#Gründeralltag

Was Gründerinnen und Gründer gerne vor der Gründung gewusst hätten

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst? "Man muss immer seinem Gefühl vertrauen und einen Schritt nach dem nächsten gehen", sagt Julian Stiefel von Tourlane. "Unplanbarkeit", ergänzt Nicolas Pless von klaeny.
Was Gründerinnen und Gründer gerne vor der Gründung gewusst hätten
Mittwoch, 30. Juni 2021VonTeam

Regelmäßig bitten wir Gründerinnen und Gründer zum großen und beliebten Gründeralltag-Interview. Eine Frage, die wir jede Gründerin und jeden Gründer stellen lautet: “Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?” Hier 15 Antworten auf diese spannende Frage.

Man muss immer seinem Gefühl vertrauen und einen Schritt nach dem nächsten gehen. Anfangs hat kaum jemand an unsere Idee geglaubt. Wir haben viel an ihr herum geschraubt, bis wir letztendlich doch zurück gegangen sind zu unserer Ursprungsidee, um sie zu perfektionieren. Um dorthin zu kommen brauchte es allerdings all diese Zwischenschritte.
Julian Stiefel, Tourlane

Ich habe in meiner Kindheit und Jugendzeit zwar beobachtet, wie mein Vater sein Unternehmen gegründet und aufgebaut hat – aber „nur“ dabei zu sein oder selbst zu gründen, sind einfach zwei völlig unterschiedliche Dinge. Das habe ich recht schnell festgestellt und musste dann lernen damit umzugehen, meine eigenen Erfahrungen sammeln und Rückschläge und Erfolge selbst durchleben. Aber auch, wenn die Zeiten der schlaflosen Nächte schon eine Weile hinter mir liegen, habe ich den existenziellen Druck, den man bei einer Gründung erfährt, tatsächlich unterschätzt.
Maria Spilka, Mädchenflohmarkt

Den alten Spruch “selbständig, heißt selbst & ständig”, noch einmal zu verinnerlichen, hätte wahrscheinlich gereicht.
Maximilian Lober, Voya

Wie schlecht man eigentlich für das Unternehmertum vorbereitet ist. Selbst mit Studium und Berufserfahrung gibt es ganz viele Punkte, über die ich mir vorher gar nicht bewusst war und in die ich mich selbst erst einmal einarbeiten musste. Auch wie einsam manche Tage oder Wochen sein können habe ich etwas unterschätzt.
Rosalie Schmid, Less Waste Club

Die emotionale Achterbahnfahrt gerade in den ersten Monaten ist äußerst anstrengend und sehr Energie raubend. Für die unzähligen Ups und Downs teilweiße innerhalb nur eines Tages ist ein dickes Fell und Stressresistenz zwingend erforderlich. Das habe ich anfangs unterschätzt, ist gleichzeitig aber auch der geile Kick während der Gründung.
Matthias Potthast, Relevo

Es ist unglaublich, wie schwer es ist, gute Fachkräfte in einem so speziellen Feld wie unserem zu finden. Das hatte ich so nicht vermutet. Als alleiniger Gründer hat man sehr große Freiheit. Manche Entscheidungen total alleine zu fällen, ist dann aber doch sehr herausfordernd.
David Suermann, klardenker

Erstens, wie viel Ausdauer für das Gründer-Sein notwendig ist und zweitens, dass man sein Handeln immer wieder überdenken muss. Das muss man erst mal lernen. Man wird nämlich oft mit der Frage konfrontiert, ob die aktuelle Herangehensweise gerade noch die richtige ist und man einfach nur „Grit“ haben muss, die Sache so durchzuziehen oder ob es Zeit ist noch einmal umzudenken.
Benjamin Harr, UpReach

Viele Dinge brauchen Struktur, Wiederholung, Regelmäßigkeit. Man kann wirklich sehr viel mehr erreichen, wenn man sich etwas zur Gewohnheit macht und nach einem immer wiederkehrenden Muster erledigt. Die meisten Menschen nehmen sich vor, fit werden zu wollen. Das ist ein Ziel, an dem viele scheitern, weil der Berg zu groß ist. Wenn ich aber sage, ich mache jeden Tag fünf Übungen, gleich nachdem ich aufstehe, dann ist das machbar. Nach ein paar Wochen ist es eine Gewohnheit. Stück für Stück kann ich das Training intensivieren oder ausarbeiten. Der Erfolg stellt sich ein, weil ich dran bleibe. Im Job ist es nicht anders. Man definiert anspruchsvolle, aber erreichbare Ziele, überlegt mit welchen Schritten die Umsetzung gelingt, und integriert sie in den Arbeitsalltag. Am Anfang braucht man noch Zeit, aber irgendwann hat man sie verinnerlicht. Dann geht man einen Schritt weiter, nimmt neue Aufgaben hinzu. Auch hier wird erfolgreich sein, wer beharrlich an seinen Zielen bleibt und diese immer wieder an neue Gegebenheiten anpasst.
Christian Rebernik, Tomorrow’s Education

Wie wichtig eine gute Struktur ist! Auch wenn die Gründer und Mitarbeiter höchst motiviert und fachlich sehr kompetent sind, können diese ihre Leistung ohne eine gute Struktur niemals voll entfachen. Und dabei geht es nicht um wichtige Entscheidungen, sondern vielmehr um die kleineren Aufgaben. Im Laufe der Gründung entstehen immer mehr To-Do’s, die wenig Platz für das große Ganze lassen. Dies als Gründer wahrzunehmen ist nicht schwierig, die Herausforderung dabei besteht jedoch dieses Wissen auch in die Praxis zu übertragen. Es gibt niemanden, der einem eine Struktur vorgibt, weshalb man sich damit selbst sehr intensiv beschäftigen muss.
Philipp Dressler, Cathago

Mittlerweile weiß ich, was es bedeutet ein Startup zu gründen, nachdem Clouberry nicht mein erstes Startup ist. Hierdurch hatte ich bereits erste Erfahrungen gemacht und konnte in etwa einschätzen, was mich bei der zweiten Gründung erwartet. Die Devise lautet allerdings: Man lernt nie aus!
Chalwa Heigl, Clouberry

Ich habe die Bandbreite an Themen, die man als Gründer:in abdecken muss, ehrlich gesagt etwas unterschätzt: von der Gründungsidee und Website-Erstellung, über Finanzierungsrunden und Mitarbeiter:innen-Gewinnung hin zum Onboarding von Neukund:innen kommen viele Themenbereiche zusammen. Man sollte viele strategische Entscheidungen fällen können, sein eigenes Können ständig hinterfragen und sich neue Wissensgebiete aneignen – ganz besonders am Anfang, wenn man noch eine One-Woman-Show ist.
Melanie Beatrice Flore, flowflake

Ich war überrascht, wie wenig die Politik von Wirtschaft versteht und wie durch falsche Sichtweisen auf die meisten Unternehmen vielen Menschen geschadet wird. Zudem hatte ich mir nicht vorstellen können, wie schlimm es wirklich ist, wenn man einer/m Mitarbeiter*in kündigen muss.
Jorin Zschiesche, recordJet

Ich bin von Grund auf ein sehr realistischer Mensch – tendiere also weder zu großem Optimismus oder Pessimismus. Das war bei der Gründung sehr hilfreich, da ich mir vieles ähnlich ausgemalt habe, wie es sich dann auch ergeben hat. Allerdings fiel es mir am Anfang sehr schwer, Aufgaben abzugeben. Lässt man sich jedoch einmal darauf ein und findet Personen für’s Team denen (& deren Fähigkeiten) man vertraut, ist es unglaublich befreiend und auf Dauer natürlich sowieso mit Wachstum unausweichlich.
Anna Nußbaum, Miyana Berlin

Ich glaube, wenn man wirklich ernsthaft mit dem Gedanken spielt, ein Unternehmen zu gründen, dann holt man so viele Informationen wie möglich ein, auch darüber, wie denn so ein Leben als Gründerin ausschauen wird. Zumindest ich hatte da sehr konkrete Vorstellungen, habe mit etlichen Gründern gesprochen – ich wusste also, worauf ich mich einlasse … theoretisch. In der Praxis allerdings fühlt sich so ein Gründer*innen-Dasein dann doch ganz anders an, selbst die Dinge, die man schon zig Mal in der Phantasie durchgespielt hat, damals – vor der Gründung. In der Praxis war es dann wirklich so, dass ich mir das Ausmaß und Intensität des Gründerlebens nicht zuvor vorstellen konnte. Es ist wirklich diese Kombination aus „Selbst & ständig“, die Arbeit hat einen sehr große Impact auf das Privatleben und man muss sich schon vor dem Gründen genaue Gedanken machen, mit welchen Mitteln man sich auch erholen und abschalten kann.
Caroline Nichols, 3Bears

Unplanbarkeit. Mein Mitgründer  Jannes Meier und ich sind bestens ausgebildet und haben starke Berater um uns, die uns strategisch unterstützen. Aber während einer Gründung verläuft nicht immer alles nach Plan und oft ist es besser mittelfristig zu planen und kurzfristig zu iterieren. Build-Measure-Learn lernt man früh, aber den Stellenwert dieses Konzepts im Gründeralltag haben wir vorher nicht einschätzen können.
Nicolas Pless, klaeny

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): Shutterstock