#Interview

“Allein seit Januar haben wir mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt”

Zolar aus Berlin, 2016 gegründet, verkauft Solaranlagen. "2021 streben wir eine Verdreifachung der installierten Anlagen an und wollen nächstes Jahr bei über 100 Millionen Euro Umsatz sein", sagt Gründer Alex Melzer. Rund 220 Mitarbeiter:innen wirken bereits für die Jungfirma.
“Allein seit Januar haben wir mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt”
Donnerstag, 16. September 2021VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Zolar , das 2016 von Gregor Loukidis und Alex Melzer gegründet wurde, bietet Photovoltaikanlagen zum Festpreis an, die Eigenheimbesitzer maßgeschneidert online planen, vergleichen und beauftragen können. “Mit unserem Online-Konfigurator können Eigenheimbesitzer ihre Solaranlage zum Festpreis online planen, individuell konfigurieren und kaufen”, erklärt Gründer Melzer das Konzept hinter seinem Startup.

Zuletzt wanderten 35 Millionen Euro in Zolar – unter anderem von Energy Impact Partners. “Wir haben 2016 zu zweit in einer Garage angefangen, heute arbeiten rund 220 Mitarbeiter sehr leidenschaftlich daran, die Energiewende mit 100 % erneuerbarer Energie voranzutreiben. Jeden Monat kommen neue Leute dazu. Wir sind hungrig nach Wachstum und wissen, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftliches Wachstum sich nicht ausschließen”, sagt Melzer.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Zolar-Macher außerdem über Zweifamilienhäuser, Work-Life-Balance und Klimaschutz.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Zolar erklären?
Meine Großmutter lebte auf einem kleinen Bauernhof, wo sie sich früher autark versorgt haben. Mit Zolar machen wir im Prinzip etwas sehr Ähnliches, indem wir den Menschen die Möglichkeit geben, sich selbst autark mit Energie zu versorgen. Meiner Oma sage ich, dass ich Solaranlagen jetzt online verkaufe, im Internet. Für die Installation aber dann Hand in Hand mit lokalen Handwerksbetrieben arbeiten. Warum online fragt mich meine Oma oft? Weil wir so noch mehr Menschen erreichen und ihnen alles aus einer Hand anbieten können – von der Planung und Beratung, über einen hilfreichen Kundenservice bis zur fachgerechten Installation. In Zukunft ist es dann möglich seinen eigenen Energieverbrauch über unsere App mobil zu steuern.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Seit Gründung verfolgen wir ein Ziel: Wir möchten auf jedes Dach der Welt eine Solaranlage bauen und damit die Nutzung erneuerbarer Energien für alle so einfach wie möglich machen. Das Potenzial für Photovoltaik in Deutschland insbesondere auf privaten Dachflächen ist riesig. Gerade einmal 11 % oder 1,3 Millionen der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland verfügen heute schon über eine Photovoltaikanlage. 89 % der Hausdächer sind noch ungenutzt. Gepaart mit dem steigenden Klimabewusstsein der Bevölkerung sehen wir hier großes Wachstumspotenzial und ideale Voraussetzungen für unser Geschäftsmodell. In Zukunft wollen wir die Führungsposition in der neuen Generation von grünen Energieversorgern einnehmen. Dazu zählt die Erweiterung unseres Kerngeschäfts: Das Produktportfolio soll ganz im Sinne des Anspruchs eines elektrifizierten Haushalts eine Verzahnung von Energieerzeugung, Stromspeicherung und Mobilität ermöglichen.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir haben den kompletten Kaufprozess für eine Solaranlage digitalisiert, deutlich vereinfacht und transparent gemacht. Mit unserem Online-Konfigurator können Eigenheimbesitzer ihre Solaranlage zum Festpreis online planen, individuell konfigurieren und kaufen. Zeitgleich erhalten sie eine persönliche Beratung von Solarexperten. Seit Juli 2021 bieten wir auch die Miete von Solaranlagen an, um noch mehr Menschen zu ermöglichen erneuerbare Energie im eigenen Haus zu nutzen. Die Montage vor Ort übernehmen wahlweise unsere eigenen Installationsteams oder unser deutschlandweites Netzwerk zertifizierter lokaler Handwerksbetriebe. Diese wiederum können Aufträge über unser eigens entwickeltes Zolar Project Center online annehmen und abwickeln.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Die Solarbranche zeigt sich während der Covid-19-Pandemie als sehr krisenfest. Wir konnten 2020 unseren Umsatz stark steigern und streben 2021 eine Verdreifachung der deutschlandweiten Installationen an. Die Menschen waren sehr viel zuhause und haben die Zeit genutzt sich mit lang ersehnten Projekten, wie zum Beispiel dem Solareinstieg, auseinander zu setzen. Es scheint fast so, als hätte die Krise die Nachfrage noch weiter erhöht. Was haben wir noch aus dieser Zeit mitgenommen? Wir bieten unseren Mitarbeitern an 100 % remote zu arbeiten, auch nach der Pandemie. Bei der Personalsuche hat sich gezeigt, dass wir in den Dialog mit noch mehr und sehr guten Talents kommen. Viele unserer Mitarbeiter schätzen durch die flexible Homeoffice-Zeit die hinzugewonnene Work-Life-Balance. Das Office steht natürlich weiterhin jedem zur Verfügung, der gerne von hier aus arbeiten möchte. Für uns zählt das Ergebnis und keine starren Office-Zeiten.

Wie ist überhaupt die Idee zu Zolar entstanden?
Die Idee für Zolar kam mir bei einer Fahrradreise durch Südamerika. Dort habe ich selbst an den entlegensten Orten die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels gesehen – die Bilder schrumpfender Gletscher, ausgetrockneter Flüsse und abgestorbener Bäume haben mich nicht mehr losgelassen. Mit meinen damals neun Jahren Erfahrung in der Solarindustrie habe ich mich gefragt „Was kann ich persönlich für mehr Klimaschutz tun?” Daraufhin habe ich Zolar gegründet. Ich kann mich gut in Zukunfts-Szenarien hineindenken und diese auf heute herunterbrechen – vor allem in Bezug auf den Klimawandel und die Folgen für uns alle. Ich sehe das bildlich vor mir und habe daraus den Drive entwickelt, unbedingt etwas dagegen zu tun. Und daran halte ich bis heute fest. Es ist das „Warum“, das uns täglich antreibt.

Wie hat sich Zolar seit der Gründung entwickelt?
Wir sind rasant gewachsen. Wir haben 2016 zu zweit in einer Garage angefangen, heute arbeiten rund 220 Mitarbeiter sehr leidenschaftlich daran, die Energiewende mit 100% erneuerbarer Energie voranzutreiben. Jeden Monat kommen neue Leute dazu. Wir sind hungrig nach Wachstum und wissen, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftliches Wachstum sich nicht ausschließen. Denn nur durch Skalierung und Größe können wir den Impact auf das Klima erreichen, der notwendig ist, um den Klimawandel zu stoppen. In den kommenden Jahren wollen wir uns als Marke etablieren und die neue Generation grüner Energieversorger anführen. Für mich eine der wichtigsten Kennzahlen und der Grund, warum ich Zolar gegründet habe: Seit 2016 konnten Zolar-Kunden bereits 5.724 Tonnen CO2 einsparen. Allein seit Januar 2021 haben wir mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt. Jeden Monat werden es mehr, jeden Monat wird unser Impact größer. Erst im März 2021 konnten wir unsere Series-B auf insgesamt 35 Millionen Euro erhöhen. 2021 streben wir eine Verdreifachung der installierten Anlagen an und wollen nächstes Jahr bei über 100 Millionen Euro Umsatz sein.

Wo steht Zolar in einem Jahr?
Wir werden stark in Umsatz und installierten Anlagen gewachsen sein. Wir werden unsere App ausrollen und in weitere europäische Länder expandieren. Wir werden beweisen, dass Klimaschutz und wirtschaftliches Handeln vereinbar sind.

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Foto (oben): Zolar

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.