Female FinTechs liegen derzeit im Trend. Auch das Berliner FinTech FinMarie, das 2018 von Karolina Decker gegründet wurde, möchte Frauen “den Zugang zum Finanzmarkt erleichtern”. Zum Angebot der Jungfirma, die inzwischen auch von Rica Klitzke und Leitha Matz geführt wird, “gehören neben dem klassischen Finanzcoaching verschiedene Robo Advisors, aber auch eine E-Learning Community und weitere Angebote im Bereich Finanzbildung”.

Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und das Unternehmen wallstreet:online investierten zuletzt 1,4 Millionen Euro in FinMarie.”Das eingesammelte Kapital werden wir neben der Produktentwicklung in erster Linie in den Aufbau des Teams und gezielte Marketingmaßnahmen stecken”, sagt FinMarie-Macherin Klitzke. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt die Jungunternehmerin das Konzept hinter FinMarie einmal ganz ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter FinMarie erklären?
Nach wie vor investieren Frauen ihr Geld zu selten und zu zögerlich, wodurch ein Großteil Gefahr läuft, später in die Altersarmut abzurutschen. Das möchten wir mit FinMarie ändern. Wir bieten verschiedene Formate an, um Frauen gezielt dabei zu unterstützen, finanziell unabhängiger zu werden, und ihnen den Zugang zum Finanzmarkt zu erleichtern – von klassischem Finanzcoachings, über verschiedene Lernformate, bis hin zu komplett digitalen Lösungen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit FinMarie lösen?
Nach wie vor investieren in Deutschland nur 25 % der Frauen ihr Geld. Kombiniert mit Karrierepausen und Pay Gaps führt dies im Laufe des Lebens zu durchschnittlich einer Million Euro weniger Einkommen und 60% weniger Rente für Frauen. Und dazu, dass die überwiegende Mehrheit der Frauen eine Rente unter heutigem Hartz IV Niveau erhalten werden. Unser Ziel ist es, Frauen finanziell unabhängiger zu machen und ihnen den Zugang zum Finanzmarkt zu erleichtern. Dafür bieten wir ganz verschiedene Formate an. Neben dem klassischen Finanzcoaching bieten wir weitere Services und Produkte an, wie zum Beispiel verschiedene Robo Advisors, aber auch eine E-Learning Community. In Zukunft wird es auch eine App geben, mit der wir Frauen Schritt für Schritt an das Thema heranführen wollen.

Ihr habt gerade 1,4 Millionen Euro eingesammelt. Wofür braucht ihr all das Geld?
Das eingesammelte Kapital werden wir neben der Produktentwicklung in erster Linie in den Aufbau des Teams und gezielte Marketingmaßnahmen stecken. Der Launch der App ist für Q1/2022 geplant.

Wie ist die Idee zu FinMarie entstanden?
Vor der Gründung von FinMarie hat Karolina Decker sehr lange in internationalen Banken gearbeitet und immer wieder festgestellt, dass Frauen eine andere Herangehensweise an ihren Vermögensaufbau haben, andere Fragen stellen, andere Bedürfnisse und Ziele haben. Und dass sich leider nach wie vor viel zu wenige Frauen wirklich aktiv mit ihrer finanziellen Situation und Zukunft auseinandersetzen, zum Teil auch, weil sie sich von klassischen Finanzberatern und -angeboten weniger angesprochen fühlen. Nachdem das Problem erkannt war, haben Karolina Decker und Leitha Matz zunächst ein Non-Profit ins Leben gerufen namens ‘Mind The Gap’, mit dem wir uns auf Finanzbildung von Frauen spezialisiert haben. Der Bedarf und die Resonanz waren noch viel positiver als wir erwartet hatten. Kurze Zeit später haben wir dann FinMarie gegründet.

Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir haben verschiedene Einkommensströme sowohl im B2C als auch im B2B Bereich. Neben dem klassischen Finanzcoaching bieten wir weitere Services und Produkte an, wie zum Beispiel verschiedene Robo Advisors, aber auch eine E-Learning Community. In den kommenden Monaten werden wir weitere – vor allem skalierbare – Formate auf den Markt bringen. Unser Fokus liegt momentan auf der Entwicklung einer App, die unsere jahrzehntelange Finanzexpertise in einer intuitiven Anwendung vereint.

Wo steht FinMarie in einem Jahr?
Langfristig wollen wir natürlich möglichst viele Frauen erreichen und ihnen dabei helfen, ihre finanzielle Zukunft aktiv in die eigene Hand zu nehmen. Dafür arbeiten wir kontinuierlich daran, unser Angebot zu verbessern und um relevante Formate zu erweitern. Gerade arbeiten wir vor allem an der Verstärkung unseres Teams und an der Entwicklung unserer App, die wir in Q1/2022 launchen werden.

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Foto (oben): FinMarie

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.